Kia Stinger: Preiswerte Feinkost

Gutes Design, hochwertige Ausstattung, glänzende Fahreigenschaften – und das ganze Paket zu einem guten Preis. Warum der Stinger dennoch mehr fürs Markenimage denn für Verkaufserfolge gut sein soll, hat einen schlichten Grund – er ist ein Kia.

Picanto und Rio, Sportage und Stonic. Das sind die Vertreter der Klein-, Mittel- und SUV-Ligen, in denen der südkoreanische Autobauer erfolgreich mitspielt. Seit dem Jahr 2008 mit 225.000 verkauften Fahrzeugen kletterte die Bilanz auf rund 470’000 Einheiten in diesem Jahr. Was durchaus für Qualität spricht. In der höchsten Kategorie, der Premiumklasse, war Kia allerdings noch nicht vertreten. Bis zum Kia Stinger. Zwar lässt der Name viel Raum für Interpretationen, aber eigentlich spielt es keine Rolle, ob die gleichnamige Boden-Luft-Rakete Pate stand, oder ob der Wortsinn gemeint ist, mit dem man einen Stachel in die Marktdominanz der Mitbewerber setzen will. Fakt ist, dass die vierköpfige Stinger-Familie verblüfft und das Spitzenmodell 3.3 T-GDI V6 beeindruckt. Und auch wenn dieser Kia kein Verkaufsschlager wird, hat er das von Kia erklärte Ziel, das Markenimage nachhaltig zu stärken, bereits erreicht.

Beeindruckende Serienausstattung mit sechs Assistenzsystemen

Deutschland-Chef Stefan Kost kann dieser Tage erstmals Feinkost an seine Händler ausliefern lassen. Denn so was wie den Stinger gab es bei Kia noch nie. Klar, dass der Mann stolz darauf ist: „Wir vergleichen uns mit Premiumprodukten wie dem BMW 4er Grand Coupé oder dem Audi A5 Sportback und sind mit dem Stinger mindestens auf Augenhöhe.“ Stimmt nicht ganz. Was den Preis betrifft, ist der Stinger in der Premiumabteilung Grand Turismo unschlagbar. Vieles von dem, was Kia in der Serienausstattung anbietet, findet man bei den Marktführern ausschliesslich bei der Sonderausstattung. Die schwarze Lederausstattung etwa, das beheizbare Lenkrad, das Head-up-Display, das Navigationssystem oder das Soundsystem von Harmann-Kardon mit 15 Lautsprechern. Das alles ist schon ziemlich viel Auto fürs Geld, der fernöstliche Hammer aber sind die sechs inkludierten Assistenzsysteme für Fernlicht, Toterwinkel-, Müdigkeits- und Frontkollisionswarner, Spurhaltung sowie Verkehrszeichenerkennung. 57’950 Franken ruft Kia für sein Topmodell auf, das bis auf ein halbes Dutzend Kleinigkeiten keine Sonderpreisliste benötigt. Was Stefan Kost zu der Aussage nötigt: „Für dieselbe Ausstattung bezahlt man bei vergleichbaren Modellen mindestens 25’000 Franken mehr.“ Nicht zu vergessen: Sieben Jahre Garantie gibt es, und wer bis Ende des Jahres einen Stinger bestellt, bekommt drei Jahre lang Wartung und Ölwechsel gratis.

Sieht ganz nach einer Erfolgsgeschichte aus, sollte man meinen. Aber wenn nicht ein Wunder geschieht, wird’s keine. Bei Kia wären sie schon happy, in diesem Jahr noch 25 Exemplare ihres Topmodels unter die Leute zu bringen. Bei elf Blind-Vorbestellungen (Kost: „Das gab es bei Kia noch nie!“) sind die Chancen dafür nicht übel, aber letztlich kommt es darauf nicht an. „Wir wollten unseren Kunden gegenüber ein Statement abgeben, dass Kia auch in der Champions League spielen kann,“ sagt der Deutschland-Chef. Schon die 2011 auf der Frankfurter IAA gezeigte Studie zeigte dieses Potential. Es wurde vom deutschen Kia-Designchef Peter Schreyer, der bis 2006 für den VW-Konzern zeichnete, optisch perfekt ausgeschöpft.

Ein Grand Turismo zwischen Sport und Komfort

Weil die Wahrheit bekanntlich auf der Strasse liegt, wollen wir mal sehen, ob der Schöne auch ein Biest sein kann. Der kurvige Rundkurs Circuito Mallorca bei Lucmajor eignet sich perfekt für eine Antwort. Die 370 PS des Sechszylinder-Turbos schieben flott an, und natürlich ist man im Sport-Plus-Modus unterwegs, das der Electronic Stability Control (ESC) soviel Freiheit lässt, dass es für leichte Drifts am Kurvenausgang reicht. Danach zieht der Allradantrieb den Stinger ohnehin wieder in die gerade Spur. Die Bilanz: Veritable Beschleunigungswerte (4,9 Sekunden auf Hundert), eine beeindruckend schnelle Achtgang-Automatik und ein Top-Fahrwerk. Hätten wir uns auch denken können, denn mit Chefentwickler Albert Biermann mischte eine zweite deutsche Koriphäe mit – er kam von der BMW M GmbH. Und so glauben wir natürlich die 270 km/h Topspeed, ohne sie auf der Tachonadel gesehen zu haben. Dafür war die Circuito-Gerade zu kurz und die Guardia Civil zu gefährlich. Perdón!

Und da waren eben noch diese herrlichen Landstrassen auf Malle, die vorbei an Windmühlen und durch weite Olivenplantagen führen, oder direkt am Meer entlang und hoch über der Küste. Wahlweise in Smart, Eco oder Comfort mutierte der Sportler zur cruisenden Limo für die angenehme Inselentdeckung. Und spätestens jetzt muss in jedem Lifestyler die Erkenntnis reifen, dass er am Steuer eines schicken Grand Turismo sitzt, der das Zeug zum Trendsetter hat: Gute Optik, viel Klasse – eine Rarität auf unseren Strassen.

Technische Daten

Modell: Kia Stinger 3.3 T-GDI V6 | Motor: 3,3-Liter-Sechszylinder-Turbobenziner | Leistung: 272 kW (370 PS) bei 6’000 U/min | Drehmoment: 510 Nm bei 1’300 U/min | Getriebe: 8-Gang-Automatik | Antrieb: Allradantrieb | 0-100 km/h: 4,9 s | Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h | Tankinhalt: 60 l | Normverbrauch: 10,6 l/100 km | CO2: 244 g/km | Länge: 4,83 m | Breite: 1,87 m | Höhe: 1,40 m | Leergewicht: 1’909 kg | Kofferraum: 406 bis 1’114 l | Listenpreis: 57’950 Franken

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