„Grace of Monaco“ im Ersten: Keine Sternstunde für Nicole Kidman

Mit dieser Rolle tat sich Nicole Kidman keinen Gefallen. Zwar spielt sie in „Grace of Monaco“ die schillernde Grace Kelly, doch der Streifen gilt als einer der grossen Film-Flops des Jahres 2014.

Wenige Filme haben im Vorfeld derartig hohe Wellen in Adelskreisen geschlagen, wie Olivier Dahans (50) „Grace of Monaco“ aus dem Jahr 2014. Vergleichbar mit „Diana“ vom deutschen Filmemacher Oliver Hirschbiegel (59, „Der Untergang“), der die letzten zwei Jahre der beliebten britischen Prinzessin schildert, monierte hier das monegassische Fürstenhaus die Darstellungen in der vermeintlichen Biografie des einstigen Hollywood-Stars. Dahan nehme sich zu viele künstlerische Freiheiten bei seiner Abbildung heraus, lautete damals der Vorwurf – eine Kritik, die er sich aufgrund zahlreicher narrativer Entscheidungen durchaus gefallen lassen muss. Am heutigen 19. Juli zeigt Das Erste das Drama nun ab 20:15 Uhr erstmals im Free-TV.

„Grace of Monaco“ erzählt nur einen winzigen Ausschnitt aus dem bewegten Leben der glamourösen Grace Kelly (Nicole Kidman, 50, „Australia“). Das Drehbuch von Arash Amel zentriert sich auf wenige Monate Anfang der 1960er Jahre, in denen Kelly von Kult-Regisseur Alfred Hitchcock eine Rolle in seinem neuen Werk „Marnie“ angeboten bekommt, während sich das kleine Fürstentum Monaco einen erbitterten politischen Kampf mit Frankreich liefert. Kellys Ehemann, Fürst Rainier III (Tim Roth, 56, „Reservoir Dogs“), setzt sich für den Erhalt der Souveränität seines Landes ein, während Charles de Gaulle auf Steuerabgaben des Fürstentums pocht. Sonst, so die Drohung des französischen Präsidenten, würden die Landesgrenzen blockiert und Frankreich werde sich notfalls mit militärischer Gewalt Monaco einverleiben.

Hitchcock oder Rainier

Zu dieser Zeit ist Kelly bereits seit einigen Jahren mit Rainier verheiratet, trotzdem konnte sich die Hollywood-Schönheit nie an die Rolle als First Lady gewöhnen und wird von der monegassischen Bevölkerung dementsprechend kritisch als „keine der Ihren“ angesehen. Als die politische Konfrontation mit Frankreich zu eskalieren droht und ihre Ehe mit Rainier unter der Spannung leidet, muss sich das einstige Starlet eine folgenreiche Frage stellen: Wird sie ihrer Familie zuliebe die Rolle als Fürstin von Monaco mit Herz und Seele verkörpern, oder dem Rollenangebot von Hitchcock folgen und in ihr altes, unbeschwertes Leben zurückkehren?

„Die Vorstellung, dass mein Leben ein Märchen sei, ist an sich schon märchenhaft“, sagte Kelly über ihr Leben am pompösen Hofe des Fürstentums. Ins Reich der Fabeln verfrachtete Dahan auch einige wichtige Teile seines Werks. So schliesst der Film mit einem Husarenstück der Fürstin: In einer einzigen Rede vor Vertretern der Weltpolitik wendet Kelly im Alleingang die französische Annexion ab. Der Film lässt de Gaulle – anders als in der Realität – Gast beim Rosenball in Monte Carlo im Jahr 1962 sein, um so der bewegenden Rede von Kelly beiwohnen zu können. Sie erweicht das Herz des stur erscheinenden französischen Politikers, und rettet Monaco vor dessen politischer Umklammerung. Dass Kelly diese Rede nie hielt, gepaart mit dem hohen Kitschfaktor der als rührend konzipierten Ansprache, lässt das grosse Finale des Films emotional recht wirkungslos zurück.

Kenntnisse vorausgesetzt

„Grace of Monaco“ setzt eine gewisse Grundkenntnis der Vorgeschichte voraus. In den zahlreichen Dialogen wird zwar die Hintergrundgeschichte von Kelly angerissen, und so ihr innerer Zwist thematisiert, trotzdem hätte man sich etwas mehr von ihrer glamourösen Zeit als Hollywood-Star gewünscht. Zwar öffnet der Film mit einer wirklich gelungenen Montage von Kidman, wie sie als Berühmtheit von Filmset zu Filmset schreitet und ihr bewundernde Blicke aller Beteiligten zugeworfen werden, in der Folge wird aber nur von ihrer „unglücklichen“ Zeit als Fürstin von Monaco berichtet. Um Kellys Sehnsucht nach ihrem alten Leben darzustellen, rückt die Kamera häufig sehr nahe an ihr Gesicht heran. Doch anstatt Emotionen hervorzurufen, wirkt dieser Kunstgriff, ähnlich wie bei der Abschlussrede im Finale des Films, zu sehr wie mit dem Holzhammer auf die Tränendrüsen der Zuschauer eingedroschen.

Kidmans Darstellung der verletzlichen Fürstin ist aus schauspielerischer Sicht durchaus gelungen. Als Aussenseiterin mausert sie sich im Verlauf des Films glaubhaft zum Liebling der Massen. Das mag durchaus die schwierigste Rolle der echten Grace Kelly gewesen sein, wie im Vorfeld des Films tituliert wurde, leider war es aber nicht ihre spannendste. So renommierten Mimen wie Tim Roth oder Frank Langella (79, „Robot & Frank“) als Hofkaplan Francis Tucker wird zudem durch die Zentrierung auf Kidmans Charakter jede Form von Tiefe geraubt. Rainier wirkt über weite Strecken wie ein überfordertes Ekel, und auch nach der Versöhnung mit Kelly ist es natürlich seine Ehefrau, die die politischen Probleme aus der Welt schafft.

Kein Wunder also, dass sich einige Blaublüter von dem Film über die so tragisch ums Leben gekommene Grace Kelly – worauf der Streifen übrigens in keiner Weise eingeht – auf den Schlips getreten fühlten. Dabei hatte Ron Howard (63) kurz zuvor mit seinem Film „Rush – Alles für den Sieg“ gezeigt, wie man echte Geschichten durchaus hollywoodreif inszenieren kann, ohne die künstlerische Freiheit zu kurz kommen zu lassen, auf der anderen Seite aber auch nicht zu viel erfinden zu müssen. Wer nach „Grace of Monaco“ jedenfalls erwartet, wirklich mehr vom Leben der schillernden Grace Kelly zu wissen, wird enttäuscht den Fernseher ausschalten. Nicht umsonst gilt das Drama als einer der grossen Flops des Kinojahres 2014.

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