Interview mit Zucchero: „Niemand hat mir gesagt, dass Raclette & Bier nicht passen“

Quelle: Meeno

Zucchero gehört zweifelsohne zu den grössten Interpreten des italienischen Blues. Mit seinem zwölften Studioalbum „Black Cat“ knüpft er nun an sein zeitloses „Oro, Incenso e Birra“-Meisterwerk an, das zu den erfolgreichsten Meilensteinen in der italienischen Musikgeschichte zählt. Das TREND MAGAZIN traf den charismatischen Superstar zum Interview.

Adelmo Fornaciari, der den Künstlernamen Zucchero seiner ehemaligen Grundschullehrerin zu verdanken hat, wurde am 25. September 1955 in der italienischen Stadt Roncocesi geboren. Später zog er nach Forte dei Marmi in der Toskana und begeisterte mit seinem gekonnten Mix aus italienischen und englischen Lyrics, verpackt in einem berauschenden Genre-Mix aus Gospel, Blues und Rockmusik. Nicht zuletzt durch seine zahlreichen Kollaborationen mit internationalen Grössen, ist es ihm gelungen, mit seiner Musik auch über die eigenen Landesgrenzen hinaus massive Erfolge zu feiern. Während seiner über 40-jährigen Karriere verkaufte er mehr als 60 Millionen Alben. Alleine sein Albumhit „Oro, Incenso e Birra“ verkaufte sich mehr als acht Millionen Mal. Zucchero war der einzige italienische Künstler, der 1994 auf dem Woodstock-Festival sowie auch beim Freddie Mercury Tribute 1992 und an allen Nelson Mandela 46664 Events spielte. Den „Senza una Donna“-Musiker gibt es nun mit seinem neuesten Werk „Black Cat“ endlich wieder in voller Albumlänge. Produziert wurde sein mittlerweile zwölftes Studioalbum unter anderem von T-Bone Burnett, Brendan O’Brien und Don Was und enthält eine künstlerische Zusammenarbeit mit U2-Frontmann Bono, der den Text zum Song „Streets of Surrender (S.O.S.)“ beisteuerte. Das Resultat ist eine epische Freiheitshymne – ein unmissverständliches musikalisches Statement gegen den Hass – das direkt nach den Anschlägen in Paris vom letzten November entstanden ist. Hinzu kommt die aussergewöhnliche Gitarrenarbeit von Mark Knopfler, die gleich bei zwei Songs (Streets of Surrender und Ci si arrende) zu hören ist. Auf seiner weltweiten Tournee wird der italienische Singer/Songwriter im Herbst gleich zweimal in der Schweiz Halt machen.

Ciao Zucchero, come stai?
Grazie, tutto bene!

Wir freuen uns, dich wieder hier zu sehen. Hast du gute Erinnerungen an die Schweiz?
Danke, auch ich freue mich, endlich wieder hier zu sein. Bezüglich deiner Frage kommt mir da eine lehrreiche Geschichte in den Sinn, die mir bis heute in Verbindung mit der Schweiz in Erinnerung geblieben ist. Als ich vor langer Zeit einmal in Genf war, habe ich ein Raclette gegessen und dazu ein Bier getrunken. Niemand hat mir gesagt, dass das nicht zusammen passt, beziehungsweise welche Folgen das haben könnte. Anschliessend hatte ich ein grosses Verdauungsproblem, das ziemlich übel war (lacht). Ansonsten habe ich aber nur gute Erinnerungen an die Schweiz. Ich schätze die Freundlichkeit und die Treue meiner Schweizer Fans sehr. Ich wurde von Anfang an immer sehr herzlich aufgenommen und ausserdem gefällt mir auch das Land im Allgemeinen sehr gut.

Was hat dich zu deinem neuen Album inspiriert?
Ich war vor der Albumproduktion für längere Zeit im Süden der USA unterwegs und habe dort die unterschiedlichsten Orte besucht. All die vielen Eindrücke und Erlebnisse, sowie auch die Kultur haben mich schlussendlich zu „Black Cat“ inspiriert. Ich habe versucht, all das, was ich auf meiner Amerika-Reise erlebt habe, auf der neuen Platte zu verpacken.

Und wie findest du ist das Album geworden?
Ein bisschen wie eine Katze (lacht). Frei, wild, anarchisch, aber auch fein.

