Cannabis und Sport: Kann Kiffen das Training verbessern?

Seit 1. April ist Cannabis in Deutschland teillegalisiert.

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Cannabis ist unter Sportlern extrem beliebt. Die Vorteile klingen verlockend: Es kann Schmerzen lindern, die Regeneration stützen, motivieren oder die Angst nehmen. Doch es gibt auch einige Risiken.

Kiffen und Fitness – klingt erstmal konträr. Tatsächlich ist Cannabiskonsum aber unter Sportlerinnen und Sportlern weitverbreitet und beliebt. Zahlreiche Spitzenathletinnen und -athleten setzen auf den Stoff, obwohl er auf der Dopingliste der Welt-Anti-Doping-Agentur steht. So wird geschätzt, dass weit mehr als die Hälfte der Spieler in der American-Football-Liga NFL regelmässig Cannabis konsumiert. Das Problem? „Die Risikobereitschaft wird grösser“, erklärt Suchtexperte und Buchautor Dr. Gernot Rücker („Rausch“, Mosaik Verlag) der Nachrichtenagentur spot on news. „Cannabiskonsum führt dazu, dass wir laxer werden. Und das bedeutet natürlich, dass wir mit gefährlichen Situationen argloser umgehen – das kann besonders in Sportarten, die an sich schon ein hohes Risiko bieten, dazu führen, dass man sich oder andere verletzt.“

Cannabis entspannt die Muskeln

Doch nicht ohne Grund ist Cannabis bei Sportlern – seien es Profiathleten oder Laien – extrem beliebt. Ob der Konsum zu einer tatsächlichen Leistungssteigerung führen kann, sei wissenschaftlich nicht bewiesen. Es sei aber „überhaupt keine Frage“, dass Cannabis Anspannungen lösen und Schmerzen lindern kann, so Dr. Rücker. „Cannabis entspannt und kann bei Nerven- oder Muskelschmerzen helfen und diese lindern. In diese Rubrik fällt auch der Muskelkater oder andere Trainingsschmerzen hinein.“ Es macht kaum einen Unterschied, ob man dagegen klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol einnimmt oder eben Cannabis.

„Das Tückische ist aber: Schmerz ist für den Körper eine Art Alarmsymptom. Haben wir Schmerzen, sollten wir den Körper schonen. Stillen wir den Schmerz mit Schmerzmitteln und machen munter weiter, können wir damit noch mehr Schaden anrichten“, warnt der Mediziner.

Angst vorm Fitnessstudio? Cannabis könnte motivieren

Einen weiteren Vorteil könnte Cannabiskonsum für Menschen haben, die unter der sogenannten „Gym Anxiety“ leiden oder beim Sport grossen Druck verspüren. Viele Menschen kostet es Überwindung, ins Fitnessstudio zu gehen – sei es aufgrund von sozialen Ängsten, Selbstzweifeln oder Scham in der Umkleidekabine. Solche Ängste oder psychischen Druck kann Cannabis laut Dr. Rücker durchaus auch entlasten.

In einer Studie der University of Boulder im US-Bundesstaat Colorado aus dem Jahr 2019 gaben 70 Prozent der Befragten an, dass der Konsum sie motiviere, sich zu bewegen. Zudem sehen Forschende eine Ähnlichkeit zwischen einem Cannabisrausch und dem sogenannten „Runner’s High“: Dieses Hochgefühl wird offenbar durch Cannabinoide ausgelöst, die der Körper selbst herstellt.

Zudem kann der Konsum massgeblich zur Erholung nach dem Training beitragen: „Cannabis kann die Regeneration nach dem Sport fördern, absolut. Wenn Sie etwas nehmen, das beruhigt und erholt, sind Sie immer im Regenerationsmodus“, erklärt Dr. Rücker.

Suchtexperte warnt vor Risiken des Cannabiskonsums im Sport

Der Suchtmediziner sieht den Konsum allerdings als eine „Gratwanderung zwischen Nutzen und Schaden“ – sei es bei der Regeneration oder im Training selbst. „Im höheren Dosis-Bereich kann ein Dauer-Entspannungsmodus einsetzen, der wenig förderlich beim Sport ist. Ab einem gewissen Punkt – und der ist bei jedem Menschen individuell – sagt man sich dann: ‚Warum soll ich mich noch aufs Fahrrad setzen?'“

Von einem Joint vor oder während des Trainings rät Dr. Rücker deutlich ab: „Es könnte dazu führen, dass man sich übernimmt, weil man risikobereiter ist.“ Im Fitnesstraining mit Gewichten könne es etwa dazu führen, dass man sich überanstrengt oder unkonzentriert ist. „Das Verletzungsrisiko ist dabei sehr hoch.“

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