Katja Burkard: «Mein Mann brauchte nur einmal falsch zu gucken»

In „Wechseljahre? Keine Panik!“ berichtet Katja Burkard von ihren eigenen Erfahrungen. Wie es für ihren Partner war, als sie in den Wechseljahren und ihre Tochter in der Pubertät war, verrät die Moderatorin hier.

Hormone, Extra-Kilos und Botox: In ihrem Buch „Wechseljahre? Keine Panik!“ (Blanvalet) erzählt TV-Moderatorin Katja Burkard (54), wie es war, als die Wechseljahre kurz nach ihrem 50. Geburtstag über sie hereinbrachen. Sie berichtet aber nicht nur über ihre Erfahrungen, sondern lässt unter anderem auch einen Hormonexperten zu Wort kommen. Im Interview erklärt die 54-Jährige, wie die Beziehung zu ihrem Partner Hans Mahr (70) sich verändert hat.

Gerade ist „Wechseljahre? Keine Panik!“ erschienen. Sie wurden davor gewarnt, dieses Buch zu schreiben. Wieso?

Katja Burkard: Als ich einer guten Freundin davon erzählt habe, meinte diese tatsächlich, ich soll mir das gut überlegen, weil Wechseljahre nicht das beste Image hätten. Daraufhin habe ich beschlossen, dass es höchste Zeit wird, dieses Image zu korrigieren. Die Frau von Heute zwischen 40 und 60 Jahren kann man nicht vergleichen mit Frauen in diesem Alter vor 20 Jahren. Wir leben jetzt einfach nur alle in einer ganz anderen Zeit, müssen länger jung im Kopf bleiben. Auch optisch sind oft keine Unterschiede mehr zwischen 35- und 45-Jährigen auszumachen. Ich finde es deswegen ungerecht, dass man bei dieser Phase, die uns Frauen ja zum Teil ganz schön zu schaffen macht, so tun muss, als gäbe es sie nicht und Frauen damit alleine gelassen werden.

Warum sind die Wechseljahre selbst für Frauen ein Tabuthema?

Burkard: Das habe ich mich auch lange gefragt. Ich glaube tatsächlich, es liegt an diesem schlechten Image. Wer sagt schon gerne, dass er jetzt in dieser Phase ist, in der man Frauen für zickig und unausgeglichen hält. Viele haben Angst, dass sie nicht mehr ernst genommen und für unzurechnungsfähig gehalten werden. Für uns Frauen ist es zudem sicher nicht einfach, von unserer Fruchtbarkeit Abschied zu nehmen. Bei mir war das auch so. Ich wollte natürlich mit 50 kein Kind mehr. Aber als ich gemerkt habe, dass ich ohne Hormone jetzt keins mehr kriegen könnte, hat mich das doch ein bisschen traurig gemacht.

Bevor Sie einen Arzt konsultiert haben, haben Sie Veränderungen an sich bemerkt, Sie erzählen im Buch unter anderem von einem Ausraster vor den Kindern. Hatten Sie sich davor nie Gedanken über das Thema Wechseljahre gemacht?

Burkard: Doch, natürlich. Ich hatte das auch bei meiner Mutter mitgekriegt. Aber für mich bedeuteten Wechseljahre Hitzewallungen – und die hatte ich nicht. Ich dachte an Depressionen, Burnout oder einen Nervenzusammenbruch. Später hat mir ein Arzt bestätigt, dass viele Frauen im Alter zwischen 40 und Mitte 50 beim Psychologen landen und Psychopharmaka bekommen. In Wirklichkeit haben sie aber Wechseljahresbeschwerden und leiden an einem Hormonmangel. Sie brauchen kein Beruhigungsmittel, sondern möglicherweise Progesteron oder Östrogen.

Sie selbst nehmen bioidentische Hormonpräparate. Verschwinden damit wirklich alle negativen Auswirkungen?

Burkard: Bei mir war das so. Ich habe diese Hormone genommen und hatte mein Leben zurück – rein körperlich, von der Belastbarkeit her. Aber zu leicht macht die Natur es uns dann doch nicht. Dieser hormonelle Cocktail in unserem Blut hat eine grosse Auswirkung auf unsere Psyche und muss stimmen. Andererseits macht uns diese Phase dünnhäutiger und viele der bekannten Probleme sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Als ich hormonell wieder im Lot war, habe ich mir aber trotzdem mein Leben angeschaut und mich gefragt, wo ich aufräumen muss.

Durch die Hormonersatztherapie haben Sie fünf Kilo zugenommen. Bekommt man tatsächlich Heisshunger auf Süsses?

