Taron Egerton in „Rocketman“: Wer ist der Elton-John-Darsteller?

Mit „Rocketman“ kommt der nächste Musikfilm ins Kino. Hauptdarsteller ist Taron Egerton, der Pop-Ikone Elton John als jungen Mann verkörpert. Das muss man über den Schauspieler wissen.

Am 30. Mai startet das Biopic „Rocketman“ in den Kinos. Darin geht es um den Aufstieg von Sir Elton John (72) zum Superstar und seinen gleichzeitigen Absturz in die Drogenhölle. Die grandiose Darstellung der Pop-Ikone übernimmt der britische Schauspieler Taron Egerton (29). Doch wer ist dieser Mann, der sich die Rolle des grossen Elton John schnappen konnte?

Aufgewachsen und heimisch in Wales

Taron Egerton wurde am 10. November 1989 im nordwestenglischen Birkenhead in der Nähe von Liverpool geboren. Sein Name beruht allerdings auf einem Schreibfehler, wie er der Seite „Yahoo! Entertainment“ erzählte: „Meine Mutter spricht kein Walisisch, deswegen hat sie es falsch geschrieben und ein ‚o‘ statt eines zweiten ‚a‘ geschrieben, deswegen ist es ‚Taron‘. Aber ich mag es, das ist schrullig.“ Der eigentliche Name hätte ‚Taran‘, walisisch für Donner, lauten sollen. Aufgewachsen ist er in einem Ort auf der Insel Anglesey in Wales, dessen Name in der offiziellen Langform als der wohl längste Europas gilt: Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.

Das „Zentrum des Universums“ sei für ihn allerdings auf ewig die walisische Hafenstadt Aberystwyth an der Cardigan Bay, etwa zwei Stunden südlich des Ortes mit dem langen Namen. Das sagte der Star der britischen „BBC“ bei der Premiere von „Rocketman“ in London. Insgesamt fühle er sich als Waliser, da auch alle seine Freunde Waliser seien und er selbst auch Walisisch spreche, fügte er gegenüber „Yahoo!“ an. Sein Walisisch sei jedoch nicht mehr so gut, wie es einst gewesen sei, erzählte er in „The Jonathan Ross Show“.

Kreativität von den Eltern

In seiner Familie ist Taron Egerton der Erste, der sich als Schauspieler versucht. Seine Mutter macht soziale Arbeit und sein Vater hat lange Zeit eine Bed-and-Breakfast-Unterkunft betrieben. Seine Kreativität habe er aber dennoch von ihnen. Sein Vater mache Synthesizer-Musik mit 80er-Jahre-Einschlag und seine Mutter habe einst Klamotten designt, so Egerton zu „Yahoo!“.

Schon in jungen Jahren habe sich seine Begeisterung für das Singen gezeigt, nachdem er im Eigenheim die Lieder des Disney-Films „Bambi“ (1942) auswendig singen konnte. Erinnern könne er sich zwar nicht, doch aus Erzählungen wisse er, dass dies auch sein erster Kinofilm gewesen sei und er zu einem Lied auf die Bühne vor der Leinwand gegangen sei, um mitzusingen. Sehr zur Erheiterung und zum Missfallen der Anwesenden.

Erste bezahlte Rolle an der Seite von Molly Weasley

Die Liebe zum Schauspiel habe er in einer Schulaufführung von William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ entdeckt, in der er die Rolle des Blasebalg-Flickers Franz Flaut übernahm. Nach der Schule hat er sich bei der Royal Academy of Dramatic Art beworben und wurde mit 19 Jahren aufgenommen. Sein Studium dauerte drei Jahre und in dieser Zeit bekam er seinen ersten bezahlten Auftritt am Theater. Das Stück am Royal National Theatre in London war „The Last of the Haussmans“ an der Seite von Julie Walters (69), die in hierzulande vor allem als Molly Weasley in den „Harry Potter“-Verfilmungen bekannt ist.

Kurz danach klappte es mit seiner ersten TV-Rolle. 2013 ergatterte er einen Part in zwei Episoden der beliebten Krimiserie „Lewis – Der Oxford Krimi“. In dieser Rolle hatte er auch diverse Gesangseinlagen, die sein Talent andeuteten.

Die Filmkarriere beginnt

Kurz darauf lief seine Filmkarriere an. Nach dem britischen Historiendrama „Testament of Youth“ (2014) spielte er in seinem ersten US-amerikanischen Kinofilm mit – sein Durchbruch: In „Kingsman: The Secret Service“ (2014) war an der Seite von Colin Firth (58), Mark Strong (55), Sir Michael Caine (86) und Samuel L. Jackson (70) zu sehen. Mit Firth sei er seitdem befreundet, wie er im „Yahoo!“-Interview sagte. Sie seien beide „gleich unerfahren mit all diesen Stuntszenen gewesen“.

