Zum 100. Geburtstag von Robert Mitchum: Der erste echte Hollywood-Held

Kaum ein anderer Schauspieler war so stilprägend für zahlreiche Generationen wie Robert Mitchum. Heute wäre der wortkarge Mr. Cool 100 Jahre alt geworden. Eine Hommage.

Am 1. Juli 1997 verliess ein ganz grosser seiner Zunft für immer die Bühne: Robert Mitchum starb nur wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag an Lungenkrebs. Der lebenslange Raucher hinterliess ein künstlerisches Erbe, das damals noch gar nicht recht absehbar war. Heute, 20 Jahre später, wäre der US-Amerikaner 100 Jahre alt geworden. Mitchum prägte dank seines für damalige Verhältnisse völlig untypischen Spiels mehrerer Generationen von Schauspielern. Bis heute wird seine Art der Darstellung von zahlreichen seiner Kollegen nachgeeifert.

Dabei sah er selbst darin nur wenig Brillantes. Sein Erfolgsrezept: seine stilprägende Coolness, seine zynische Einstellung gegenüber Hollywood und sein konsequentes „Unterspielen“ der Rollen. Method Acting sei in seinen Augen nämlich völliger Humbug. In einem Interview sagte Mitchum einst: „Ich habe drei Gesichtsausdrücke: nach links schauen, nach rechts schauen und geradeaus schauen.“ Doch gerade deswegen wird Mitchum bis heute nahezu kultisch verehrt. Steve McQueen, Clint Eastwood, Alain Delon oder auch Sylvester Stallone: Sie alle kopierten ihr Vorbild Mitchum bewusst oder auch unbewusst, um seine Strahlkraft zu imitieren.

Der wortkarge Frauenheld

Als einer der allerersten Schauspieler überhaupt übernahm er meist bewusst die Rolle von Schurken und wurde so dank seiner unglaublichen Körpersprache, Mimik und seines fast schon teilnahmslos wirkenden Sprechstils zum Vorbild von unzähligen Bösewichten der Filmgeschichte. Seine Paraderolle: der wortkarge, arrogant wirkende Mann mit einem tief überlegen wirkenden und durchdringenden Blick, der vor Selbstbewusstsein nur so strotzt. Natürlich war Mitchum aufgrund seiner Art und Weise auch in der Damenwelt immer hoch angesehen – trotz seiner typischen Hängelider und seines merkwürdigen Gangs.

Im wahren Leben war er allerdings treu bis in den Tod: Seit 1940 war er mit seiner Jugendliebe Dorothy verheiratet, die erst im Jahr 2014 im Alter von 95 Jahren verstarb. Mit ihr hatte er zwei Söhne, die Schauspieler James und Christopher Mitchum, und seine Tochter Petrina, die sich als Autorin in den USA einen Namen machte. Auch zwei seiner Enkelkinder, Bentley und Carrie Mitchum, sind im Übrigen Schauspieler, wie auch sein 2001 verstorbener Bruder John.

Zuletzt an der Seite von Johnny Depp

Mitchum drehte zwischen 1942 bis 1995 rund 120 Kinofilme und avancierte vor allem in der grossen Zeit der Western neben John Wayne zu den grössten US-amerikanischen Superstars. Unvergessen bleibt seine Rolle des Matt Calder an der Seite von Marilyn Monroe im Klassiker „Fluss ohne Wiederkehr“ aus dem Jahr 1954. Für seine Rolle im Kriegsdrama „Schlachtgewitter am Monte Cassino“ wurde er 1946 sogar für den Oscar als Bester Nebendarsteller nominiert. Seine letzte grosse Rolle hatte Mitchum im Jahr 1995 an der Seite von Johnny Depp in dem Anti-Western „Dead Man“.

Doch wie bereits erwähnt zeigten zwei seiner bekanntesten Rollen Mitchum als psychotischen Schurken: In „Die Nacht des Jägers“ verkörperte er 1955 einen mörderischen Wanderprediger und in „Ein Köder für die Bestie“ aus dem Jahr 1962 terrorisierte er als Sadist eine unbescholtene Familie. Zuvor, in den späten 40er und frühen 50er Jahren, galt Mitchum darüber hinaus als einer der bedeutendsten Darsteller des Film Noir. In „Goldenes Gift“ zum Beispiel übernahm er die Hauptrolle neben Kirk Douglas.

Übrigens: Seine Vorliebe für Schurken kam natürlich nicht von ungefähr. Mitchum war zeitweise selbst einer. In seiner Jugend irrte er jahrelang als Landstreicher ziellos umher und wurde im Alter von 14 Jahren verhaftet und als Kettensträfling eingesetzt. Er konnte jedoch fliehen. Auch während seiner Zeit als Schauspieler kam er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. 1949 verbüsste er sogar eine Gefängnisstrafe wegen des Besitzes von Marihuana. So wie ein echter Lebemann und Schurke eben…

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