Wie bist du auf den Albumtitel „Black Cat“ gekommen?
Mir gefiel der Klang, sowie auch der Namen an und für sich. Auch fand ich „schwarz“ sehr passend, denn dieses Album ist wohl etwas mystischer und melancholischer geworden als seine Vorgänger. Der Titel hat aber nichts mit der schwarzen Katze zu tun, welche die Strasse von links nach rechts überquert und Unglück bringt (lacht). Übrigens ist es in der afrikanischen Kultur lustigerweise genau umgekehrt. Eine schwarze Katze, die von links kommt bringt Glück.

Für das neue Album hast du gleich drei Produzenten engagiert. War einer nicht genug?
(Lacht) Ja, das stimmt. Drei Produzenten für ein Album ist schon ziemlich ungewöhnlich. Aber das hat sich einfach so ergeben. Mit zwei von den drei Produzenten habe ich bereits in der Vergangenheit sehr erfolgreich zusammen gearbeitet. Wir kannten uns also schon sehr gut. Trotzdem wollte ich ein paar neue Ansichten und einen frischen Wind hinein bringen und so kam ich zu der Entscheidung, noch einen dritten dazu zu holen, den ich vorher noch nicht so gut kannte. Ich persönlich finde, das war eine gute Entscheidung und ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat.

U2-Frontsänger Bono hat für dich den Song „Streets of Surrender (S.O.S)“ geschrieben. Wie kam es dazu?
Ich kenne Bono schon seit 1992 und wir sind mittlerweile sehr enge Freunde. Auch haben wir schon oft zusammen Musik gemacht. Als Bono mit U2 im letzten September in Turin war, haben wir uns getroffen und uns über einen gemeinsamen Song unterhalten. Aufgrund der aktuellen Weltgeschehnisse entstand die Idee, einen Text zu schreiben, der das Wort „Surrender“ (dt. Kapitulation) beinhaltete. Ungefähr einen Monat später war Bono genau zu diesem Zeitpunkt in Paris, als dort die Terroranschläge statt gefunden haben. Beeinflusst von dieser schrecklichen Tragödie hat er anschliessend den Song „Streets of Surrender (S.O.S)“ geschrieben. Das ist die Kurzversion der Geschichte, wie dieser Song entstanden ist.

Wenn du frei wählen könntest, mit wem würdest du gerne einmal Musik machen?
Spontan kommt mir da Peter Gabriel in den Sinn. Ich habe ihn schon einige Male persönlich getroffen und er ist in meinen Augen ein sehr interessanter Künstler, mit dem ich sofort etwas machen würde. Er ist auch jemand, der gerne experimentiert und immer wieder neue Ideen ausprobiert. Wer weiss, vielleicht ergibt sich da eines Tages etwas.

Du kommst in diesem Jahr gleich für zwei Konzerte in die Schweiz. Was dürfen wir erwarten?
Ja, genau. Ich werde im Oktober im Hallenstadion Zürich und im November in der Genfer Arena spielen. Die Tournee werden wir mit zehn Konzerten in Verona starten, bevor wir anschliessend mit 13 Musikern auf Europatournee gehen. Natürlich werden wir Songs ab dem neuen Album „Black Cat“, aber auch ältere Songs spielen.

Du bist schon über 40 Jahre erfolgreich im Musikbusiness tätig. Was ist dein persönliches Erfolgsrezept?
Ich habe noch immer sehr grosse Freude an dem, was ich tue. Ich lasse mich stets von allem möglichen inspirieren, was auf der Welt so passiert und verarbeite das dann in meinen Songs. Ich möchte den Menschen durch meine Musik noch vieles mitteilen. Damit bin ich noch lange nicht fertig. Ich denke, dass das mein Erfolgsrezept ist.

Vielen Dank für das Gespräch, und wir freuen uns auf die beiden Schweizer Konzerte!
Ich bedanke mich bei euch für die stets so tolle Unterstützung – und bei meinen Fans, dass sie es immer wieder möglich gemacht haben, dass ich mit meiner Musik auf Platz eins landen konnte. Ich freue mich, euch an den Konzerten zu sehen.

Konzerte
Montag, 31. Oktober 2016, Hallenstadion Zürich
Tickets: ab ca. CHF 70.– auf www.ticketcorner.ch

Mittwoch, 02. November 2016, Arena Genf
Tickets: ab CHF 70.– auf www.ticketcorner.ch

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