Mit Samuel L. Jackson verbindet er einen ganz anderen Meilenstein. Als dieser ihn im Film als „motherf+++“ bezeichnet habe, sei das für ihn „DER Moment“ gewesen. Das Schimpfwort benutzt Jackson in seinen Rollen zahlreich und Egerton fühle sich geehrt, dass er es auch zu ihm gesagt habe. Da er aber vom Land komme, habe er sich die Strassen-Attitüde von Eggsy für „Kingsman“ erst einmal aneignen müssen. Inspiration fand er bei den Schauspielern Riz Ahmed (36, „Rogue One: A Star Wars Story“) und Ed Skrein (36, „Game of Thrones“), wie er „Mr. Porter“ erzählte.

Zwischen Top und Flop

Nachdem er im Jahr 2015 eine kleine Rolle in „Legend“ mit Tom Hardy (41) ergattern konnte, spielte er im Folgejahr den legendären britischen Skispringer Michael Edwards (55) in „Eddie the Eagle – Alles ist möglich“ (2016) neben Hugh Jackman (50). In den diversen Talkshows, die das Duo damals besuchte, wurde Egerton immer wieder auf den langen Namen seines Kindheitsortes angesprochen und musste ihn stets aufsagen. Was ihn überraschte, war, dass sein walisischer Kollege Luke Evans (40, „Der Hobbit“) in der „Jonathan Ross Show“ den Zungenbrecher ebenfalls aussprechen konnte.

Bei „Kingsman: The Golden Circle“ (2017) lernte er schliesslich Elton John kennen, der darin als er selbst auftrat. Es folgte die Rolle des Dean Karny in „Billionaire Boys Club“ (2018). Darin versuchen reiche, weisse Männer Anfang der 1980er in Los Angeles durch dunkle Machenschaften noch reicher zu werden. Der Film floppte, er erschien zunächst auf Streaming-Plattformen und anschliessend in den US-Kinos. Am Startwochenende lagen die Einnahmen gerade mal bei 618 US-Dollar, berichtete „The Hollywood Reporter“.

Auch sein nächster Streifen, „Robin Hood“ (2018), an der Seite von Jamie Dornan (37), Jamie Foxx (51) und Ben Mendelsohn (50), wird als Flop gehandelt. Er konnte weder Kritiker noch Fans wirklich überzeugen.

Die Rolle seines Lebens

Nachdem Produzent Matthew Vaughn (48) sowohl für die „Kingsman“-Reihe als auch bei „Eddie the Eagle“ mit Taron Egerton zusammengearbeitet hatte, nahm er ihn auch für das Elton-John-Biopic „Rocketman“ unter Vertrag. Die Regie übernahm Dexter Fletcher (53), den beide bereits seit „Eddie the Eagle“ kannten. Zudem war Fletcher kurz davor mit dem Freddie-Mercury-Biopic „Bohemian Rhapsody“ (2018) betraut worden und konnte seine Erfahrungen in Sachen Musikfilm beisteuern.

In „Rocketman“ verkörpert Egerton einen jungen Elton John, als er noch Reginald „Reggie“ Dwight hiess und langsam zum Weltstar reifte. Er spielt ihn als einen zerbrechlichen, jungen Mann, dem der Ruhm und seine verborgene Homosexualität Probleme bereiten. Dadurch driftet der Virtuose langsam in den Wahnsinn ab und verfällt den Drogen. Verwehrte Liebe und die Ausnutzung seines Ruhms einerseits sowie seine Vernachlässigung von Freunden und Familie andererseits lassen den schrillen Paradiesvogel zerbrechen. Egerton spielt die Rolle mit voller Überzeugung und Inbrunst, singt die im Film verwendeten Hits selbst ein und schafft so eine einzigartige Performance, die lange in Erinnerung bleiben wird.

Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes feierte „Rocketman“ im Mai 2019 Weltpremiere. Egerton lief gemeinsam mit Elton John über den roten Teppich und band ihm sogar seinen Schuh. Nach der Premiere sangen die beiden gemeinsam „Rocketman“ bei einer Gala, was beim Publikum lautstarke Jubelstürme hervorrief.

Grosse Stars als Vorbilder

Als Vorbilder hat Taron Egerton übrigens die Schauspieler Daniel Day-Lewis (62, „There Will Be Blood“), Michael Sheen (50, „Masters of Sex“) und Sean Penn (58, „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“). Doch auch Gary Oldman (61, „Harry Potter“) sowie die späten Darstellungen von Philip Seymour Hoffman (1967-2014, „Die Tribute von Panem“) und Brendan Gleeson (64, „Harry Potter“) seien eine Inspirationsquelle, „weil ihnen eine echte Finsternis innewohnt“, wie er einst in einem Interview sagte.

Und was folgt auf „Rocketman“? Bisher sind Sprechrollen in der Puppenspiel-Animationsserie „Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands“ (2019) und der Animationsfilm-Fortsetzung „Sing 2“ bekannt. Ausserdem wird er ein wohl letztes Mal als Eggsy im dritten Teil der „Kingsman“-Reihe zu sehen sein. Einen konkreten Kinostart gibt es aber noch nicht.

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