Mike Krüger: Der Sänger und Schauspieler wird 65

Mike Krüger feiert heute seinen 65. Geburtstag. Als Sänger, Autor, Schauspieler und Moderator wurde er zur Allzweckwaffe im Showbiz. Und hat dabei einiges erlebt.

Mike Krüger wird 65. Mein Gott, ist das nicht der, mit der furchtbar langen Nase? Der den Nippel durch die Lasche zieht? Der, mit „Mein Gott, Walter“? Richtig, das ist er! Und sein Gesicht dürfte eines der bekanntesten im deutschen TV sein. Jetzt ist er also auch schon 65. Wenn man die frühen Bilder seines Schaffens sieht, muss man sagen: Das Alter hat ihm rein optisch sehr gut getan. Sein Gesicht ist kantiger geworden.

Wo früher weiche, runde Linien die Karikatur eines Komikers, der sich irgendwie auf die Bühne verirrt hat, gezeichnet haben und die Langhaarfrisur wie eine schlechte Perücke auf dem arglosen Schädel sass, sehen wir heute einen Mann mit hoher Stirn (dem Haarausfall sei Dank!), klaren, hellen Augen mit Lachfalten und einem wachen, sympathischen Gesichtsausdruck. Nie sah er besser aus. Die Nase, sein Markenzeichen, ist ihm natürlich geblieben, aber es passt alles zusammen.

Humor hilft ihm

Es gab Zeiten, da war sein Aussehen für ihn hinderlich. Da hat ihm der Krügersche Humor und Optimismus geholfen. „Ich war schon immer mit einer der Lustigsten in der Klasse und habe versucht, mit merkwürdigen Aktionen und Scherzen über meine nicht so guten Noten hinwegzutäuschen. Das hat mal geklappt und mal auch nicht. Aber es hat mir schon in meinem Leben geholfen, Schwächen oder Ängste durch Comedy zu überspielen“, hat er in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt.

Wie fast jeder bessere Komödiant hat auch er die Härte und Traurigkeit des Lebens erfahren müssen. Da war er noch nicht der berühmte Mike Krüger, sondern Michael Friedrich Wilhelm Krüger, der auf der Durchreise nach Hamburg, wo die Eltern lebten, rein zufällig in Ulm geboren wurde.

Das Baby kam als Siebenmonatskind halbseitig gelähmt zur Welt und lag sechs Monate im Brutkasten. Im Alter von drei Jahren stirbt die Mutter. Die Umstände ihres Todes werden nie ganz geklärt. Krügers Vater, Prokurist bei der Norddeutschen Treuhandgesellschaft, will nicht davon sprechen.

Kein Gespräch über Tod der Mutter

„Ich weiss darüber eigentlich sehr wenig“, erzählte Mike Krüger dem „Stern“. „Als mein Vater starb, habe ich den Totenschein meiner Mutter gefunden und da stand dann drin, dass sie in Paris in einem Hotelzimmer gestorben ist. Ich habe gedacht: Paris ist eine grosse Stadt. Hat sie es nicht mehr ins Krankenhaus geschafft, oder was war da los? Leider habe ich das nie richtig mit meinem Vater besprochen. Er hat das auch immer sehr abgeblockt.“

Der Vater hat wieder geheiratet, das Verhältnis zu ihm und der Stiefmutter ist nicht das beste. Der Junge kommt auf ein Internat nach Büsum an der Nordsee, dort wird noch die Prügelstrafe mit dem Rohrstock praktiziert, und die Lehrer machen weidlich Gebrauch davon. Seinem Optimismus und positiven Art scheint das aber nichts angehabt zu haben.

Beruflich vielseitig

Nach dem Abitur macht er eine Lehre als Betonbauer und ist am Bau des neuen Hamburger Elbtunnels beteiligt. Anschliessend geht Krüger zur Bundeswehr als Funkfernschreiber bei der Bundesmarine, danach schliesst sich ein Architekturstudium an der Fachhochschule Hamburg an.

Irgendwann in dieser Zeit wandelte sich Michael Friedrich Wilhelm Krüger zu Mike Krüger. Er hat schon als Halbwüchsiger Musik gemacht, war in verschiedenen Bands, trat in Hamburger Clubs auf. Es war die hohe Zeit der Blödelbarden: Die Insterburgs mit Karl Dall hatten grosse Erfolge, Ulrich Roski, Schobert & Black ebenfalls – und natürlich Otto. Und Mike Krüger passte wunderbar in diese Riege, mit seiner Musik, mit seinem Humor, mit seinem Aussehen.

