Interview mit Cosi Dee: «Musik als Sprache der Zeit»

DJ Cosi Dee

Quelle: Lauria Fotografie

Ein Leben auf der Überholspur, rauschende Exzesse und unzählige Verehrerinnen, die einen schwärmerisch anhimmeln, sind oft das Klischee eines DJs. Doch dass dies auch ganz bodenständig gelebt werden kann, zeigt das Beispiel von Cosi Dee. Im exklusiven Interview mit dem TREND MAGAZIN spricht er über seine Sicht auf den Zeitgeist der Musik und über anstehende Projekte.

Als House-DJ und Produzent bringt Cosi Dee vom Underground Club bis zur Society-Veranstaltung, über Festivals und die Street Parade jeden Dancefloor zum beben. Als Sohn eines italienischen Musikers, der mit seinen Schlagzeug-Performance bei namhaften Bands spielte und einer Mutter, die als Barchefin des Kaufleutens eine gestandene Persönlichkeit in der Zürcher Clubszene war, ist klar, dass aus Cosimo Dellisanti, wie sein bürgerlicher Name lautet, nichts anderes als ein unvergänglicher Stern am Musikhimmel werden konnte. Bereits in jungen Jahren tauchte er durch das Kontaktnetzwerk seiner Mutter in die DJ-Szene ein und startete 1999 mit erst 17 Jahren seine erfolgreiche Karriere. Er brachte nahezu alle grossen Schweizer Clubs zum kochen, veranstaltete Events mit internationalen Künstlern und produzierte eigene Tracks. Mittlerweile wird er europaweit gebucht, um seine Musik mit den Menschen zu teilen. Doch trotz des Erfolgs, vergisst er nie, woher er kommt und wo seine Wurzeln sind. Aus diesem Grund ist sein Lebensmittelpunkt auch heute nach wie vor die Schweiz.

Die meisten Schweizer DJs sind bewusst eher zurückhaltend und bewegen sich nur innerhalb einzelner Szenen. Cosi Dee – so darf man wohl sagen – ist längst ein Name, der auch vielen Prominenten bekannt ist, was unweigerlich zu einem Spagat zwischen den Clubbesuchern und den VIP-Kunden führt. Geniesst du das, oder ist das für dich eine Herausforderung?
Man darf dabei nicht vergessen, dass ich ursprünglich aus dem Bereich Hip Hop und RnB stamme. Damals habe ich auf sehr vielen Aftershowpartys gespielt, wie zum Beispiel bei Snoop Dogg, 50 Cent, NAS und so weiter. Dass ich mich mit der House-Musik so klar ausgerichtet habe, kam erst später. Ich bin es gewohnt, die verschiedenen Facetten der Gesellschaft zu erleben und geniesse es sehr, in diese unterschiedlichen Welten eintauchen zu können. Am nächsten Tag komme ich aber immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Gefahr des Abhebens besteht bei mir also nicht.

Was hat dich dazu geführt, den Weg als DJ zu beschreiten?
Es fing schon im Alter von sechs Jahren an, als ich mich für Musik interessierte und mit neun mit dem Deejaying konfrontiert wurde. So nahmen die Dinge ihren Lauf. Ein sehr einprägsames Erlebnis, bevor ich überhaupt als DJ gestartet bin, war ein Abend im Kaufleuten, als mich meine Mutter mit zur Arbeit nahm. Damals war ich noch sehr jung. Es gab eine Veranstaltung mit dem Motto „Fantasy“, und ich sass gebannt auf meinem Platz, beobachtete fasziniert die Menschen um mich herum und genoss die Musik. An diesem Abend wurde mir klar, was meinen Weg gestalten wird: die Musik.

