Fettabsaugen statt Diät? Das bringt die Schönheits-OP wirklich

Fettabsaugen und Brustvergrösserungen sind die Spitzenreiter bei den ästhetischen Operationen. Was es hier zu beachten gibt, verrät Dr. Timo Spanholtz, Autor des Ratgebers „Schönheitsoperationen“, im Interview.

Ästhetische Operationen gehören nicht nur ins Reich der Stars und Sternchen, auch für viele Menschen abseits der roten Teppiche werden die Eingriffe immer attraktiver. Spitzenreiter sind Fettabsaugen und Brustvergrösserungen. Dr. med. Timo Spanholtz gibt in seinem Buch „Schönheitsoperationen“ Ratschläge, wie man sich richtig informiert, den passenden Arzt findet und erklärt, was bei einem Eingriff passiert. Im Interview verrät der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Inhaber der Praxisklinik am Rosengarten, was er davon hält, wenn Patienten mit Fotos von Prominenten in die Praxis kommen.

Die Zahl der Menschen, die sich einer Schönheitsoperation unterzogen haben oder eine planen, hat ein neues Rekordhoch erreicht. Woran liegt es überhaupt, dass sich immer mehr Menschen dazu entschliessen, ihre Makel entfernen zu lassen?

Dr. Timo Spanholtz: Ich glaube, das liegt einerseits an der medialen Durchdringung unserer Gesellschaft – besonders in der westlichen Welt. Wir haben uns daran gewöhnt, unser Leben und somit auch unsere Person in sozialen Medien so zu präsentieren, wie wir uns gerne sehen. Eine ungehemmte Offenheit gegenüber ästhetischen Eingriffen ist eine logische Folge dieser bedenklichen Entwicklung.

Sie raten dazu, mehrere Beratungsgespräche bei verschiedenen Ärzten in Anspruch zu nehmen. Viele Menschen setzen bei der Recherche heutzutage dagegen ausschliesslich auf das Internet. Welche Gefahren lauern hier?

Spanholtz: Das Verhältnis zu einem Arzt bleibt eine zu 100% persönliche Angelegenheit. Sie müssen als Patient einfach fühlen, ob da eine Professionalität und Aufrichtigkeit ist. Videos und Onlinepräsentationen sind geduldiger als Papier. Ausserdem ist das Internet auch ein Sammelbecken für besonders mitteilungsbedürftige Mitmenschen. Hierdurch überwiegen oft einzelne und auch falsche oder unvollständige Fakten. Eine persönliche Beratung ist im Fach Ästhetische Chirurgie da die Rettung.

Eine Fettabsaugung ersetzt keine Diät, darauf machen Sie in Ihrem Buch auch aufmerksam. Wann ist eine Fettabsaugung sinnvoll und welche körperlichen Voraussetzungen sollte man mitbringen?

Spanholtz: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung und ein straffes Bindegewebe helfen, ein schönes Ergebnis zu bekommen. Rauchen sollte man nach Möglichkeit nicht. Sicher sind kleine, örtlich begrenzte Fettpolster besser zu entfernen als eine übergewichtige Fehlverteilung von Fett. Lipödem-Patienten profitieren zudem sehr von den modernen Verfahren wie Bodyjet und Bodytite. Auch die Kryolipolyse, also das nicht operative Wegfrieren von Fett hat seine Berechtigung gefunden. Wir bieten alle Verfahren an.

Was darf man sich von dem Eingriff erwarten und was nicht?

Spanholtz: Das Erwartungsmanagement ist in der ästhetischen Chirurgie absolut wichtig. Viele Patienten denken, dass moderne Plastische Chirurgie Ergebnisse narbenfrei herbeizaubern kann. Viele unseriöse Kollegen befeuern diesen Eindruck übrigens durch die unkontrollierte Präsentation entsprechender Informationen in modernen Medien. Lassen Sie es mich so sagen: solide aufgeklärt und durch erfahrene Hand geplant können tolle Ergebnisse entstehen. Es ist aber eine Teamarbeit zwischen Plastischem Chirurgen und Patient. Zusammen kann man vieles erreichen.

