Uli Hoeness feiert runden Geburtstag: Mister FC Bayern wird 70

Uli Hoeneß auf seiner letzten Jahreshauptversammlung als Bayern-Präsident 2019.

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Uli Hoeness ist einer der streitbarsten Funktionäre im Fussballgeschäft – und einer der erfolgreichsten. Aus dem Leben der lebenden FC-Bayern-Legende.

Dass Uli Hoeness, der am heutigen Mittwoch (5.1.) seinen 70. Geburtstag feiert, einmal altersmilde werden würde, hätten Beobachter der Fussball-Bundesliga jahrzehntelang kaum für möglich gehalten. Bei seiner legendären Wutrede auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern 2007 ging er immerhin bereits auf die 60 zu. Doch seither hat sich viel getan im Leben des Uli Hoeness, einiges davon abseits des Scheinwerferlichts. Wie aus dem kickendem Metzgerssohn einer der verdienstreichsten Sportfunktionäre weltweit wurde – und er schliesslich doch zu einer gewissen Demut fand.

Als Nachwuchsspieler schon ein Leistungsträger

Uli Hoeness wurde am 5. Januar 1952 in Ulm geboren. Seine Eltern Erwin und Paula hatten eine Metzgerei, doch die grosse Leidenschaft für Uli und seinen Bruder Dieter (68) war der Fussball. Als 15-Jähriger lernte Hoeness seinen jahrelangen Wegbegleiter und Vertrauten Paul Breitner (70) kennen: Die beiden schafften den Sprung in die Jugendnationalmannschaft, die von keinem Geringeren als Udo Lattek (1935-2015) trainiert wurde. Als dieser 1970 Trainer der Bayern wurde, zögerte er nicht lange und stellte seine ehemaligen Schützlinge Hoeness und Breitner den Granden um Franz Beckenbauer (76), Sepp Maier (77) und Gerd Müller (1945-2021) an die Seite.

Sportlich gelang den Bayern in der folgenden Zeit so gut wie alles: Von 1972 bis 1974 wurde der FCB dreimal in Serie Meister, Hoeness bildete gemeinsam mit Müller das gefährlichste Sturmduo Europas. 1974 holten die Münchner als erster deutscher Club den Pokal der Landesmeister, Hoeness traf im Finale gegen Atletico Madrid doppelt. Mitten in diese Hochzeit von Hoeness‘ noch junger Karriere folgt der Tiefschlag: Im Finale des Landesmeisterpokals 1975 verletzte sich der Flügelstürmer schwer am Knie. Zwar kämpfte Hoeness sich zurück auf den Platz, doch zu seiner alten Stärke fand er nicht mehr zurück. Mit nur 27 Jahren endete seine sportliche Karriere.

Der zweite Karriereweg: Deutschlands jüngster Bundesliga-Manager

Fortan galt es also für den jungen Uli Hoeness eine neue Aufgabe zu finden. Am 1. Mai 1979 wechselte er in das Management der Bayern und weil ein gewisser Rudi Assauer (1944-2019) als hauptamtlicher Manager absagte, wurde Hoeness zum jüngsten Vereinsmanager der Bundesliga. „Alles, was ich dann umgesetzt habe, habe ich nach dem Motto gemacht: Learning by doing“, sagt der heutige Ehrenpräsident der Bayern im Rückblick auf die Anfänge seiner Manager-Karriere in München. „Das waren traumhafte Zeiten, ich möchte das nicht missen“, erinnert sich Hoeness in der einer Folge des Fussball-Podcasts „11 Leben – Die Welt von Uli Hoeness“ an diese Zeit.

Hoeness importierte die Marketing- und Merchandising-Prinzipien aus den USA, schnell generierte der FC Bayern zusätzliche Millionen pro Jahr. Nur Freunde hat er sich mit seiner Arbeit von Anfang an nicht gemacht: Der VfB Stuttgart warf Hoeness schon im Februar 1979 vor, aggressiv Spieler abwerben zu wollen. Darunter auch seinen Bruder Dieter, der dann im Sommer auch tatsächlich nach München wechselte. Gleich im ersten Jahr als Manager holte Hoeness den Titel, massgeblich daran beteiligt war das Sturmduo um den zuvor aus Braunschweig zurückgekehrten Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge (66).

Die grössten Erfolge – ohne das grösste Geld

Unter Hoeness‘ sportlicher Führung gewann der FC Bayern zwischen 1980 und 2008 insgesamt 16 deutsche Meisterschaften, neunmal den DFB-Pokal und 1996 den UEFA-Cup. Mit dem Gewinn des Pokals der Landesmeister (später Champions League) sollte es länger dauern: Die Finals 1982 (0:1 gegen Aston Villa), 1987 (1:2 gegen FC Porto) und 1999 (1:2 gegen Manchester United) gingen allesamt verloren. Erst 2001 holten die Bayern den Henkelpott nach München – dank eines Sieges im Elfmeterschiessen gegen den FC Valencia. Dabei versenkte auch der heutige Sportdirektor des FC Bayern, Hasan Salihamidžić (45), einen Strafstoss. Ein weiterer Meilenstein in dieser Zeit war der Bau der Münchener Allianz Arena von 2001 bis 2005, die dem FC Bayern bis heute als alleiniger Eigner gehört.

