Schlagerstar Jürgen Marcus: 16 Jahre musste er leiden

Der Tod von Jürgen Marcus bewegt die Schlagerwelt und seine treuen Fans. Er führte ein skandalfreies Leben, das zuletzt von einer schweren Krankheit geprägt war.

Ein netter Junge! Jürgen Marcus ist es ein Leben lang geblieben. Ruhig, bescheiden, liebenswürdig. Jeder Zoll ein Sympathieträger. So kannte und liebte ihn sein Millionenpublikum. Kaum jemand wusste, dass er seit 16 Jahren todkrank war. Wie jetzt bekannt wurde, ist der Schlagersänger bereits Mitte Mai in seiner Münchner Wohnung im Alter von 69 Jahren gestorben.

Was ist COPD?

Jürgen Marcus litt seit 2002 an der Lungenkrankheit COPD, die vor allem Raucher heimsucht. Dieses Leiden, bei dem es keine Heilung gibt, ist eine der häufigsten Todesursachen. COPD entwickelt sich schleichend und wird in der Regel von Atemnot begleitet. Im Endstadium drohen die Auflösung der Lungenbläschen und schliesslich Atemversagen.

Jürgen Marcus hat wegen dieser Krankheit seine Karriere aufgegeben. COPD verändere auch das Leben von Partner und Familie, sagt Petra Knöpfle von der Kasseler Gruppe der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland in „Spiegel Online“: „COPD bedeutet 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche Sorgen. Es ist kein normaler Alltag möglich.“ Man könne keine Pläne mehr schmieden. Jederzeit könne es dem Patienten schlechter gehen, schon ein Wetterumschwung reiche aus.

Ausserdem habe die Erkrankung soziale Folgen, denn es bestehe die Gefahr, sich in eine Spirale der Isolation hineinzubewegen. Aus Angst vor Atemnot bewegten sich die Kranken immer weniger und blieben zu Hause.

Er war der Liebling der Schlagerwelt

Seit 2012 hat Jürgen Marcus die Öffentlichkeit ganz gemieden und liess 2017 das Ende seiner Musikkarriere verkünden. So ist ihm nur noch die allgegenwärtige Erinnerung an glorreiche Zeiten als Schlagerstar geblieben.

Es hatte Mitte der 60er-Jahre im Ruhrgebiet begonnen. Der junge Herner Jürgen Beumer, so hiess er mit bürgerlichem Namen, hatte zwar einen Job als Betriebsschlosser, doch die Musik interessierte ihn wesentlich mehr. Er spielte und sang in verschiedenen Bands, schnell wurde sein Talent über Nordrhein-Westfalen hinaus bekannt. Schliesslich kam die grosse Chance: die Hauptrolle als Claude im Hippie-Musical „Hair“.

Von da an nannte er sich Jürgen Marcus, er wollte nicht mit Hans-Jürgen Bäumler, dem seinerzeit ungemein populären Eislauf-, Kino- und Schlagerstar, verwechselt werden.

Mit dem Erfolgsproduzenten Jack White ging es steil bergauf. Der schrieb ihm den Song „Eine Liebe ist wie ein neues Leben“, das berühmteste Lied von Jürgen Marcus. „Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass es ein Erfolg wird. Der Text war extrem gut“, sagte Marcus später.

Ein Hit, der bleibt

Es folgten weitere Hits wie „Ein Festival der Liebe“, „Auf dem Bahnhof der vielen Geleise“, „Schmetterlinge können nicht weinen“ und „Ein Lied zieht hinaus in die Welt“. Sie machten Jürgen Marcus in den 70er-Jahren zum beliebtesten Schlagersänger Deutschlands.

Es kamen an die 18 Musikalben und einige Rollen in Filmen und TV-Serien. Dann wurde es ruhiger um ihn, wie bei den meisten seiner Kollegen.

Durch die Schlager-Revivals in den 1990-ern wurde auch „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“, u.a. gesungen von Dieter Thomas Kuhn, neu entdeckt. Das Lied etablierte sich rasch im Repertoire der Party- und Stimmungshits jüngerer Generationen. Jürgen Marcus musste es bei jedem seiner öffentlichen Auftritte singen. Er machte es gern, weil er ja ein netter, liebenswürdiger Künstler ohne Allüren war.

1991 sorgte Jürgen Marcus einmal für Schlagzeilen, die vor allem Millionen von jenen Frauen irritierten, die sich ihn immer klammheimlich als Schwiegersohn gewünscht hatten. Er bekannte sich zu seiner Homosexualität, worauf die „Bild am Sonntag“ mit der Schlagzeile erschien: „Die Beichte des Jürgen Marcus. Ich konnte nie eine Frau richtig lieben. Alkohol. Männerliebe. AIDS-Angst“.

Seit 1995 wurde sein Manager Nikolaus Fischer als sein Lebenspartner genannt. Das Paar wohnte bis zu Marcus‘ Tod gemeinsam in München. Nikolaus Fischer teilte jetzt mit: „Es war sein ausdrücklicher Wunsch, in aller Stille beigesetzt zu werden.“

Vorheriger ArtikelCaroline Frier und Dirk Borchardt lassen sich für „Falk“ scheiden
Nächster ArtikelMary Roos: «Ich fühle mich beruflich gewollt und geliebt»