Trump bei der Queen: Ein Dauerlauf durch Fettnäpfchen?

Donald Trump besucht die Queen. Erfahrung hat Elizabeth II. schon reichlich. Nicht nur mit dem aktuellen US-Präsidenten.

Er hat sich so gefreut auf diesen Besuch. Auf Queen Elizabeth II. (93). Eine leibhaftige Königin, die ihn willkommen heisst. Auf den Buckingham Palast, wo Königs wohnen und auch er nächtigen wollte. Am meisten auf die goldene königliche Kutsche, mit der er und seine First Lady Melania (49) über Londons Prachtstrasse The Mall rollen sollten, weil Donald Trump (72) alles so sehr liebt, was golden glänzt.

Leider wird es etwas anders kommen bei diesem Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten in England (3. bis 5.Juni). Der Buckingham Palast wird derzeit umfassend renoviert, und einige Bereiche des riesigen Gebäudes wurden mit einem erheblichen Sicherheitsrisiko eingestuft. Ausserdem reist der Präsident mit grossem Gefolge, er wird begleitet von der First Lady sowie von seinen erwachsenen Kindern plus Anhang, als da wären: Ivanka Trump und Ehemann Jared Kushner, Donald Trump jr. mit Freundin Kimberly Guilfoyle, Eric Trump mit Ehefrau Lara sowie Tochter Tiffany Trump. Insidern zufolge hat die Trump-Familie, ihre Berater, Experten und Sicherheitsleute nicht genügend Platz im Buckingham Palast. Man hat anderweitig Quartier genommen.

Auch das Highlight mit der goldenen Kutsche ist dem Vernehmen nach gestrichen worden, was keineswegs als Affront gegen Trump zu deuten sei, versichern britische Behörden. Man habe sich am letzten Besuch von Präsident Obama orientiert, dessen Sicherheitsleute hatten die Kutschfahrt aus Sicherheitsgründen gestrichen. Der letzte (und übrigens auch einzige) US-Präsident, der mit der Queen über The Mall rollte, war 2003 George W. Bush.

Elizabeth II. hat viel Erfahrung

Elizabeth II. hat sie alle persönlich erlebt, die US-Präsidenten ihrer Zeit. Es begann 1951 mit Harry S. Truman, da war sie aber noch keine Königin, sondern Kronprinzessin. Acht Jahre später besuchte sie in Washington den damaligen Präsidenten Dwight D. Eisenhower. Den muss sie sehr sympathisch gefunden haben, denn sie lud ihn auf ihre königliche Jacht „Britannia“ und sogar in ihre Sommerresidenz Schloss Balmoral in Schottland ein.

John F. Kennedy und seine Frau Jackie machten der Queen 1961 ihre Aufwartung. Sein Nachfolger Lyndon B. Johnson traf als einziger amerikanischer Präsident der Neuzeit nicht die englische Königin. Dafür kam Richard Nixon gleich zwei Mal (1969, 1970), angeblich wollte er seine Tochter Tricia mit Prinz Charles verkuppeln. Nixons Nachfolger Gerald Ford, der als Tollpatsch galt, hat die Queen 1976 in Washington mit seinen Tanzkünsten beeindruckt.

Den ersten grösseren Fauxpas in den Beziehungen zwischen dem englischen Königshaus und dem Weissen Haus leistete sich 1977 Präsident Jimmy Carter. Er küsste die Mutter der Königin (Queen Mum) zur Begrüssung herzhaft auf den Mund. Ganz England war wie gelähmt, Queen Mum soll später entsetzt gesagt haben: „Das hat niemand gemacht, seit mein Mann (König Georg VI., gest. 1952 – Anm. d. Red.) tot ist.“

Freundschaftliches Verhältnis zu Reagan

Mit dem nächsten Präsident Ronald Reagan hatte Königin Elizabeth ein freundschaftliches Verhältnis. Die beiden hatten ein Gesprächsthema, das ihnen wirklich am Herzen lag: Pferde. Mit Reagan unternahm die Queen sogar einen Ausritt. Sie sahen sich drei Mal, beim letzten Mal wurde Reagan zum Ritter geschlagen.

George Bush senior traf sie zwei Mal, 1989 in London, zwei Jahre später in Washington. Da nahm sie der Präsident mit zu einem Baseball-Spiel. Auch Bill Clinton war als Präsident mehrmals Gast der Königin, er hatte ausserdem eine Einladung für die „Britannia“.

Sein Nachfolger George W. Bush begegnete der Queen insgesamt vier Mal. 2007 beim Gegenbesuch in Washington dankte ihr Bush, dass sie bereits 1776 zur Feier des 200. Jahrestages der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung da gewesen sei. „Sie gab mir einen Blick, wie ihn nur eine Mutter ihrem Kind zuwirft“, sagte Bush über die königliche Reaktion auf seinen Versprecher.

