Steuerskandal um Cristiano Ronaldo: Drückt der Staat beide Augen zu?

Cristiano Ronaldo droht eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung. Doch so wirklich glaubt kaum jemand daran – sogar eine Gesetzesänderung wird gefordert.

Er ist der absolute Superstar des Fussballs. Rettet ihn nun sein Ruhm vor einer Strafverfolgung? Weltfussballer Cristiano Ronaldo (32) wurde in Spanien wegen Steuerhinterziehung angezeigt. Medienberichten zufolge will die Staatsanwaltschaft dem legendären Stürmer von Real Madrid nachweisen, dass er zwischen 2011 und 2014 knapp 15 Millionen Euro am spanischen Fiskus vorbeigeschleust und somit bewusst Steuern hinterzogen habe. Damit droht im Falle einer Verurteilung sogar eine Haftstrafe.

Ein Schuldspruch? Unwahrscheinlich!

Doch im fussballverrückten Madrid glaubt – ausser den Ermittlern – kaum jemand an einen Schuldspruch für Ronaldo. Wie das Online-Portal „El Confidencial“ berichtet, ist die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft selbst unter Steuerfahndern höchst umstritten. Viele Finanzbeamte fürchten wohl, sie könnten sich bei dem Verfahren gegen Ronaldo unbeliebt machen oder gar blamieren.

Das hat seinen Grund. Bei der beanstandeten Summe gehe es um Werbeeinnahmen, die, wie Ronaldos Anwalt beteuere, zu „92 Prozent“ überhaupt nicht in Spanien angefallen sind. Zudem macht sich sein Klub Real Madrid dafür stark, dass die „Lex Beckham“ wieder eingeführt wird.

Wird das „Beckham-Gesetz“ wieder eingeführt?

Dieses Gesetz, das unter dem ehemaligen konservativen Ministerpräsidenten José M. Aznar eingeführt und nach dem damaligen Real-Spieler David Beckham (42) benannt wurde, sah vor, dass ausländische Unternehmer, die nach Spanien wechseln, nur einem Einkommenssteuersatz von knapp 25 Prozent (auf Einnahmen, die ausschliesslich in Spanien erzielt wurden) unterliegen. Das galt nicht nur für Industriebosse, sondern auch für Kicker wie Beckham. Auch Cristiano Ronaldo, der 2009 von Manchester United zu Real Madrid ging, profitierte von der Verordnung.

Unter der sozialistischen Regierung von José Luis Zapatero (2004 bis 2011) wurde der Passus für Fussballspieler ersatzlos gestrichen. Nun kämpft Real Madrid dafür, dass das „Beckham-Gesetz“ wieder eingeführt wird. Laut „Süddeutscher Zeitung“ sagte Reals Generaldirektor José Ángel Sánchez: „Es gibt nicht viele spanische Industrien, die so führend sind wie der Fussball.“ Es sei daher „untragbar“, dass Fussballer die einzigen seien, die nicht dem Gesetz unterliegen.

Sánchez fordert die spanische Verwaltung auf, diese Korrektur zugunsten der Kicker schnell vorzunehmen. Er verweist auf die Konkurrenz in England: „Dort bekommen Fussballer mehr Geld und zahlen weniger Steuern, aber wir sind in einem Aquarium, in dem Sauerstoff fehlt.“

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