DJ Cosi Dee

Und wie ist es dazu gekommen, dass du dich heute auf die House-Musik und ganz explizit auf die Schweiz und das nahe Ausland konzentrierst?
Reisen war schon immer eine sehr grosse Leidenschaft von mir. Neben Deutschland, Österreich und den Philippinen habe ich noch ganz viele andere Orte auf der Welt besucht. Der musikalische Weg gestaltet sich sehr oft aus einem Moment heraus, und ein Projekt führt zum nächsten. Schon früher baute ich House in meinen Hip-Hop-Sets mit ein. Und so kam es auch, dass ich mich schliesslich auf die House-Musik konzentrierte. Da ich House schon immer sehr gut erfühlt und gefühlt habe, ich mir ihr aufgewachsen bin und sie mich schon immer faszinierte, widme ich mich nun seit bald vier Jahren fast ausschliesslich dieser Musikrichtung. So kam es auch, dass eher die Synchronizität des Lebens mich auf die Schweiz und das nahegelegene Ausland konzentrieren liess.

Sind in der nächsten Zeit auch eigene Produktionen geplant, die einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden?
Ich spreche grundsätzlich immer erst dann über Projekte, wenn sie wirklich in den Startlöchern stehen und ich der Öffentlichkeit bereits konkrete Informationen dazu liefern kann. Aber die Welt darf gespannt sein auf meine nächste Single, welche dieses Jahr noch released wird. Sie heisst „The Way you feel“ und ist ein richtiger „Gute Laune“-Track. Ich hoffe, sie wird euch gefallen. Es wird eine grossartige Angelegenheit, und ich verspreche, dass eure Geduld nicht mehr all zu lange beansprucht wird (lacht).

«Der musikalische Weg gestaltet sich sehr
oft aus einem Moment heraus.»
DJ Cosi Dee

Was ist auch nach so vielen Jahren der Reiz, immer noch bis in die frühen Morgenstunden hinter den Plattentellern zu stehen?
Musik ist Passion, Leidenschaft und Berufung zugleich. Da hat es wenig Platz für Kompromisse. Ausserdem ist Musik eines der schönsten Rauschmittel, denn du wirst jeden Tag mit ihr konfrontiert. Aber letztlich ist es wohl am besten beschrieben, wenn ich sage: Ich liebe und lebe es einfach. Mein letzter Gedanke vor dem Zu-Bett-gehen und mein erster Gedanke am Morgen nach dem Aufwachen gehört der Musik. Oft ertappe ich mich auch dabei, wie ich im Alltag, wenn ich mich auf ganz banale Dinge konzentrieren sollte, abschweife und in Gedanken versunken bei der Musik lande. Aber trotzdem funktioniert das Umschalten doch ganz gut.

Die gesamte Musik-Szene hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und wird dies sicher auch weiterhin tun. Was denkst du, wie sich die DJ-Technologie, die House- und Techno-Musik in nächster Zeit entwickeln wird?
Zum Handwerk eines DJs gehört ja grundsätzlich die Platte respektive Vinyl. Daran erkennt man sofort, ob jemand sein Handwerk auch wirklich versteht. Normalerweise stehe ich den neuen Trends ja eher entspannt gegenüber und muss nicht gleich alles sofort mitmachen. Aber als ich noch Hip-Hop spielte und „Serato Scratch Live“ auf den Markt gekommen ist, war ich sofort ganz vorne mit dabei. Beim Auflegen ist das Feeling gleich, aber die Qualität hat sich natürlich extrem verbessert. Was man früher nur mit einem guten Gehör und Taktgefühl schaffte, wird einem heute digital angezeigt oder auch direkt synchronisiert. Dies führt allerdings dazu, dass heutzutage viele meinen, ein DJ sein zu können. Wobei es aber auch seine Vorteile hat, und ich es heute natürlich geniesse, mich nicht mehr mit den schweren Plattenkoffern durch die ganzen Clubs zu kämpfen, sondern nur mit Kopfhörer und USB-Stick anreisen zu können. Die House-Musik ist heutzutage sehr facettenreich, und es ist ein Grundbegriff von vielen verschiedenen Sparten. Es geht von Deep, Tech, Tropical, Vocal und Future bis hin zu Classic House. Was mir persönlich gefällt, dass man vermehrt die 90er aus der Musik heraus hört, und ich denke, dass sich dies auch in naher Zukunft so weiterentwickeln wird.

DJ Cosi Dee

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