Ab 2009 änderten sich für Hoeness die Vorzeichen seiner Tätigkeit: Mit 99,3 Prozent der Stimmen wurde er auf der Jahreshauptversammlung zum Präsident und Aufsichtsratsvorsitzenden des FC Bayern gewählt und löste damit Franz Beckenbauer ab. In dieser Funktion trieb Hoeness die Ökonomisierung des Fussballs in Deutschland voran, immer mit dem Ziel, international konkurrenzfähig zu sein. Mit Blick auf Paris Saint-Germain oder Manchester City sagt er heute: „Das ist ein zusätzlicher Reiz für mich. Denen zu zeigen: Euer scheiss Geld – das reicht nicht.“

Streitbar und streitlustig – dann kam das Gefängnis

Dank polarisierender Äusserungen wie dieser – und wohl auch wegen des nicht abreissenden Erfolgs – war Hoeness Zeit seiner Karriere im Mittelpunkt von Kontroversen. Die jahrelange Fehde mit Werder Bremens Willi Lemke (75), der öffentlich ausgetragene Kokain-Zwist mit Christoph Daum (68) oder der Krach mit seinem jahrelangen Wegbegleiter Paul Breitner, der erst durch den Tod von Gerd Müller wieder gekittet werden konnte: Hoeness zeigte immer klare Kante und mied nie die Konfrontation. „Immer“, wie er stets betonte „im Interesse des FC Bayern“. Dass Hoeness seine finanziellen Privatinteressen über ein Schweizer Nummernkonto verfolgte, sorgte ab 2013 für einen weitreichenden Bruch. Es kam zur Anklage wegen Steuerhinterziehung, Hoeness verzichtete auf eine Revision, sprach vom „Fehler seines Lebens“ und ging für fast zwei Jahre in Haft.

„Was hat das mit mir gemacht? Ich habe grosse Demut darüber empfunden, wie das Leben so sein kann. Ich habe gelernt, mich über Kleinigkeiten zu freuen, mit ganz wenigem Glücksmomente zu erleben“, blickt Hoeness in einem Interview mit dem Sportinformationsdienst SID zu Beginn seiner Geburtstagswoche auf die Zeit im Gefängnis zurück. Das bestätigte 2019 der jahrelange Erzrivale Willi Lemke in einem offenen Brief an Hoeness, in dem er von einem nicht-öffentlichen Treffen in der Geschäftsstelle des FC Bayern berichtet: „Wir haben uns sehr nett unterhalten und ich habe dich von einer Seite kennengelernt, die ich nie an dir vermutet hätte: Du konntest auch demütig sein.“

Immer am Limit gearbeitet – und so die Bundesliga verändert

Dass die jahrzehntelange Arbeit von Hoeness zu einer Schieflage in der Bundesliga geführt hat, seine Bayern haben in der laufenden Saison die zehnte Bundesliga-Meisterschaft in Serie im Blick, sieht Hoeness gespalten. Einerseits sagt er voller stolz: „Das haben wir uns erarbeitet!“ Andererseits verkennt er das sportliche Problem für die Bundesliga nicht: „Ich bin auch nicht glücklich, wenn ich sehe, dass wenn wir 1:0 führen, dass nicht mehr viel passieren kann. Das gefällt mir auch nicht. So Spiele wie in Kaiserslautern, 4:1 geführt, 7:4 verloren – das fehlt mir auch. Aber ich kann es nicht ändern.“

Was Hoeness dagegen ändern konnte, waren sein Blick auf sich selbst und die Zukunft des FC Bayern. Als es wegen eines Werbedeals mit Katar Ende 2021 zu einem handfesten Eklat auf der Jahreshauptversammlung kam, brodelte es in Hoeness, doch das abgeschaltete Mikrofon machte ihm einen Strich durch die Rechnung: „Wie ich mich kenne, wären meine Worte emotional aus mir herausgekommen – und auch wenn ich es im Sinne des FC Bayern gut gemeint hätte, wäre es in diesem Ambiente vermutlich kontraproduktiv gewesen.“ Doch die Altersmilde kam Hoeness diesmal zuvor: „In der Zeit, die es dauerte, das Mikrofon wieder anzuschalten, ist in meinem Kopf der Impuls aufgekommen, nein, das passt jetzt nicht.“

Seinen 70. Geburtstag wird der grosse Macher des FC Bayern im kleinen Familienkreis feiern, des Coronavirus wegen. Für den Sommer ist dann Grösseres geplant: „Ich hoffe, dass wir im Juni, wenn meine Frau auch 70 wird, ein grosses Fest machen können.“

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