Interview mit Lizzy Plapinger von MS MR: «Das Schweizer Publikum war unglaublich ruhig»

Quelle: Sony Music

Die Tage, an denen MS MR ihre Musik anonym bei Tumblr veröffentlichten, sind schon lange gezählt. Kürzlich verzauberte das US-amerikanische Popduo mit einem grossartigen Live-Auftritt im Zürcher X-TRA das Schweizer Publikum. Kurz vor Showbeginn trafen wir die New Yorker Sängerin Lizzy Plapinger zum Interview.

Nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Secondhand Rapture“ im Mai 2013, das für gerade einmal 500 Dollar im Gästezimmer einer Wohnung in Brooklyn aufgenommen wurde und bis heute über dreissig Millionen Streams verzeichnet, waren sie schon bald das gefeierte Alternativ-Pop-Duo, das sowohl Fans als auch Medien überzeugte. Als Lizzy Plapinger und Max Hershenow 2014 nach New York zurückkehrten, um die Arbeit am zweiten MS-MR-Album „How does it feel“ zu beginnen, waren gerade einmal drei Jahre seit ihrer ersten Begegnung vergangen. Trotz ihres Erfolgs ist auch auf dem zweiten Studioalbum nicht der grosse Glamour, sondern die ganz besondere MS-MR-Ethik zu spüren. Wie zu ihrer Anfangszeit mieteten die beiden Musiker ein einfaches Zimmer in Bushwick und arbeiteten drei Monate lang, Tag und Nacht, an ihrem neuesten Werk. Mit „How does it feel“ erdet sich das Duo erneut, zeigt sich aber gleichzeitig verbessert und fokussierter als je zuvor – sowohl als Texter, Sänger, Produzenten als auch live auf den grossen Bühnen.

Hallo Lizzy, schön dich in Zürich begrüssen zu dürfen, wie geht es dir?
Danke, es geht mir richtig gut. Es ist bereits mehr als zwei Jahre her, als wir das letzte Mal in Zürich waren und ich freue mich riesig, wieder hier spielen zu dürfen.

Was kennst du von der Schweiz?
Ich habe gehört, dass es hier ein sogenanntes „Killer-Fondue“ geben soll. Das würde ich später gerne mal probieren. Ausserdem gibt es in der Schweiz die beste Schokolade.

Und wie sieht es mit einem Schweizer Künstler aus?
Ich bin mir ganz sicher, dass ich einige Künstler aus der Schweiz kenne. Leider kommt mir aber kein Name in den Sinn, den ich jetzt spontan nennen könnte.

Das neues Album „How does it feel“ ist gespickt mit eingängigen Melodien und tollen Beats. Wie und wo wurde es aufgenommen?
Um ehrlich zu sein, ist es ziemlich ähnlich entstanden, wie unser Debütalbum. Nach dem überwältigenden Erfolg von „Secondhand Rapture“ hatten wir eigentlich die Möglichkeit, für die Aufnahmen für „How does it feel“ in ein modernes, vollausgestattetes Studio zu gehen. Wir haben uns aber bewusst dagegen entschieden und kehrten zu unseren Wurzeln zurück. Wir mieteten uns in ein kleines, unscheinbares Studio ein, installierten den Computer von Max, sowie ein Keyboard, einen Synthesizer und ein Mikrofon und machten einfach zusammen Musik. Die familiäre Atmosphäre beflügelte uns in unserem Schaffen und es sind grossartige Songs entstanden. Wir hatten im Studio auch sehr viel Spass und freuen uns jetzt umso mehr, die Songs live performen zu können, denn für diesen Zweck haben wir sie ja auch geschrieben.

Was gefällt dir besser: im Studio zu arbeiten oder live auf der Bühne zu performen?
Am Anfang war es mir lieber, im Studio an neuen Songs zu arbeiten und verschiedene Sachen auszuprobieren. Das hat sich aber in der Zwischenzeit total geändert. Heute liebe ich es, auf Tour zu sein und unsere Songs live in der ganzen Welt zu spielen.

Im Juni 2015 habt ihr ein exklusives Konzert in der Kantine am Berghain in Berlin gegeben, weshalb gerade dort?
Einerseits pflegen wir eine sehr gute Beziehung zu Deutschland und haben dort unter anderem auch den grössten Erfolg. Andererseits wollten wir unbedingt in einer kleinen Lokalität spielen, um näher am Publikum zu sein. Jeder Einzelne, der an diesem Konzert war, wollte auch wirklich unbedingt dort sein, sang jede Strophe mit und war hungrig nach den neuen Songs. Es war eine fantastische Show und eine super Stimmung.

Gibt es Unterschiede zwischen den europäischen Fans und den Fans aus den Staaten?
Diese Frage wird uns häufig gestellt. Ehrlich gesagt glaub ich nicht, dass es einen richtigen Unterschied gibt. Ich denke viel eher, dass es einen Unterschied macht, wo man spielt. Das Publikum in kleineren Städten ist meist euphorischer als zum Beispiel das Publikum in Weltmetropolen wie New York, Paris oder London. Vielleicht auch deshalb, weil es in kleineren Ortschaften nicht so ein grosses Konzert-Angebot gibt, wie in den grossen Städten, wo die Auswahl enorm ist.

Und wie war das Schweizer Publikum bei eurem letzten Konzert in Zürich?
Um ehrlich zu sein, unglaublich ruhig. Ich kann mich erinnern, dass es während den Songs sehr, sehr still war und erst als ein Stück zu Ende war, Beifall geklatscht wurde. Das ist natürlich schön und das wissen wir auch sehr zu schätzen. Aber ich hätte mir gewünscht, dass sie mehr aus sich herauskommen und zusammen mit uns und den Songs abgehen würden.

Wie sehen eure Pläne für das Jahr 2016 aus?
Wir werden bestimmt noch einige Konzerte spielen und dann im Sommer auch auf verschiedenen Festivals auftreten. Des weiteren liebe ich es, Musikvideos zu produzieren, weshalb ich mich freuen würde, das eine oder andere aufzunehmen.

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