Burkard: Ja, das ist tatsächlich so. Ich kenne das von mir und von vielen anderen Frauen, mit denen ich gesprochen habe: Man kommt nicht an Kohlehydraten vorbei. Ich bin von Haus aus schlecht im Durchhalten von Diäten und in der Phase war es mir definitiv nicht möglich, an Kuchen vorüberzugehen. Das habe ich einfach gebraucht und mich dem irgendwann ergeben. Ich haderte ja schon genug mit mir und wusste, wenn ich jetzt noch damit anfange, mir Schokolade zu verbieten, flippe ich völlig aus. Die Gewichtszunahme hat aber noch einen weiteren Grund: Der Zyklus, der jeden Monat die Fruchtbarkeit gewährleistet, ist mit einem hohen energetischen Aufwand verbunden, der Kalorien frisst. Wenn das wegfällt, verbraucht man natürlich viel weniger Kalorien.

Apropos Kalorien: Sie erzählen im Buch, dass Sie süchtig nach Chips sind und teilweise zwei Tüten am Tag essen. Wie halten Sie dabei Ihre Figur?

Burkard: Ich mache sehr viel Sport, laufe jede Woche ungefähr 20 Kilometer. Und ich bin eine gute Futterverwerterin. Bei dieser einen Sorte Kartoffelchips gibt es bei mir wirklich kein Halten mehr. Dafür schäme ich mich auch meinen Kindern gegenüber. Ich weiss, dass das nicht gut ist und dass ich es absolut übertreibe, aber es ist für mich das Grösste an Geschmack.

Als Sie in die Wechseljahre kamen, hat sich auch in Ihrer Beziehung was getan. Wie hat sich diese verändert?

Burkard: Ich habe genauer auf meine Beziehung geguckt und einige Dinge gefunden, die ich so nicht stehenlassen konnte. Das hat dazu geführt, dass wir eine grosse Krise hatten. Wir konnten gar nicht anders, als uns mit uns zu beschäftigen und eine „Do it Yourself“-Paartherapie zu machen. Wir haben viel geredet, gestritten und auch viel gelacht. Am Ende hat diese Phase dann unsere Beziehung gerettet. Wir sind durch die Wechseljahre in eine tiefe Krise reingerutscht, haben dadurch aber auch wieder zusammengefunden, weil wir uns mit uns und unseren Problemen auseinandersetzen mussten.

Ihre Tochter war zudem in der Pubertät, als Sie in die Wechseljahre gekommen sind…

Burkard: Ja, dadurch dass ich spät Mutter geworden bin, sind die Pubertät meiner ältesten Tochter und meine Wechseljahre ins selbe Zeitfenster gefallen. Im Nachhinein betrachtet, war das zum Teil echt lustig. Mein Mann brauchte nur einmal falsch zu gucken, dann bin entweder ich ausgeflippt oder sie. Das war definitiv anstrengend.

Ein Thema Ihres Buches sind auch Schönheitsbehandlungen. Ist das ein noch grösseres Tabuthema als die Wechseljahre?

Burkard: Zweimal im Jahr lasse ich mir gegen meine Zornesfalte Botox in die Stirn geben und meine Augenbraue anheben. Warum soll man nicht dazu stehen? Wir lassen uns die Haare färben, uns falsche Fingernägel machen, was ist so schlimm dabei, sich gegen Falten behandeln zu lassen? Aber natürlich muss sich jetzt nicht jede Frau dazu bekennen. Wir müssen uns zu gar nichts bekennen und jede Frau soll auch ihre Geheimnisse bewahren. Ich wollte aber ein möglichst ehrliches Buch schreiben und da hat das einfach für mich auch dazugehört.

Was raten Sie Frauen, die vor den Wechseljahren Panik haben?

Burkard: Ich würde ihnen raten, sich einen Frauenarzt zu suchen, der sich auf dem Fachgebiet der Endokrinologie, der Wissenschaft der Hormone, auskennt. Das kann nicht automatisch jeder Frauenarzt. Gerade um den vierzigsten Geburtstag herum erleben zahlreiche Frauen ihre erste Krise und merken, dass sie nicht mehr so geduldig sind, vielleicht Beziehungskrisen zu durchleben. Viele gehen dann zum Psychologen. Aber da klopfen die Wechseljahre schon häufig leise an. Es besteht dann oft ein Progesteron-Mangel. Wenn man dann schon vorbeugt, brechen die wirklichen Wechseljahre vielleicht nicht mehr ganz so heftig über einen herein. Frauen sollten auf alle Fälle in sich reinhören, wir haben meist ein gutes Bauchgefühl. Und ich kann nur dazu raten, sich viel zu bewegen, das ist ganz wichtig.

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