Dieter Wedel: Monster, Tyrann – Was steckt hinter den Anschuldigungen?

Dieter Wedel bleibt weiterhin ein grosses Thema. Doch was steckt tatsächlich hinter den Anschuldigungen gegen den Kult-Regisseur? Til Schweiger und Simon Verhoeven finden klare Worte.

Es steht schlecht um Dr. Dieter Wedel (75). Nachdem der Kult-Regisseur von mehreren Schauspielerinnen der sexuellen Übergriffe, Belästigung und Vergewaltigung bezichtigt wurde, legen nun zwei bekannte Kollegen nach. Til Schweiger (54, „Keinohrhasen“) sagte in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz: „Es wussten nicht alle in der Branche, dass er vergewaltigt haben soll. Man wusste aber, dass er ein Menschenquäler ist.“

Aus seiner Sicht gehe es in vielen Fällen gar nicht mal um Sex, sondern um die Demonstration von Macht. „Leute, die ihre Macht demonstrieren und ausleben wollen, können nichts weniger leiden, als wenn sich jemand widersetzt. Deswegen wollen sie diesen Menschen brechen, verletzen und erniedrigen.“ Man müsse den Opfern zuhören, ihnen glauben und sie ermutigen.

Schweiger findet klare Worte

Der Schauspieler und Regisseur warb bei der Debatte um sexuelle Übergriffe in der Filmbranche für Verständnis, wenn Frauen erst nach vielen Jahren über ihre schlimmen Erlebnisse berichten. „Wir müssen sagen: ‚Wir verstehen, warum ihr so lange gelitten habt und so lange nicht den Mut hattet‘. Und nicht sagen: ’20 Jahre hattet ihr die Chance, und jetzt haltet die Klappe.'“

Bereits in seinem Facebook-Post vom 26. Januar hatte Schweiger gefordert: „Ein Sexualdelikt darf nicht verjähren! Genauso wenig wie ein Mord! Denn ein Sexualdelikt ist ein Mord an der Seele! Und all die Menschen, die sagen, dass jetzt mal gut ist, all die Menschen, die sich beschweren, dass die Opfer erst 20 Jahre später den Mut haben, sich zu äussern, die haben KEINE Empathie!!!“

Einige Kommentare hier machen mich fassungslos😳!Ein Sexualdelikt darf nicht verjähren! Genauso wenig wie ein Mord! Denn…

Posted by Til Schweiger on Donnerstag, 25. Januar 2018

 

Damit griff Til Schweiger auch die prominente Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen (72) an, die bei Vergewaltigung auf die bestehende Verjährungsfrist von 20 Jahren beharrt. Ihrer Ansicht nach hätten Wedels mutmassliche Opfer genügend Zeit und Möglichkeiten gehabt, die Vorfälle anzuzeigen. Hätten sich die Opfer bereits in den 90er-Jahren gemeldet, hätten womöglich weitere Fälle verhindert werden können.

Die Gemüter kochen hoch

Bei Lanz trafen Schweiger und Friedrichsen aufeinander. Er: „Sie sagen ja praktisch: He, du vergewaltigte Frau, du bist selber daran schuld, wenn du nicht rechtzeitig zur Polizei gehst. Und du bist auch daran schuld, dass andere Frauen auch noch vergewaltigt werden, weil du es nicht gesagt hast. Dann hätte man den Mann früher aus dem Verkehr ziehen können.“ Friedrichsen nannte Schweigers Aussage „blanke Polemik“.

Die Journalistin glaubt, dass die mutmasslichen Opfer Wedels im Zuge der aktuellen Debatte die „grösstmögliche öffentliche Resonanz erfahren“ würden. Dieses Argument konterte Schweiger: „Das heisst ja, dass sie 30 Jahre darauf gewartet haben: ‚Hm, wann ist der perfekte Moment, um dem Wedel das heimzuzahlen.'“

Wedel – ein „kranker Tyrann“?

