So wird der Schweizer „Tatort“ am Sonntag

Der elfte gemeinsame Fall der Schweizer „Tatort“-Kommissare vereint Polit-Thriller und Familiendrama. Die Ermittler geraten in die Wirren eines Rachefeldzuges. Ob das sehenswert ist, erfahren Sie hier.

Der elfte gemeinsame Fall des Schweizer Ermittlerteams Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) bringt den Tschetschenienkrieg zurück in die Köpfe der Zuschauer. Ein mutiges Thema, das die Autoren in eine Mischung aus Polit-Thriller und Familiendrama gepackt haben. Obendrauf kommt auch noch eine Affäre ans Licht. Viele Handlungsstränge also, die in „Kriegssplitter“ zusammengeführt werden – und stellenweise für Verwirrung sorgen.

Darum geht’s

Ein Mann fällt in einem Hotel aus dem Fenster in die Tiefe und stirbt. Es ist das Hotel, in dem sich Kommissar Flückiger gerade zu einem Schäferstündchen mit einer verheirateten Frau trifft. Beruflich steht damit ein neuer Fall an, privat hat das Konsequenzen: Denn durch die Vernehmungen kommt die Affäre ans Licht. Die Ermittlungen decken schliesslich auf, dass es sich bei dem Toten um einen investigativen Journalisten handelt, der über die Gräueltaten der Tschetschenienkriege recherchierte. In den Fokus der Kommissare gerät der mutmassliche Kriegsverbrecher Ramzan Khaskhanov (Jevgenij Sitochin), der unter falschem Namen in der Schweiz lebt.

Doch nicht nur Flückiger und Ritschard suchen ihn: Auch die russische Botschaft, ein tschetschenischer Auftragskiller und Khaskhanovs Nichte sind ihm auf den Fersen. Die junge Frau (Yelena Tronina) gibt ihrem Onkel die Schuld am Tod ihrer Mutter und will Rache. Dabei zieht sie ihren Zwillingsbruder Nurali Balsiger (Joel Basman), der schon lange in der Schweiz lebt, mit in die gefährliche Sache hinein…

Das Urteil

Der Fall aus der Feder von Stefan Brunner und Lorenz Langenegger ist ziemlich verschachtelt. Es werden gleich mehrere Handlungsstränge zusammengeführt. Das machen die Autoren zwar relativ geschickt, aber trotzdem verliert man dabei schnell mal den Überblick. Diese Art an Überangebot lieferte das Autorenduo bereits in „Kleine Prinzen“, ihrem ersten „Tatort“. Ihre Handschrift ist unverkennbar, auch beim Thema. Während in ihrem ersten Fall diplomatische Immunität eine grosse Rolle spielte, haben sich die Autoren jetzt den Tschetschenienkrieg ausgesucht. Beide eher ungewöhnliche und gewagte Themen.

In ihrem zweiten Sonntagskrimi transportieren sie nun die Folgen der Tschetschenienkriege in die Schweiz. Hundertausende Opfer, die Vergeltungstaten der sogenannten Schwarzen Witwen und blutige Terrorwellen – „Kriegssplitter“ bringt die jahrelangen und brutalen Konflikte zurück in die Köpfe der Menschen. Dabei geht es jedoch hauptsächlich um das Erbe, das sie hinterlassen haben: die Gewalt, die auf die jüngste Generation übertragen wurde und die wieder hochkocht. Umgesetzt wird das Ganze von Regisseur Tobias Ineichen (52, „Clara und das Geheimnis der Bären“) auf eine nüchterne Weise, ganz ohne unnötige Schnörkel.

Fazit

Die Macher haben sich für diesen Schweizer „Tatort“ ein recht ungewöhnliches und mutiges Thema ausgesucht. Die Geschichte hat grosses Potential, wird aber durch die verschiedenen, zusammengeführten Handlungsstränge stellenweise zur Herausforderung für den Zuschauer. Die Schauspieler liefern allesamt eine solide Leistung ab und die Synchronisation ist dieses Mal deutlich besser gelungen. Allein deswegen sollte man einschalten.

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