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Vor 20 Jahren verstarb die Mutter der britischen Königin im beeindruckenden Alter von 101 Jahren. Bis heute lebt die Queen Mum in den Herzen vieler Briten weiter – und das liegt auch an ihren kultigen Sprüchen.
Queen Mum (1900-2002) war nicht nur die Frau eines Königs und Mutter einer Königin, sondern auch die Mutter einer ganzen Nation. Zeitlebens war die Mutter von Queen Elizabeth II. (95) eines der beliebtesten Mitglieder der britischen Königsfamilie. Vor 20 Jahren ist sie im rekordverdächtigen Alter von 101 Jahren gestorben. Verehrt wird sie noch immer, denn ihre Sprüche waren legendär.
Wie sie es als Kind mit der Sprache hatte, ist nicht bekannt. Der ersten wichtigen Begebenheit in diesem Kontext wurde mit „The King’s Speech“ 2010 ein cineastisches Denkmal gesetzt: Denn sie half ihrem eher zurückhaltenden Ehemann Albert (1895-1952), dem späteren König Georg VI., auf ihre Weise über dessen grosses Problem hinweg: Er litt vor allem bei öffentlichen Auftritten unter einem markanten Sprachfehler, er stotterte. Die tatkräftige Elizabeth, damals noch Herzogin von York, brachte ihn mit dem unkonventionellen australischen Sprachtherapeuten Lionel Logue (1880-1953) zusammen. Der betreute ihn erfolgreich vor und nach seiner Thronbesteigung.
Queen Mum: Ihr royaler Werdegang
Alberts Thronbesteigung war zwar ein grosser und überraschender Schritt, abwegig war er für Elizabeth aber nicht. Die am 4. August 1900 in London geborene Elizabeth Bowes-Lyon ist eine direkte Nachfahrin des englischen Königs Heinrich VII. (1457-1509) aus dem Haus Tudor. Ihren Albert lernte Elizabeth Anfang der 1920er Jahre kennen. An Neujahr 1923 verlobten sie sich und am 26. April desselben Jahres heirateten sie. Fortan durfte sich Elizabeth Herzogin von York nennen.
Dabei wäre es wohl auch geblieben, hätte das Schicksal nicht andere Pläne gehabt. Albert war der zweitgeborene Sohn von König Georg V. (1865-1936), sein älterer Bruder folgte als König Edward VIII. (1894-1972) auf den Thron. Nach elf Monaten Amtszeit dankte dieser ab, weil er unbedingt die zweifach geschiedene US-Amerikanerin Wallis Simpson (1896-1986) heiraten wollte. So wurde Albert am 12. Mai 1937 zu König Georg VI., seine Frau zu Königin Elizabeth und die erstgeborene Tochter Prinzessin Elizabeth zur Thronfolgerin. Als diese nach dem Tod ihres Vaters zur heutigen Queen Elizabeth II. wurde, stand Elizabeth ihrer Tochter als Königinmutter mit Rat und Tat zur Seite.
Ihre kultigsten Sprüche
Als der Zweite Weltkrieg tobte, sollte die königliche Familie 1940 ins sichere Kanada gebracht werden. Doch Königin Elizabeth, wie Queen Mum damals genannt wurde, lehnte mit diesen legendären Worten ab: „Die Prinzessinnen können nicht ohne mich gehen, ich kann nicht ohne den König gehen und der König wird niemals gehen!“ Stattdessen übte Elizabeth im Palastgarten, mit einem Revolver zu schiessen.
Sogar als der Londoner Buckingham Palast von den Bomben getroffen wurde, nahm Elizabeth es mit Humor. Zu einem Soldaten soll sie gesagt haben: „Ich bin fast froh, dass wir bombardiert worden sind. Nun habe ich das Gefühl, dem East End ins Gesicht schauen zu können.“ Das Londoner East End war das Arbeiterviertel und damals am schwersten betroffen.
Mit dem Tod ihres Mannes 1952 wurde ihre Tochter Queen Elizabeth II. und sie zur Queen Mother, liebevoll Queen Mum genannt. Als solche frönte sie Hobbys wie dem Angeln. Einmal sollte ihr die Leidenschaft für Fisch fast zum Verhängnis werden, als eine Gräte im Hals stecken geblieben war. Ihr Kommentar im Krankenwagen zur Klinik: „Nach all den Jahren des Angelns nehmen die Fische jetzt Rache.“
Wie eng das Verhältnis zwischen Queen Mum und Elizabeth II. war, davon zeugen nicht nur viele Fotos, sondern auch diese überlieferten Sätze: „Hat das Regieren heute wieder Spass gemacht?“, soll sie ihre Tochter bei einem der täglichen Telefonate gefragt haben. Bei einem gemeinsamen Mittagessen gab es dagegen einen Rüffel, als diese ein Glas Wein trinken wollte: „Ist das vernünftig? Du weisst doch, dass du noch den ganzen Nachmittag regieren musst!“
Zum 80. Geburtstag einer Angestellten beglückwünschte Queen Mum diese mit den Worten: „Mit 80 Jahren wird das Leben erst richtig schön.“ Ungefähr zu dieser Zeit könnte auch dieser Satz gefallen sein: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Kerzen mag. Kann ich meine eigenen mitbringen?“ Diesen Scherz machte sie angeblich bei der Besprechung ihres eigenen Begräbnisses.
Doch auch Nicht-Royals oder Palastmitarbeiter sollen in den Genuss ihrer Sprüche gekommen sein. Folgende Begebenheit ist überliefert: Einem Demonstranten soll Queen Mum eine Toilettenrolle, die der auf sie geworfen hatte, in die Hand gedrückt haben, mit den Worten: „Ist das Ihre? Oh, könnten Sie die wieder mitnehmen?“
Die kleinen Freuden
Legendär war auch ihre Leidenschaft für Gin. Bis zu ihrem Tod soll sie sich täglich einen Gin Tonic genehmigt haben. Ausserdem liebte sie Pferde, Pferdesport und Pferdewetten. Ihre Lebensphilosophie soll die Königinmutter so beschrieben haben: „Wäre es nicht furchtbar, wenn man sein ganzes Leben mit Dingen verbringt, die man tun soll? Wenn man nicht trinken, nicht rauchen, nicht essen würde, viel Sport machen würde und all die Dinge, die man nicht tun will. Und dann eines Tages plötzlich von einem grossen roten Bus überfahren würde, und während die Räder einen überrollen, denkt man: ‚Oh mein Gott, ich hätte mich gestern Abend betrinken können.'“ Sie soll hinzugefügt haben: „Man sollte sein Leben so leben, als würde man morgen von einem grossen roten Bus überfahren werden.“
Am 30. März 2002 verstarb die Queen Mum – nur wenige Wochen nach dem Tod ihrer zweitgeborenen Tochter, Prinzessin Margaret (1930-2002) – in der Royal Lodge nahe Schloss Windsor. Die offizielle Trauerfeier fand am 9. April 2002 in Westminster Abbey statt. Ihre letzte Ruhestätte fand Queen Mum in der St.-Georgs-Kapelle auf Schloss Windsor, wo sie an der Seite ihres Ehemanns beigesetzt wurde.