Schneller Erfolg

Gleich die erste Platte war ein Riesenerfolg, der sein Leben verändert hat. 1975 kam „Mein Gott, Walter“ heraus, das Lied von einem Tollpatsch, der durch das Leben stolpert und selbst im Jenseits damit Aufsehen erregt. Eine schlichte Melodie, die mit zwei Griffen (a-moll, G-Dur) auf der Gitarre begleitet wurde. Er hat sie bereits als 15-Jähriger geschrieben.

„Ich war damals eher gelangweilt. Ich war mit meinen Eltern im Urlaub in Garmisch-Partenkirchen und hatte gerade angefangen, Gitarre zu lernen“, sagte er einst der „F.A.Z.“. Der Song hat sein Leben verändert, ab dann wurde alles anders. Und weil es ihm leicht fiel, hat er aus dem „Walter“-Song gleich eine Langspielplatte gemacht.

„Durch den grossen Erfolg der LP habe ich überhaupt in Erwägung gezogen, ins Showgeschäft zu gehen. Ich wollte damit ja nicht Komiker oder Star werden, sondern mein Studium finanzieren und es in den Semesterferien angenehmer haben, als auf dem Bau zu arbeiten. Wenn ich von der LP statt 800’000 Stück 100’000 verkauft hätte, wäre ich heute, denke ich mal, Architekt.“

Viele Fans

Mike Krüger wird ein Star. Der mit dieser Nase und diesem Gesicht, und da zeigt es sich, dass das deutsche Publikum durchaus Sinn für musikalischen Nonsens hat. Es folgen Mike Krügers weitere Erfolgshits wie „Der Nippel“, „Bodo mit dem Bagger“, „Welthits aus Quickborn“. Seine Blödeleien kommen sogar bei den Hamburger „Hells Angels“ an. „Die liebten den Song ‚Hein von der Werft‘ und den Refrain: ‚Wenn mich einer nervt, zähl ich bis acht, dann kriegt er in die Schnauze, bis er lacht‘!“, berichtet Krüger in „Bild“.

Mike tourt durch Deutschland und füllt die Hallen. Und weil es so schön rund läuft, wird er auch Schauspieler, da findet er einen kongenialen Nasen-Partner: Thomas Gottschalk. Die Spielfilme „Die Supernasen“, „Zwei Nasen tanken Super“, „Piratensender Powerplay“, „Geld oder Leber“ oder „Der Senkrechtstarter“ begeistern die Zuschauer und füllen die Kinos.

Die Allzweckwaffe

Mike Krüger hat sich zu einer Allzweckwaffe im deutschen Showbiz entwickelt. Er macht nun auch Fernsehen, als talentierter Moderator. Seine TV-Shows „Vier gegen Willi“ (ARD), „Punkt, Punkt, Punkt“ (Sat.1) und „Krüger sieht alles“ (RTL) laufen über Jahre. Eine Erfolgslegende ist die Freitagabendshow „7 Tage, 7 Köpfe“, die Krügers Freund Rudi Carrell produzierte. Schliesslich kommt auch die TV-Werbung nicht mehr ohne Krüger aus. Er wirbt für eine Baumarktkette, für Kaffee und ein Bahnunternehmen.

Mittlerweile ist es ruhiger um ihn geworden. Er ist mit seiner Frau Birgit – seit 40 Jahren glücklich verheiratet, eine Tochter – aus dem beschaulichen Quickborn zurück nach Hamburg gezogen. Er spielt Golf und versucht, so gesund wie möglich zu leben. Die Zeit der Exzesse, wie sie in der Branche früher durchaus üblich waren, ist endgültig vorbei.

Manchmal erzählt er die Geschichte von einer Tour mit den Kollegen Karl Dall und Jürgen von der Lippe. Sie hatten in einem Fünf-Sterne-Hotel übernachtet, als nachts der grosse Durst über sie kam. Am nächsten Morgen fragte die Dame an der Rezeption beim Auschecken: „Und was hatten Sie aus der Mini-Bar?“. Krüger antwortete: „Alles!“ Seitdem weiss er, was es 1982 gekostet hat, die gesamte Mini-Bar leer zu saufen. 689,50 Mark.

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