Zum 60. Geburtstag von Bono: Der Mann mit der guten Stimme

Mit U2 wurde er zur Musiklegende, doch Bono ist viel mehr als nur ein Sänger. Am Sonntag wird der Ausnahmekünstler, Philanthrop und Sonnenbrillen-Dauerträger 60 Jahre alt.

Als Bono am St. Patrick’s Day (17. März) seinen spontan geschriebenen Song zur Corona-Lage, „Let Your Love Be Known“, auf Instagram teilte, waren die Reaktionen bezüglich seiner musikalischen Qualität eher durchwachsen. Die Botschaft jedoch – inspiriert wurde er zu der Piano-Ballade von den vom Balkon musizierenden Italienern – war entscheidend.

Bono widmete das Stück zur Corona-Krise dem sich aufopfernden Gesundheitspersonal und den gebeutelten Menschen in seiner Heimat Irland. Denn selbstverständlich ist ein Bono mit seiner Stimme gerade in schweren Zeiten zur Stelle, auch wenn es dabei nicht immer um die Musik geht. Bono ist eben viel mehr als nur ein Sänger. Am heutigen Sonntag (10. Mai) wird der Ausnahmekünstler, Philanthrop und Sonnenbrillen-Dauerträger 60 Jahre alt.

Vier Schulkollegen gründen eine Band

Bonos Stimme – sein Künstlername geht auf den Dubliner Hörgeräteladen „Bonavox“ (lateinisch für „gute Stimme“) zurück – hat immer Gewicht, egal ob in der Musik oder ausserhalb davon. Das erste Mal gehört wurde sie, als sich der von Punk-Bands wie den Ramones begeisterte Schüler der Mount Temple School zum Jammen im Klassenzimmer mit drei seiner Kollegen verabredete. Mit David „The Edge“ Evans (58), Adam Clayton (60) und Larry Mullen jr. (58) gründete Bono 1976 eine Rockband, die heute unter dem Namen U2 zu einer der erfolgreichsten und bedeutendsten Musikgruppen aller Zeiten gehört.

Die vier ehemaligen Schulkollegen sind eine eingeschworene Einheit in Originalbesetzung ohne Hierarchie – eine Rarität im Rockzirkus und vielleicht das Geheimnis ihrer langanhaltenden Bandgeschichte. Ein Highlight daraus ist ihr 1987 veröffentlichtes Album „The Joshua Tree“, das mit Songs wie „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ oder „With Or Without You“ auch zu Bonos gesanglichen Sternstunden zählt.

Glaube als feste Instanz

„Ich würde Bonos Gesang beschreiben als 50 Prozent Guinness, zehn Prozent Zigaretten – und der Rest ist Religion“, schrieb Green-Day-Kopf Billie Joe Armstrong (48) im „Rolling Stone“ über die Stimmfarbe des irischen Sängers, der als Paul David Hewson an der Seite eines katholischen Vaters und einer anglikanischen Mutter im Dublin der Siebzigerjahre aufwuchs. Die Religion trat in Bonos Leben, als das seiner Mutter wegen einer Gehirnblutung endete. Ihr Tod habe ihn zum Glauben an Jesus gebracht, er war zu diesem Zeitpunkt erst 14. „Durch die Trauer wurde ich Künstler“, sagte Bono später „The Sun“.

Der Glaube ist bis heute ein Schlüsselelement in Bonos philanthropischer Überzeugung und pazifistischen Handlungen, die ihm über die Jahre nicht immer alle abgekauft haben, auch manche seiner Musikerkollegen nicht. „Er ist ein Dichter, ein Philosoph. Und ich glaube, ich habe ihn letzte Nacht übers Wasser gehen sehen“, soll Mick Jagger (76) einmal gestichelt haben. Und Eric Clapton (75) war der Meinung, dass sich Musiker nicht wie Politiker aufführen sollten.

Mann des Volkes

Doch seine Motivation für soziales und politisches Engagement – unter anderem gegen Aids, Hunger und Armut – bestand bereits innerhalb von U2. Mit ihrem Song „Sunday Bloody Sunday“ lieferte die Gruppe ihr Statement zum damaligen Nordirland-Konflikt. Und überhaupt war Bono immer ein Mann des Volkes, dessen emotionale Nähe er symbolträchtig bei Live Aid 1985 suchte, als er über die Bühnenabsperrung kletterte und mit einem Mädchen aus dem Publikum tanzte. Oder bei einer Aktion 2017 in der Berliner U-Bahn, als er zusammen mit The Edge plötzlich in der U2 auftauchte und ein paar Akustiknummern zum Besten gab.

Auch nur ein Mensch

In den vergangenen Jahren musste Bono allerdings vermehrt gesundheitliche Tiefpunkte verkraften. Da gab es die Not-Operation an seiner Wirbelsäule in München 2010 oder den schweren Fahrradsturz in New York 2014, bei dem er sich einen komplizierten Schulterbruch zuzog, was das Gitarre spielen unmöglich machte. Auch seine Stimme versagte teilweise auf der Bühne.

Ausserdem war das 2017 erschienene U2-Album „Songs of Experience“ stark von einer Nahtod-Erfahrung des Sängers geprägt, die er aber nicht näher kommentieren wollte. „Ich weiss, dass U2 an jedes Album herangehen, als wäre es ihr letztes“, sagte er dem „Rolling Stone“. „Aber diesmal wollte ich noch mehr, dass die Leute um mich herum, die ich liebe, genau wissen, wie ich mich fühle.“ Doch mittlerweile hat sich Bono von seinen Rückschlägen wieder erholt und gibt anderen Hoffnung in Zeiten wie diesen – nur mit seiner Stimme.

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