Witwe erklärt: Helmut Kohl „war geistig bis zuletzt vollkommen klar“

Maike Kohl-Richter hat im „stern“-Interview über den Tod von Helmut Kohl gesprochen. Zur „Übergriffigkeit“ anderer Menschen sagt sie: „Es reicht jetzt wirklich.“

Für Maike Kohl-Richter (53) war der Tod ihres Mannes Helmut Kohl (1930-2017) am 16. Juni „ein Schock. Ich glaube auch nicht, dass ich ihn schon überwunden habe“, sagt die 53-Jährige im Interview mit dem Magazin „stern“. „Als mein Mann an dem Morgen gestorben ist, war das gerade ein Moment, in dem wir glaubten, er erholt sich wieder. Wir hatten das Gefühl, er schläft sich gesund. Wir hatten ein paar schlimme Wochen mit vielen Aufs und Abs hinter uns. Aber dieses Mal hat er sich nicht gesund geschlafen, sondern ist friedlich eingeschlafen.“

Obwohl Helmut Kohl neun Jahre lang krank war, kam sein Tod für Maike Kohl-Richter überraschend, wie sie dem „stern“ weiter erzählt: „Wenn Sie mit einem Menschen leben – und ich möchte an dieser Stelle noch einmal sagen, weil es fortlaufend falsch verbreitet wird: Mein Mann war seit seinem Unfall 2008 körperlich angeschlagen, aber er war geistig bis zuletzt vollkommen klar -, wenn Sie also mit einem Menschen leben wie meinem Mann, der in den vergangenen Jahren so oft fast gestorben ist und sich immer wieder und zum Teil sensationell erholt hat, dann leben Sie zwar damit, dass der Tod täglich eintreten kann, aber Sie glauben nicht täglich an den Tod.“

„Es hört nicht einmal im Tod meines Mannes auf“

Zu Helmut Kohls Grab, das mit einer Holzplatte abgedeckt ist, was einige als lieblos bezeichneten, erklärte Kohl-Richter: „Zwischen meinem Mann und mir ist gar nichts lieblos. Das Grab muss sich erst einmal senken, bevor ich es endgültig gestalten kann.“ Unsere Gesellschaft sei „generell distanzloser und respektloser geworden“, so die 53-Jährige: „Und bei meinem Mann und mir ist diese Übergriffigkeit noch einmal sehr viel ausgeprägter.“ Seit dem Unfall Helmut Kohls 2008 sei dies extrem, sagt sie: „Es gibt wenig, was über mich und uns noch nicht behauptet wurde. Ich bin ein gutmütiger Mensch, aber ich sage auch: Es reicht jetzt wirklich. Es scheint überhaupt kein Ende zu finden. Es hört nicht einmal im Tod meines Mannes auf.“

Es verletze sie, sagt Maike Kohl-Richter in dem Interview auch, „wenn ich als eine Person dargestellt werde, die ihren Mann geheiratet haben soll, um ihn zu beherrschen. Ausgerechnet ich. Ich habe meinem Mann seine Selbstbestimmtheit nicht genommen. Ich habe ihm nach seinem Unfall geholfen, sie sich zu erhalten.“ Zu dem Konflikt mit Helmut Kohls Söhnen nimmt Kohl-Richter ebenfalls Stellung, meint unter anderem: „Der Konflikt mit den Söhnen ist in Wahrheit ein alter Konflikt. Ich habe ihn nur geerbt. Ich bin nicht die Ursache. […].“ Zudem sagte sie an anderer Stelle dazu auch: „Es folgt seit Jahren demselben Muster: Wir reichen die Hand, die Hand wird gebissen, und dann finden wir uns in der Presse wieder: Mein Mann und ich werden als maximal unversöhnlich dargestellt, und ich gelte als Monster, das die armen Kinder von Vater und Grossvater fernhält.“

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