„Tatort: Nichts als die Wahrheit“: So wird der zweite Teil

Quelle: rbb/Marcus Glahn

Es geht fulminant weiter: Im zweiten Teil des Berlin-Krimis „Tatort: Nichts als die Wahrheit“ versuchen Karow und Bonard ein rechtes Netzwerk aufzudecken – und müssen einen weiteren Mord aufklären. Lohnt sich das Einschalten?

Berlin grüsst auch am Ostermontag (10. April): Im zweiten Teil des Krimis „Tatort: Nichts als die Wahrheit“ (20:15 Uhr, das Erste) geht es für die Kommissare Robert Karow (Mark Waschke, 51) und Susanne Bonard (Corinna Harfouch, 68) fulminant weiter. Die beiden sind auf ein rechtes Netzwerk gestossen und graben immer tiefer. Was mit dem Mord an einer Schutzpolizistin begonnen hat, endet mit einem dramatischen Showdown.

Das geschieht im ersten Teil von „Nichts als die Wahrheit“

Robert Karow wird zu einem Tatort gerufen. Die junge Schutzpolizistin Rebecca Kästner (Kaya Marie Möller, 37) liegt tot in ihrer Wohnung. Vieles deutet auf einen Selbstmord hin: Drogen, Sorgerechtsstreit und Überforderung. Doch als der Kommissar den vierjährigen Sohn Matti (Yvon Moltzen) verängstigt im Garten findet, kommen ihm Zweifel. Welche Mutter nimmt sich vor dem eigenen Kind das Leben?

Dazu kommt, dass sie vor ihrem Tod eine ungewöhnliche Nummer gewählt hat – die von Susanne Bonard. Die ehemalige LKA-Grösse lehrt inzwischen an der Polizeiakademie. Sie ist eine absolute Koryphäe auf ihrem Gebiet und hat ein Standardwerk verfasst, das jeder kennt. Bevor Karow überhaupt merkt, was ihm geschieht, steht sie für die Ermittlungen an seiner Seite. Doch er ist skeptisch – mit 62 Jahren will sie nochmal zurück auf die Strasse?

Bonard war gerade dabei, rechte Tendenzen in der Akademie aufzudecken. Sie wollte den Maulkorb, den sie vom Direktor verpasst bekommen hat, nicht länger hinnehmen und zudem gegen die zweifelhaften Lehrmethoden ihres Kollegen Götz Lennart (Thomas Niehaus, geb. 1981) vorgehen. Doch auch bei den Ermittlungen im Todesfall der Polizistin stossen Bonard und Karow auf Verbindungen zur rechten Szene. Schnell vermutet die LKA-Grösse ein grosses Netzwerk. Karow hält das zunächst für paranoid, doch langsam muss auch er feststellen, dass sie wirklich grösseren Zusammenhängen gegenüberstehen als bisher gedacht.

Darum geht’s im zweiten Teil von „Nichts als die Wahrheit“

Karow und Bonard ermitteln weiter im Todesfall Rebecca Kästner, als sie zu einem nächsten Tatort gerufen werden. Die Schutzpolizistin Tina Gebhardt (Bea Brocks, 34), die mit Kästner in einer Einheit war, wurde erschossen. Auf einem alten Fabrikgelände war sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Guido Konrad (Christoph Jöde, geb. 1985) im Einsatz, um einen angeblichen Drogendealer zu stellen. Den Täter kann Konrad auch nennen: ein syrischer Hilfsarbeiter namens Fawad Saad (Aziz Dyab, geb. 1995), der auf den Baustellen von Dietrich Pätzold (Jörn Hentschel, geb. 1969) gearbeitet hat. Konrad hat den vermeintlichen Täter erschossen. Doch Bonard und Karow haben ihre Zweifel an der Geschichte, zudem scheint noch eine Person auf dem Gelände gewesen zu sein.

Über Gebhardt hatten die beiden gerade noch herausgefunden, dass sie in einen illegalen Waffenhandel verstrickt ist und in einer rechten Chatgruppe aktiv war. Doch Anton Reitemeier (Tilo Nest, geb. 1960) vom Verfassungsschutz hatte den beiden einen Strich durch die Rechnung gemacht und die Vernehmung der Schutzpolizistin unterbunden. War es Gebhardt, die Kästner erschossen hat? Oder doch wer anders? Und wie hängt die Sicherheitsfirma SAC mit ihrem Chef Arne Koch (Sebastian Hülk, 48) in dem Ganzen drin? Das Netzwerk wird im Laufe der Ermittlungen immer grösser. Am Ende beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und Bonard und Karow versuchen, das Schlimmste zu verhindern…

Lohnt sich das Einschalten?

Absolut. Denn gerade im zweiten Teil von „Nichts als die Wahrheit“ nimmt der Fall deutlich schneller Fahrt auf als noch in Teil eins. Nachdem die Verdächtige Tina Gebhardt bei dem Einsatz erschossen wurde, überschlagen sich die Ereignisse. Dadurch fällt es an manchen Stellen schwer, dem Ganzen zu folgen. Denn viele Namen fallen, Zusammenhänge werden schnell abgehandelt – weshalb das ein oder andere auch verloren gehen kann. Aufmerksamkeit ist hier definitiv gefragt.

Zudem bleiben einige Fragen am Ende ungeklärt – was allerdings auch der komplexen Thematik geschuldet ist. Es ist den Machern aber gut gelungen, die Spannung bis zum Schluss hochzuhalten und ein politisches Thema, die rechte Unterwanderung der Gesellschaft, in ein Krimi-Gewand zu packen. Dass gerade ein Format wie der „Tatort“ sich einem solchen aktuellen Thema annimmt und unbequeme Fragen stellt, ist wichtig und richtig. „Solange man nicht selbst anfängt, eigene Denkmuster und ‚blinde‘ Flecken tiefgreifend zu hinterfragen, ist meines Erachtens die Demokratie immer gefährdet“, sagt Drehbuchautorin Katja Wenzel. „Auch unsere Kulturlandschaft.“ Co-Autor Stefan Kolditz (geb. 1956) merkt an: „Auch wenn die Zuspitzung unserer Geschichte Fiktion ist – zu glauben, dass etwas unmöglich ist, macht es nicht unmöglich.“

Ein Netzwerk bestehend aus Polizisten, Staatsanwälte und Richter, die das Land und die Demokratie umbauen wollen? Was wie ein Roman rund um Verschwörungstheorien klingt, ist der Realität nicht so fern. „Eine der führenden Drahtzieherinnen des versuchten Reichsbürger-Staatsstreichs war als Richterin am Berliner Landgericht tätig“, so Wenzel. Oder der Bundesvorstand der CDU müsse inzwischen dem Ex-Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maassen (60) rechtsradikale Äusserungen attestieren. Es gibt einige Fälle, die zeigen, dass rechtes Gedankengut nicht nur am Rande der Gesellschaft anzutreffen ist. „Das lässt sich Europa weit beobachten. Rechte, nationalistische und patriarchale Tendenzen erstarken wieder“, mahnt die Drehbuchautorin.

Neben den ernsthaften Themen hat man allerdings Freude daran, den Kommissaren Karow und Bonard zuzusehen. Die beiden rücken immer näher zusammen, werden zu einem Team – und das in sehr kurzer Zeit. Bleibt nur zu hoffen, dass der nächste Fall der beiden nicht lange auf sich warten lässt.

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