Wie eine New Yorker Insel durch Explosionen berühmt wurde

Selbst gebürtige New Yorker dürften ins Stocken geraten, wenn sie nach dem schnellsten Weg zu einer Burg oder einem Schloss im „Big Apple“ gefragt werden. Tatsächlich liegt Pollepel Island ein gutes Stück von Manhattan, Bronx und Co. entfernt – doch seine Geschichte ist eng mit der Stadt verknüpft.

Es war im Jahr 1901, als der schottische Unternehmer Francis Bannerman VI. auf einem unbedeutenden Eiland, rund 100 Kilometer von Downtown New York entfernt, eine luxuriöse Residenz errichten liess. Dass seine Wahl ausgerechnet auf Pollepel Island fiel, hatte nicht unbedingt mit einem besonderen Wunsch nach Abgeschiedenheit zu tun: Bannerman benötigte in erster Linie Platz, um seine Waren zu lagern – und das wäre mitten in New York undenkbar gewesen. Denn er war zu diesem Zeitpunkt wohl einer der grössten Waffenhändler der gesamten Ostküste.

Bannerman Castle war also von Anfang an mehr Depot als Wohnhaus. Der Schotte hatte bei einer Auktion nahezu alle spanischen Waffen aus dem Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 erstanden. Sein Plan war es, seine Waren an amerikanische Privatleute weiterzuverkaufen. Die kleine Insel im Hudson River diente lediglich als Zwischenlager für Pistolen, Kanonen und Unmengen an Schwarzpulver. Die meiste Zeit verbrachten Bannerman und seine Familie in einem Haus deutlich näher am Stadtkern.

Pulverfass Pollepel Island

Vom Festland aus war der prächtige Bau im schottischen Stil gut zu erkennen. Mit Bannermans Tod 1918 waren die Glanzzeiten der Burg nach nicht einmal 20 Jahren bereits wieder vorbei. Bei einer massiven Explosion gingen 1920 schätzungsweise 200 Tonnen Schwarzpulver in die Luft und zerstörten grosse Teile des Komplexes. Bannermans einstiges Vorzeigeprojekt verkam in den darauffolgenden Jahrzehnten, ehe der Bundesstaat New York 1967 die Insel kaufte und alle verbliebenen Waffen und Sprengstoffe entfernen liess. Der Plan, aus Pollepel Island eine Sehenswürdigkeit zu machen, wurde durch ein grosses Feuer 1969 jäh gestoppt. Daraufhin wurde die Insel für die Öffentlichkeit gesperrt.

Es folgten erneut lange Jahre des Stillstands. Erst ab 2008 bot die Organisation „Bannerman Castle Trust, Inc.“ Touren zu den geschichtsträchtigen Ruinen auf dem Hudson an. Und wieder dauerte es nur wenige Monate, ehe es zum nächsten Unglück kam. Im Jahr 2009 brachen grosse Teile der Vorder- und Ostwand zusammen. Das verbliebene Mauerwerk wird seitdem zusätzlich mit Pfeilern und Trägern gestützt. Den Verfall von „Bannerman Castle“ werden aber auch sie nicht ewig aufhalten können. Es scheint so, als könnte New York seine einzige Burg bald wieder verlieren.

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