Christoph Maria Herbst: Wäre „Stromberg“ heutzutage unmöglich?

Christoph Maria Herbst schlüpfte in 46 Folgen in die Rolle des Ekelpakets Bernd Stromberg.

Quelle: imago/Future Image

Mit „Stromberg“ feierte Christoph Maria Herbst einen Mega-Erfolg. Rund 20 Jahre später hätte die derbe Comedyserie seiner Meinung nach jedoch einen deutlich schwereren Stand – oder wäre gar komplett tabu.

Die Inhalte mancher Filme und Serien der Vergangenheit sind aus heutiger Sicht betrachtet streitbar bis geradezu skandalös. Schauspieler Christoph Maria Herbst (57) hat nun im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ die Vermutung geäussert, dass auch sein Kultformat „Stromberg“ in der Art und Weise, wie es von 2004 bis 2012 über die Bildschirme flimmerte, heutzutage nicht mehr entstehen könnte.

So bezweifle er, dass „sich ein Studio heute noch trauen würde, ‚Stromberg‘ in der genau gleichen Machart zu produzieren“. Vor allem das ungemein derbe Mundwerk des titelgebenden Bürochefs Bernd Stromberg (Herbst) würde im Jahr 2023 wohl nicht mehr gehen: „Also was der Stromberg da so von sich gibt, war und ist natürlich bewusst grenzwertig. Angesichts manch eines Spruchs kann man schnell zu dem Gedanken kommen: Der würde heute bestimmt AfD wählen“, so Herbst. Folglich müsste man sich heutzutage „zumindest sensibler herantasten und bei manchen Formulierungen aufpassen“.

Jubel von nicht gewollten Fangruppen

In den fünf Staffeln der Büro-Mockumentary im Stile der britischen Vorlage „The Office“ von Ricky Gervais (62) nahm Ekelpaket Stromberg kein Blatt vor den Mund. Immer wieder äusserte er auch sexistisches, homophobes oder rassistisches Gedankengut – sehr zum Missfallen seiner Angestellten.

Auf Social-Media-Plattformen könnten aus dem Kontext gerissene Zitate der fiktiven Figur daher einen nicht beabsichtigten Effekt haben: „Da könnte Jubel von Seiten kommen, auf die man eigentlich gar nicht abzielt. Dann kommt der Shitstorm der Gegenseite, daraufhin mischt sich diese Gruppe und dann jene ein, und keiner weiss mehr, worum es anfangs eigentlich ging.“

Was den Schauspieler zugleich aber störe, ist, wenn auf „plumpste Art“ versucht wird, Diversität zu erzwingen: „Wenn es einfach nur noch bemüht woke wirkt, leidet darunter oft die Geschichte, und die Zuschauer fühlen sich vor den Kopf gestossen.“ Gesellschaftliche Veränderung müsse natürlicher dargestellt werden, gerade weil sie „einfach normal“ ist, befindet der Schauspieler.

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