Auch mit Trumps Vorgänger Barack Obama hatte die Queen gleich mehrere Mal das Vergnügen. Beim ersten Mal geschah etwas, was den Hof zunächst zutiefst schockte. Die First Lady Michelle Obama legte den Arm um die Schultern der Königin, sie hat tatsächlich die Queen angefasst – eine protokollarische Todsünde. Elizabeth entschärfte die Situation mit erneut mütterlichem Instinkt. Sie legte ihren Arm ebenfalls um Michelle…

Trump war schon einmal zu Gast

Auch Donald Trump ist für die Queen kein Unbekannter. Royal Watcher sind der Ansicht, dass das erste Treffen der beiden im vergangenen Jahr bei der Königin keine gute Erinnerung hinterlassen hat. Die Queen erwartete ihn und Melania auf Schloss Windsor. Es war ein warmer Sommertag, 27 Grad. Die 92-jährige Elizabeth II. stand draussen – und wartete in der Hitze, bis die Trumps eintrafen. 15 Minuten zu spät. Trump hat hinterher diese Verspätung dementiert, er sei pünktlich gewesen, die Queen habe zu früh draussen gestanden…

Dann sollte er mit der Königin die Ehrengarde abschreiten. Und Trump marschierte drauf los, wie es seine Art ist, immer vorweg, America first. Er liess die betagte Queen hinter sich, ein schlimmer Fauxpas, sein Verhalten sei „arrogant“, „verdammt unhöflich“ bis „widerlich“ kommentierten unzählige User in den sozialen Medien. Denn man zeigt der Königin von England nicht den Rücken. Selbst der Ehemann der Queen, Prinz Philip (97), geht in der Öffentlichkeit stets ein paar Schritte hinter seiner Frau.

Es heisst, Elizabeth habe sich auf subtile Art revanchiert. Sie trug eine Brosche, die 2011 Barack Obama und seine Frau Michelle als Privatgeschenk mitgebracht und selbst bezahlt hatten. Ausgerechnet zum Besuch Trumps, der mit aller Macht versucht, das politische Erbe Obamas zu zerstören, trug sie zum ersten Mal und geradezu demonstrativ diese Brosche. Einen Tag später lieferte die Königin ein erneutes Beispiel ihrer „Broschen-Diplomatie“ ab. Die Trumps kamen zum Tee, und Elizabeth trug ihre berühmte Palmzweig-Brosche, ein Erbstück ihrer Mutter, die den Schmuck 1952 zum Staatsbegräbnis ihres Mannes, König Georg VI., an ihren Mantel gesteckt hatte…

Fettnäpfchen im Vorfeld

Schon im Vorfeld des aktuellen Staatsbesuchs ist der US-Präsident in einige Fettnäpfchen getreten. Sein Pressebüro hat die Queen als „königliche Majestät“ bezeichnet. Ein schwerer Protokollfehler, der eine Herabwürdigung der Königin bedeutet. Die korrekte Ansprache bei der ersten Anrede sowie in offiziellen Verlautbarungen lautet „Ihre Majestät“. Zusätze wie „königlich“ werden nur an Vertreter unterhalb der Queen verliehen, wie zum Beispiel an Herzoginnen oder Herzöge. Diesen Fauxpas hätte sich die Trump-Administration sehr einfach ersparen können, durch einen Blick auf die offizielle Internetseite der königlichen Familie. Dort gibt es einen Link mit einer Übersicht der korrekten Anrede, je nach Rang und Geschlecht.

Des Weiteren haben die USA dem britischen Volk und somit auch dem britischen Staatsoberhaupt massiv den Brexit empfohlen. Die Königin enthält sich in der Öffentlichkeit zwar strikt jeglicher politischen Kommentierung, es ist jedoch bekannt, dass sie als Pro-Europäerin gilt. Es wird sie also nicht sonderlich amüsiert haben, dass Trump in einem Interview mit dem britischen Massenblatt „The Sun“ ausgerechnet den unberechenbaren Brexit-Hardliner Boris Johnson als neuen Premierminister empfohlen hat. Trump wörtlich: „Ich glaube, Boris würde sehr gute Arbeit machen. Ich glaube, er würde hervorragend sein.“

Im selben Gespräch hat der US-Präsident auch der Herzogin von Sussex noch einen mitgegeben. Er sagte über die gebürtige Amerikanerin Meghan Markle: „Ich wusste gar nicht, dass sie so böse ist.“ Meghan ist Mitglied der königlichen Familie und mit Prinz Harry, einem Enkel der Queen, verheiratet. Die ehemalige Schauspielerin hatte sich vor den Präsidentschaftswahlen 2016 gegen Trump positioniert und gesagt, sie halte ihn für „frauenfeindlich“ und „polarisierend“. Kurz vor seinem Besuch ruderte Trump zurück und erklärte via Twitter: „Ich habe Meghan Markle nie ‚böse‘ genannt.“ Die vermeintliche Aussage bezeichnet er als „Fake News“. Dumm nur, dass es eine Audioaufnahme des Interviews gibt, in der Trump exakt diese Wortwahl trifft.

Meghan trifft Trump nicht

Herzogin Meghan und Trump werden bei seinem Staatsbesuch nicht aufeinandertreffen. Offiziell befindet sich Meghan nach der Geburt ihres Sohnes Archie in der Mutterschaftspause. Dafür wird ihr Mann auf Donald Trump treffen. Es ist aber nicht zu erwarten, dass Prinz Harry mit ihm über seine tote Mutter spricht, die Trump sehr verehrt haben soll. Wollte Donald T. seinerzeit etwa Harrys Stiefvater werden?

Der britische „Express“ berichtet, dass Trump einst sehr offensiv um Prinzessin Diana geworben habe. Das Blatt zitiert eine Freundin der Royals mit den Worten: „Er bombardierte Diana mit riesigen Blumen-Bouquets. Sie wurde immer beunruhigter. Es fühlte sich an, als ob Trump sie stalken würde.“

Nach besagtem Mittagessen gibt die Queen eine Gartenparty, bei der an die 8’000 Gäste den US-Präsidenten bewundern können. Gesprächsstoff für den Smalltalk gibt es in Hülle und Fülle, z.B. über Golf (mit Prinz Philip) oder über den Klimawandel, den Donald Trump für ein Hirngespinst hält. Da bietet sich der britische Thronfolger Prinz Charles (70) als Gesprächspartner an. Er gilt als der oberste Umweltschützer seines Landes.

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