Uli Hoeness spricht Klartext: Es war richtig, ins Gefängnis zu gehen

Er sass 21 Monate im Gefängnis. Jetzt sprach Uli Hoeness erstmals seit seiner Entlassung im vergangenen Jahr detailliert über seine schwere Zeit in der Haft. Auch warum er damals auf eine Revision verzichtet hat, verrät er.

Seit einiger Zeit ist Uli Hoeness (65) zurück in der Öffentlichkeit, doch über seine Zeit im Gefängnis hat der Präsident des FC Bayern München nur wenig bis gar nicht gesprochen. Bis jetzt. Anlässlich der Veranstaltung „Meet the president“ im Fürstentum Liechtenstein erzählte Hoeness detailliert über die Erfahrungen während seiner 21-monatigen Haftzeit, wie das Schweizer Magazin „Blick“ berichtet. Er habe aber auch viele Dinge erlebt, über die er nicht sprechen möchte und Erfahrungen fürs Leben gemacht.

„Ich bin wie immer auf die Menschen zugegangen, habe mich der Situation angepasst“, sagte Hoeness. Das grösste Kompliment habe es für ihn am letzten Tag von der Direktorin des Gefängnisses gegeben: „Sie sagte zu mir: ,Herr Hoeness, sie sind der Erste, der rausgeht und zwei Fanklubs hat. Einen bei den Beamten, einen bei den Gefangenen.'“

Auch im Nachhinein habe sich für ihn vieles verändert, manches auch zum Positiven. So habe es zum Beispiel in Bremen bei Fussballspielen schon wehgetan, wenn die Leute 30 Minuten lang „Hoeness, du Arschloch!“ geschrien hätten. Jetzt sei dies allerdings anders, 500 Leute hätten vor kurzem dort ein Selfie mit ihm wollen: „Da wusste ich, es war total richtig, das Urteil anzunehmen.“

Rücksichtnahme auf die Familie

Hoeness wurde 2014 zu drei Jahren und sechs Monaten Haft wegen Steuerhinterziehung verurteilt und verzichtete damals auf eine Revision – 21 Monate davon sass er bis zu seiner vorzeitigen Entlassung ab. Die Gründe für diesen Verzicht nannte er in Liechtenstein ebenfalls: „Täglich waren zehn bis zwölf Journalisten vor unserem Haus. Tag und Nacht.“ Das wollte er seiner Familie nicht mehr zumuten.

„Wir hätten ja Revision am Bundesgerichtshof machen können“, berichtet der 65-Jährige, „das wäre dann vielleicht ein Jahr gegangen. Dann wäre es vielleicht wieder zurück ans Landgericht gegangen. Dann wäre vielleicht wieder ein Jahr vergangen. So wäre ich vielleicht jetzt noch im Gefängnis.“

Dennoch scheint er sein Urteil bis heute nicht zu 100 Prozent akzeptiert zu haben: „Ich bin der einzige Deutsche, der Selbstanzeige gemacht hat und trotzdem im Gefängnis war.“ Ein Freispruch wäre in seinen Augen völlig normal gewesen. „Aber in diesem Spiel habe ich klar gegen die Medien verloren“, mutmasst Hoeness.

Sein wirtschaftliches Ergebnis bei der Bank Vontobel von 2001 bis 2010 sei minus drei Millionen Euro gewesen. Er habe mehr als 40 Millionen Euro Strafe gezahlt, inklusive 18 Millionen Euro Zinsen und 2 Millionen Euro Kirchensteuer: „Trotzdem entschied ich mich, ins Gefängnis zu gehen.“

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