Er war lange nur ein weiterer Schönling Hollywoods. Doch mit den Jahren bewies der Texaner Matthew McConaughey, wie facettenreich er in Wahrheit sein kann. Heute wird der Schauspieler 50 Jahre alt.
In einer Umfrage wurde sein Brustkorb zum „besten Brustkorb der Welt“ gewählt und auch die Auszeichnung des „Sexiest Man Alive“ konnte er 2005 sein Eigen nennen. Aber von nichts kommt nichts – das weiss Matthew McConaughey nur zu gut. Und so vollzog der Schauspieler die perfekte Verwandlung vom Frauenflüsterer zum filmischen Ausnahmetalent und behielt dabei kaum mehr als seinen durchdringenden Südstaatenakzent – mit Erfolg. Zu seinem heutigen 50. Geburtstag haben wir sein Leben in einigen interessanten Episoden zusammengefasst.
Vom Tellerwäscher über den Anwalt zum Schauspieler
Der Texaner, der als Sohn eines Tankstellenbetreibers und einer Lehrerin zur Welt kam, war noch nie arbeitsscheu. Nicht nur sein tägliches Workout macht das klar. Als er nach der Highschool ein Jahr nach Australien ging, machte er sich dort die Finger beim Geschirrspülen und Ausmisten von Hühnerställen so richtig dreckig. Zurück in Texas wollte er dann erstmal etwas Sauberes machen: Anwalt werden. Doch bald schon musste er erkennen, dass seine wahre Vorliebe der Schauspielerei galt. 1993 folgte an der University of Texas der Abschluss im Studiengang „Film“.
Seinen Durchbruch hatte er dann aber ausgerechnet einer Rolle als Anwalt zu verdanken: In John Grishams Buchverfilmung von „Die Jury“ (1996) verkörperte er Jake Brigance. Die Szene, in der er vor den Geschworenen das Bild der Vergewaltigung eines weissen Mädchens beschreibt, ging selbst Kritikern unter die Haut. Später durfte McConaughey in „Der Mandant“ (2011) erneut in die Rolle seines Beinahe-Berufes schlüpfen. So blieb er seinem früheren Traumjob zumindest mittels der Schauspielerei nahe.
Der Mann, der Frauenherzen zum Schmelzen bringt
Was mit einer kurzen Nebenrolle in „Sex and the City“ (2000) anfing, setzte sich in den 00er-Jahren fort: McConaughey labelte sich in der Mainstreamsphäre als blonder Surferboy mit verträumten Augen, der die Frauenherzen vor allem in romantischen Komödien reihenweise zum Schmelzen brachte. Ob mit Jennifer Lopez als verträumter Eddie in „Wedding Planner – Verliebt, verlobt, verplant“ (2001), mit Kate Hudson als gewiefter Journalist Ben in „Wie werde ich ihn los – in 10 Tagen?“ (2003) oder mit Penélope Cruz als abenteuerlustiger Dirk in „Sahara – Abenteuer in der Wüste“ (2005) – es scheint, McConaughey durfte vor der Kamera zeitweise mit dem Who’s Who Hollywoods knutschen.
Nur die spätere Frau seines Herzens, Camilla Alves (37), liess sich von McConaughey zuerst nicht beeindrucken – erkannte ihn im ersten Moment nicht einmal. „Zuerst wusste ich nicht, wer er war. Damals hatte er einen ganz langen Bart und trug einen Rasta-Hut“, sagte das brasilianische Model innerhalb eines Fernseh-Interviews in der Sendung „Access Hollywood“ über ihre erste Begegnung 2007. Damals trafen sie sich in einem Club am Sunset Boulevard.
Doch Alves liess sich ebenfalls von seinem Charme bezaubern: Drei Tage später gingen sie erstmals aus, seit 2012 sind sie verheiratet und haben inzwischen drei Kinder: Levi (11), Vida (9) und Livingston (6).
Vom Surferboy zum Charaktermime
Nach der Gründung seiner Familie vollzog McConaughey auch auf schauspielerischer Ebene eine Metamorphose. Nach der Paraderolle des zwielichtigen Anwalts in „Der Mandant“ (2011) und tiefgründigen Folgefilmen wie „The Paperboy“ (2012) oder „Mud“ (2012) sollte 2013 ein Projekt folgen, das seine weitere Karriere entscheidend verändern würde: Für den Part des homophoben Rodeo-Machos Ron Woodroof, der in den Achtzigern an Aids erkrankt und zum Aktivisten wird, hungerte sich Matthew McConaughey auf knapp 60 Kilogramm herunter.
Der einstige Schönling war anstatt des Surferbodies nur noch Haut und Knochen. Plötzlich zählten all die halbnackten Szenen in Badehose vor den Traumstränden der Welt nicht mehr, sondern einzig das Talent. An der Seite von Jared Leto verkörperte er seine Rolle in „Dallas Buyers Club“ derart eindringlich, dass das Gremium der Academy Awards im Folgejahr gar keine andere Wahl hatte und ihn mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller entlohnte. „Viele haben mir diese Rolle nicht zugetraut. Vielleicht bin ich deshalb auch so stolz auf diese Arbeit?“, sagt er 2014 in einem Interview mit der „FAZ“.
Geplanter Absprung zu Arthouse-Produktionen
Dank „Dallas Buyers Club“ löste er sich rabiat von dem Brandzeichen des „Easy Livin'“-Schauspielers, der nur sein Hemd auszuziehen braucht, um Millionen abzukassierten. Für den Wechsel zu anspruchsvollen Filmen legte McConaughey in Absprache mit seiner Frau übrigens extra Geld zur Seite, um den Lebensstandard seiner Familie zu sichern. Die Strategie machte sich bezahlt: Im selben Jahr sah man ihn im hochgelobten „The Wolf of Wall Street“, es folgten die anspruchsvolle HBO-Krimiserie „True Detective“, Christopher Nolans „Interstellar“ oder der Drogenfilm „White Boy Rick“.
Seit diesem Zeitpunkt hat der Texaner die lang ersehnten Zügel in der Hand und sich das Privileg erarbeitet, von grossen Studios nicht mehr seines Körpers wegen für Rollen engagiert zu werden, sondern aufgrund seiner Darbietung. „Ich bewege mich schon so lange in Hollywood, dass ich weiss, wie das geschäftliche Spiel funktioniert. Es ist wie beim Flippern, du darfst nicht zur Kugel werden, sondern musst am Drücker sitzen, die Impulse geben“, sagte er einst.
Heute initiiert er all seine filmischen Impulse – die auch irgendwann wieder in einer Badehose am Strand landen könnten. Doch den Akzent hat er sich bewahrt – und diesen einen Spruch, mit der er seine Filmkarriere begann und seine Oscar-Rede schloss: „Alright, alright, alright.“