Kann man nach einer Liposuktion an den behandelten Stellen wieder zunehmen?

Spanholtz: Wenn man abnimmt, dann verkleinern sich die Fettzellen, aber die Anzahl bleibt identisch. Man nimmt also an den exakt gleichen Stellen wieder zu, sofern man sein Gewicht nicht halten kann. Bei der Lipo werden Fettzellen, also Speicherzellen, wirklich entfernt. Ein gleichartiges Zunehmen in der abgesaugten Region ist damit ausgeschlossen.

Viele Frauen wünschen sich nicht nur einen flachen Bauch, sondern auch grössere Brüste. Immer wieder gibt es Geschichten über verrutschte oder zerstörte Implantate. Wie gross ist die Gefahr wirklich?

Spanholtz: Am liebsten würden wir gar keine Implantate mehr verwenden – das ist jedem klar. Aber nicht jede Frau hat ausreichend Fettgewebe, um die Brustvergrösserung nur mit Eigenfett durchführen zu können. Die echten Risiken sind die harte Verkapselung des Implantats. Dann muss es tatsächlich gewechselt werden. Zerstörte Implantate sieht man nur noch als Folge von Billig-OPs. Das Verrutschen oder Drehen kann passieren – hier hilft aber die Erfahrung eines Plastischen Chirurgen, das Risiko minimal zu halten.

Ein Trend bei den Schönheits-OPs sollen Vagina-Operationen sein. Können Frauen dadurch tatsächlich ihr sexuelles Empfinden verbessern?

Spanholtz: Absolut. Sex ist eine Sache, die zu 80% im Kopf passiert. Fühlt sich die Frau mit ihrer Vagina oder der Mann mit seinem Penis nicht wohl, leidet die Sexualität und das Selbstwertgefühl. Wir können inzwischen beiden Geschlechtern helfen und haben langjährige Erfahrungen sowohl bei Penisvergrösserungen als auch bei Vaginalverjüngung. In diesen Fällen gehören wir zu den führenden Zentren und verwenden modernste Techniken, die oftmals auch ohne Operation funktionieren.

Welche Trends der vergangenen Jahre halten Sie für überflüssig oder gefährlich?

Spanholtz: Es sind nicht die einzelnen Trends, die ich kritisiere, sondern etwas anderes: das Mass beziehungsweise die Masslosigkeit in der Nutzung dieser Techniken. Die Dosis macht auch hier das Gift und wenn Patienten übertreiben, entstehen furchtbare Ergebnisse, die eigentlich niemand erstrebenswert findet. Ich kann die Kollegen absolut nicht verstehen, die solchen Patientenvorstellungen folgen und Frauen zu Leopardengesichtern machen oder was auch immer. Das ist abzulehnen und entspricht im Übrigen auch nicht meiner ärztlich-ethischen Auffassung!

In den USA soll für viele Frauen die Nase von Herzogin Meghan als Vorbild für eine Schönheits-OP dienen. Wie oft kommen Patienten zu Ihnen, die sich wünschen, optisch einem Prominenten zu ähneln?

Spanholtz: Vor allem junge Patientinnen unter 30, und davon kommen sehr viele zu mir, zeigen gerne Bilder auf dem Smartphone. Ich nehme dann immer folgendes Beispiel: Wenn ich mir die Frisur von David Beckham machen lasse – wie gross ist dann meine Chance, so auszusehen wie David? Mal ehrlich: Ein Körper besteht aus zahllosen Einzelaspekten. Die Änderung eines Merkmals wird nie den Gesamteindruck einer anderen Person herstellen und soll das auch gar nicht! Wie traurig ist es, wenn man unbedingt jemand anders sein möchte. Ist das schon mal gut gegangen? Jeder muss sein eigenes Ideal finden, danach intensiv streben und diszipliniert arbeiten. Die schnelle Transformation in einen anderen Menschen gehört ins Kino!

Vorheriger ArtikelChris Evans verabschiedet sich von Captain America
Nächster ArtikelKeira Knightley hatte mit 22 einen Nervenzusammenbruch