Auch der Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Simon Verhoeven (45, „Männerherzen“), ein Sohn der Schauspielerin Senta Berger (76), hält nicht mit seiner negativen Meinung zu Dieter Wedel zurück. Im Gegenteil. Auf Facebook fand er drastische Worte zum Thema Wedel: „Fakt ist: Jeder, der in der Filmbranche eine Zeitlang gearbeitet hat, wusste von den ätzenden Geschichten über Wedel. Dass er am Set Schauspieler tyrannisiere, dass er ein eitler, egomanischer Schreihals sei, ein Arschloch.“

Ich kann nur jedem empfehlen, den Artikel über den Regisseur Dieter Wedel in der aktuellen ZEIT zu lesen.Fakt ist:…

Posted by Simon Verhoeven on Sonntag, 28. Januar 2018

 

Verhoeven schreibt von seiner Scham über „die Mechanismen meiner Branche, die es diesem Sadisten und brutalen Gewalttäter erlaubt haben, jahrzehntelang Frauen zu vergewaltigen und Menschen zu quälen – geschützt durch das Schweigen der Sender, Produktionen und Filmschaffenden, die mit Wedel arbeiteten. Es wurde verharmlost, verdrängt, verschwiegen. Aus Angst. Aus Scham. Auch falsch verstandenem Respekt vor einem kranken Tyrannen und seiner Macht. Aber eben auch aus dem Wunsch, Erfolg zu haben mit Dieter Wedel. Einen Quotenhit zu landen!“

Er, Verhoeven, hätte sich „über jeden Aufnahmeleiter, Kameramann, Schauspieler etc. gefreut, der diesem Scheiss-Typen einfach mal eine geknallt hätte. Schade, dass damals dazu anscheinend keiner bereit war.“

Dieter Wedels Psycho-Spielchen

In einem Interview mit „spiegel.de“ sagte Simon Verhoeven, er sei sehr „aufgewühlt“ gewesen, als er „diesen sehr emotionalen, sehr spontanen Post“ verfasst habe. „Ich glaube den Aussagen dieser Frauen und den Zeugenaussagen. Sie sind stimmig und belegbar. Und sie decken sich mit einem Bild, das viele in der Branche über Jahrzehnte von Wedel hatten. Die Leute wussten, er konnte sehr tyrannisch sein.“

Verhoeven berichtet, dass Wedel „zu anderen Frauen, anderen Schauspielern und anderen Menschen sehr charismatisch und sehr charmant sein“ konnte. Auch seine Mutter habe Wedel als „sehr geistreichen, charmanten Gesprächspartner“ beschrieben.

Dieter Wedel sei „ein faszinierender Typ und konnte Vertrauen erwecken. Aber er hatte eben auch eine dunkle Seite. Das wussten alle in der Branche… Man hatte gehört, er sei tyrannisch, behandelte die Leute teilweise sehr schlecht… Er hat sich sehr gezielt die Menschen rausgesucht, die er psychisch fertigmachen wollte, aber das hat man ihm eben dann auch sehr lange erlaubt.“

Von Ingrid Steeger erhält Wedel Rückendeckung

Ist Dieter Wedel nun ein triebgesteuerter Täter – oder ein Opfer? Der Regisseur streitet die Vorwürfe, die überwiegend juristisch verjährt sind, kategorisch ab. Er räumt zwar ein, bei Dreharbeiten schon mal die Contenance verloren zu haben und entschuldigt sich bei den Menschen, die er dabei verletzt habe. Doch sexuelle Übergriffe oder gar eine Vergewaltigung leugnet er.

Und er bekommt Unterstützung. Seine Ex-Geliebte Ingrid Steeger (70), die von 1988 bis 1992 mit dem Regisseur liiert war, spricht von „Rufmord“. In einem Interview mit RTL sagte sie: „Ich verbitte mir das, dass man sagt, dass der Wedel ein Vergewaltiger war oder ist.“ Auch sie habe als Schauspielerin in Hotelzimmern Vorsprechen bei ihm gehabt, „er hat trotzdem nichts mit mir gemacht… Der hat’s gar nicht nötig gehabt. Der hätte die Schauspielerinnen nur so aufpflücken können.“ Steeger habe sich „in seine Intelligenz und Bildung verliebt.“ Das sei der wahre Wedel.

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