Die Kino-Tipps im Februar

Politische und menschliche Abgründe sowie die Kraft der Freundschaft: Im Februar warten unter anderem „Vice“, „Der Goldene Handschuh“ oder „Club der roten Bänder“ auf die Zuschauer.

Der Februar steht im Zeichen zweier deutscher Filme, zweier Verwandlungen – und jeder Menge Oscar-Hype. Christian Bale ist kaum wiederzuerkennen in „Vice“, ähnlich verhält es sich mit Jonas Dassler in Fatih Akins vielleicht härtester Kino-Kost des noch frühen Jahres, „Der Goldene Handschuh“. Im Film zur Serie „Club der roten Bänder“ wird derweil die Vorgeschichte der Krankenhaus-Patienten erzählt, während Nicole Kidman um ihren „verlorenen Sohn“ bangt. Zu guter Letzt wird Melissa McCarthy in „Can You Ever Forgive Me?“ noch zur Betrügerin.

1„Club der roten Bänder – Wie alles begann“, 14. Februar

Der junge Leo wird schlagartig aus seinem Alltag gerissen und muss ins Krankenhaus. Alles ist plötzlich anders, Untersuchungen und Diagnosen bestimmen sein Leben, und sein Bettnachbar macht ihm zusätzlich das Leben schwer. Als er Emma entdeckt, traut er sich zunächst nicht, sie anzusprechen. Dass der Weg von Jonas, Alex und Toni auch irgendwann im Albertus-Klinikum enden wird, wo Hugo schon eine ganze Weile im Koma liegt, und dass sie eines Tages der „Club der roten Bänder“ sein werden, ahnt Leo, der zukünftige Anführer, zu diesem Zeitpunkt ebenso wenig wie Jonas, Alex, Hugo, Toni und Emma.

Einschätzung:

Diverse Preise konnte die Serie „Club der roten Bänder“ einheimsen, etwa den Deutschen Fernsehpreis. Der Kinofilm verrät den Fans nun also, wie die ungleichen Patienten in der Kinder- und Jugendstation des Albertus-Klinikums zu Freunden wurden. Wer in den drei Staffeln der Serie mitgelitten, geweint und gejubelt hat, der wird um diesen Film definitiv nicht umher kommen. Neu mit dabei ist übrigens Jürgen Vogel, der Leo im Krankenhaus unter seine Fittiche nimmt.

2„Der verlorene Sohn“, 21. Februar

Der neunzehnjährige Jared (Lucas Hedges) wächst in einem Baptistenprediger-Haushalt in den amerikanischen Südstaaten auf. Als sein streng gläubiger Vater (Russell Crowe) von der Homosexualität seines Sohnes erfährt, drängt er ihn zur Teilnahme an einer fragwürdigen Reparativtherapie. Vor die Wahl gestellt, entweder seine Identität oder seine Familie und seinen Glauben zu riskieren, lässt er sich notgedrungen auf die absurde Behandlung ein. Seine Mutter (Nicole Kidman) begleitet Jared zu der abgeschotteten Einrichtung, deren selbst ernannter Therapeut Viktor Sykes (Joel Edgerton) ein entwürdigendes und unmenschliches Umerziehungsprogramm leitet.

Einschätzung:

„Der verlorene Sohn“ basiert auf den Memoiren von Garrard Conley namens „Boy Erased“ und zeigt, wie auch in der Gegenwart religiöser Fanatismus zu Ausgrenzung und grossem Leid führen kann. Conley vergleicht seine Erfahrungen in dem Bibelcamp, in dem ihm seine Homosexualität ausgetrieben werden sollte, mit George Orwells „1984“. Auf ähnlich erschütternde Schauwerte werden sich daher auch die Zuschauer einstellen müssen – und auf Nackenschmerzen vom ungläubigen Kopfschütteln, dass solche Dinge tatsächlich praktiziert wurden und noch immer werden.

3„Vice – Der zweite Mann“, 21. Februar

Er gilt als einer der mächtigsten US-Vizepräsidenten aller Zeiten: Dick Cheney (Christian Bale). „Vice“ beleuchtet die Karriere des Bürokraten und Washington-Insiders, der an der Seite von George W. Bush (Sam Rockwell) zum einflussreichsten Politiker der Welt wurde und seine Macht zu nutzen wusste: Cheneys Entscheidungen prägen das Land noch immer, sein aussenpolitisches Wirken ist bis heute spürbar.

Einschätzung:

Bale hat es wieder einmal geschafft: Als erfolgreichstes Chamäleon Hollywoods ergatterte er nicht nur die prestigeträchtige Hauptrolle in „Vice“, sondern auch noch eine erneute Oscar-Nominierung. Der Film selbst ist sogar in insgesamt acht Kategorien im Rennen. Wer schon den Film „The Big Short“ von Adam McKay mochte, der wird seinen neuen Streifen „Vice“ lieben. Stilistisch ähneln sich die beiden Werke jedenfalls sehr.

4„Can You Ever Forgive Me?“, 21. Februar

Die Prominenten-Biographin und Katzenfreundin Lee Israel (Melissa McCarthy) verdient in den 1970er und 80er Jahren in New York ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Porträts und Biographien von Prominenten wie Katherine Hepburn, Tallulah Bankhead, Estée Lauder und der Journalistin Dorothy Kilgallen. Als Lees Werke nicht mehr veröffentlicht werden, da sie den zeitgemässen Publikumsgeschmack nicht mehr trifft, wendet sie ihre Kunstform der Täuschung zu, angestiftet durch ihren loyalen Freund Jack (Richard E. Grant).

Einschätzung:

Kann Klamauk-Schauspielerin Melissa McCarthy auch ernste Rollen? Die Tatsache, dass sie für „Can You Ever Forgive Me?“ als Hauptdarstellerin bei den anstehenden Oscars ins Rennen geht, dürfte diese Frage eindrucksvoll beantworten. Vor allem die dargestellte Zerrissenheit, unter der die Betrügerin Lee Israel leidet, wird von Kritiker-Stimmen in den höchsten Tönen gelobt. Auf Blödel-Einlagen sollten sich McCarthy-Fans also nicht einstellen, sondern auf ein biografisches Fälscher-Drama.

5„Der Goldene Handschuh“, 21. Februar

Hamburg-St. Pauli in den 70er Jahren: Auf den ersten Blick ist Fritz „Fiete“ Honka ein bemitleidenswerter Verlierertyp. Seine Nächte durchzecht der Mann mit dem kaputten Gesicht in der Kiezkaschemme „Zum Goldenen Handschuh“ und stellt einsamen Frauen nach. Keiner der Stammgäste ahnt, dass der scheinbar harmlose Fiete in Wahrheit ein Monster ist.

Einschätzung:

Unfassbar, wie der adrette Jonas Dassler in Fatih Akins Streifen „Der Goldene Handschuh“ verunstaltet wurde. Bleibt der Film der Romanvorlage von Heinz Strunk treu, so könnte die wahre Geschichte über den ebenso bemitleidenswerten wie bestialischen Mörder Fritz Honka die härteste Kinokost des Jahres werden. Der rabenschwarze Trailer deutet das bereit an. Gescheiterte Persönlichkeiten, allesamt im Moloch des „Goldenen Handschuhs“ zusammengerottet – diese Abgründe könnten zu tief für zartbesaitete Kinogänger sein.

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