Hyundai Santa Fe: Western war gestern

Vom Outdoor-Typen zum Familien-SUV. Die vierte Generation des Hyundai überzeugt auch durch Komfort, Platz und Qualität – sowie bislang einmaliger Sicherheitssysteme.

Die Produkt-Manager bei Hyundai müssen sehr besorgte Väter sein. Anders sind die ungewöhnlichen Assistenzsysteme im neuen Flaggschiff-SUV Santa Fe nicht zu erklären. So lassen sich die hinteren Türen – sie haben schliesslich keinen Rückspiegel – erst dann öffnen, wenn keine Gefahr von herannahenden Radfahrern oder Autos droht. Kinder können also nicht Hals über Kopf aus dem Wagen stürmen. Und wie oft hat man schon gelesen, dass Babys oder Hunde bei sengender Hitze von gestressten Eltern versehentlich im Auto zurückgelassen wurden. Bewegt sich im Santa Fe noch etwas nach dem Abschliessen, schalten sich Hupe und Scheinwerfer ein. Zudem kann sich der Nachwuchs nicht mehr selbst einschliessen, falls zufällig der Verriegelungsknopf gedrückt wird.

Volltreffer eines deutschen Designers

Ob die neuen Sicherheits-Features bei jungen Familien letztlich ausschlaggebend für den Kauf des neuen Santa Fe sind, wird die Praxis zeigen. Auf jeden Fall aber ist das Design mittlerweile Kaufgrund Nummer eins in der Branche. Hier gelang Hyundais Designteam unter Peter Schreyer – er schuf bei VW einst den New Beetle und bei Audi den ersten TT – erneut ein Volltreffer. Der Santa Fe wirkt stimmig in den Proportionen, ist nicht aufdringlich und wuchtig, dennoch athletisch, aber wiederum nicht übertrieben maskulin. Ein gefälliges SUV, das mit einer Länge von 4,7 Metern seinen Vorgänger um sieben Zentimeter übertrifft und gleichzeitig die bisherige Variante Grand Santa Fe ersetzt. Dennoch muss der Kunde nicht auf die dritte Sitzreihe verzichten. Sie bietet Hyundai weiterhin optional an.

Das Platzangebot erweist sich als grosszügig, vorne wie hinten, der Einstieg ist bequem, das Raumgefühl angenehm, besonders, wenn, wie im Testwagen, das riesige Panoramadach verbaut wurde. Hinter den geteilt umlegbaren Rücksitzen bleiben üppige 516 Liter. Liegt alles flach, schluckt der Santa Fe sogar bis zu 1’615 Liter und bietet die Lademasse eines Oberklasse-Kombis. Es wäre verwunderlich, gäbe es jetzt keine elektrisch zu betätigende Heckklappe. Doch damit nicht genug. Ein Warnsystem schlägt sogar Alarm, wenn nach oben nicht genug Platz ist, um die Klappe zu öffnen und diese womöglich mit der Garagendecke kollidieren könnte.

Die Ausstattung ist okay, verblüfft aber nicht

Im Interieur gibt sich der neuen Santa Fe klassisch, womit in erster Linie das Layout gemeint ist: Instrumente hinter dem Lenkrad, grosser, freistehender Bildschirm in Armaturenbrettmitte, darunter die Lüftungsgitter sowie die Regulierungen für die Klimaanlage. Fahrer und Beifahrer trennt eine grosse Mittelkonsole, auf der Wählhebel und Getränkehalter Platz finden. Finesse und Extravaganz sucht man vergeblich. Dafür steht die Marke Hyundai schlicht nicht. Eher für Solidität. Das sieht man auch bei der Auswahl der Materialien sowie deren Verarbeitung. Alles okay, aber nichts, was verblüfft. Vier farblich unterschiedliche Trims kann der Kunde wählen, darunter sogar ein Bordeaux-Rot. Früher wäre das für einen Koreaner ein absolutes No-Go gewesen.

Rund 51’000 Franken verlangt Hyundai mindestens für den neuen Santa Fe. Dafür gibt es das Einstiegsmodell mit einem 2,2-Liter-Dieselmotor mit 200 PS, Frontantrieb und manuellem Sechsganggetriebe. Die Topversion lieferte bei einer ersten Testfahrt eine überzeugende Vorstellung ab: laufruhig, durchzugsstark und in Verbindung mit der neuen Achtgang-Automatik wird das SUV zu einem souveränen Kumpel. Wer zusätzlich den vollvariablen Allradantrieb ordert, fühlt sich auch im Winter mit dem Santa Fe gut gerüstet. Genauso wie der eine oder andere Pferdebesitzer, der seinen Hänger im matschigen Geläuf bewegen möchte. Ziehen darf der grosse Koreaner immerhin zwei Tonnen.

Der 2,4-Liter-Benziner ist zu durstig und zu teuer

Eher keine Rolle spielt der 2,4-Liter-Benziner bei uns. Schon deshalb, weil im Alltag der Verbrauch kaum unter zwölf Liter gehalten werden kann und es die Version ausschliesslich mit Automatik und Allrad gibt. Entsprechend hoch liegt dann der Preis. Nennen konnte Hyundai ihn noch nicht. Man ist noch in der Findungsphase und schaut wohl bei der Konkurrenz genauer nach. Nebenbei sei erwähnt, alle Motoren erfüllen die strengen Abgasanforderungen Euro 6d Temp, die erst ab September 2019 gültig werden. Der Benziner verfügt über einen Partikelfilter, die Diesel arbeiten zusätzlich mit Harnstoffeinspritzung und SCR-Kat.

Rund ein Dutzend Fahrer-Assistenzsysteme lassen sich in der Preisliste ankreuzen oder sind je nach Ausstattungslinie sogar serienmässig an Bord. Dazu gehören ein Head-up-Display, ein Frontkollisionswarner, ein Notbremsassistent, der auch beim Rückwärtsfahren, beispielsweise aus einer Einfahrt heraus, reagiert, die aktive Spurhaltung, eine Kamera am Heck und ein adaptiver Tempomat. Schade nur, dass der Staupilot im Santa Fe nur innerhalb weniger Sekunden von alleine wieder anfährt. Ist die Standzeit überschritten, muss der Fahrer selbst aktiv werden. Gehört doch gerade auf den chronisch verstopften Strassen in Korea der Stau zum täglichen Geschäft – in dem sicher auch Hyundais Entwickler viel Zeit verbringen.

Technische Daten

Modell: Hyundai Santa Fe, fünftüriges, fünfsitziges SUV mit Allradantrieb | Länge: 4,7 Meter | Breite: 1,88 Meter | Höhe: 1,69 Meter | Radstand: 2,7 Meter | Kofferraumvolumen: 516 bis 1’615 Liter | Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel | 147 kW/200 PS bei 3’800 U/min | Maximales Drehmoment: 440 Nm bei 1’750-2’500 U/min | 0-100 km/h: 9 s | Vmax: 203 km/h | Durchschnittsverbrauch: 6 l/100 km | CO2-Ausstoss: 159 g/km | Abgasnorm: Euro 6d Temp | Preis: ab 51’000 Franken

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