Florian Bartholomäi: Grafs letztes Wort ist noch nicht gesprochen

Florian Bartholomäi hält den Rekord als „Tatort“-Täter. Sein zweiter Auftritt als eiskalter Mörder in Dortmund endet mit Cliffhanger. Im Interview spricht Bartholomäi über ein mögliches Wiedersehen mit Graf und den Reiz, einen sadistischen Killer zu spielen.

Florian Bartholomäi (31, „The Missing“) ist mit mittlerweile 13 Auftritten einer der häufigsten Nebendarsteller beim „Tatort“. In acht davon spielte er einen Mörder. Am denkwürdigsten dürfte Markus Graf sein, der eiskalte, pädophile Mörder, dessen Psychokrieg mit Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) zu den Highlights des Dortmunder „Tatort“ gehört. Wie man so einen Menschen spielt und wie es mit Markus Graf weitergeht, verriet Bartholomäi im Interview.

„Tollwut“ endet mit einem Cliffhanger. Dürfen wir davon ausgehen, dass dies nicht Ihr letzter Auftritt als Markus Graf beim „Tatort“ war?

Florian Bartholomäi: Es gibt zumindest die Möglichkeit, dass er weiterhin sein Unwesen treiben wird. Ich denke auch, das letzte Wort im Machtkampf von Faber und Markus Graf ist noch nicht gesprochen. Man darf gespannt sein.

Sie lieferten sich zum zweiten Mal ein Psychoduell mit Jörg Hartmann. Manche Schauspieler versuchen, sich auch abseits der Kamera aus dem Weg zu gehen, um diesen Antagonismus besser spielen zu können. Wie war das Verhältnis zwischen Ihnen und Hartmann, wenn die Kamera nicht lief?

Bartholomäi: Jörg und ich hatten viel Spass. Die Vorfreude, gleich zusammen zu spielen und ein Duell auszutragen, schwebte immer in der Luft. Meiner Figur geht es ja auch um die sadistische Freude an einem intellektuellen Gefecht. Wer hat die bessere Pointe? Sobald die Proben starten sind wir natürlich sehr konzentriert.

Wie haben Sie sich mit den Grausamkeiten ihrer Rolle vertraut gemacht?

Bartholomäi: Es ging darum, meine Empathie abzuschalten und Spass daran zu haben, Leute fertig zu machen. Ich habe das immer wieder beobachtet, dass gewisse Menschen ihren Intellekt benutzen, um andere blosszustellen. Privat finde ich so eine Haltung furchtbar. Aber als Schauspieler ist es reizvoll, wenn die Haltung einer Figur sehr weit entfernt von mir ist. Darauf muss man sich einlassen wollen.

Das „quid pro quo“-Spiel zwischen Graf und Faber und auch das Telefonat am Ende erinnert an „Schweigen der Lämmer“. Haben Sie sich Hannibal Lecter ein wenig zum Vorbild genommen?

Bartholomäi: Ich vermute, unser Autor könnte das als Vorbild genommen haben. Ich finde, es ist ein schönes Zitat. Die Genauigkeit und Aura, mit der Anthony Hopkins spielte, finde ich beeindruckend.

Sie sind nach wie vor der Rekordhalter unter den „Tatort“-Tätern, keiner spielte so oft den Mörder wie Sie. Was geht Ihnen mittlerweile durch den Kopf, wenn wieder ein „Tatort“-Drehbuch auf Ihrem Tisch landet?

Bartholomäi: Ich vermute, ich denke dasselbe wie viele Zuschauer. Bin ich wieder der Täter? Natürlich freue ich mich, wenn mir ein „Tatort“ angeboten wird. Ich habe ja auch in einigen „Tatorten“ mitgespielt und war nicht der Täter. Also lass ich mich überraschen, welche Rolle ich die nächste Zeit mit mir herumtragen kann.

Sie stehen auch immer wieder auf der Bühne. Ihr Rezept gegen Lampenfieber?

Bartholomäi: Ich habe vor dem Auftritt feste Abläufe. Diese Rituale helfen mir sehr in die Konzentration zu kommen. Noch ein Stossgebet, einmal tief durchatmen und dann ab auf die Bühne. Das Publikum freut sich auf den Abend und dem soll mein Lampenfieber nicht im Weg stehen.

Stehen demnächst auch wieder internationale Projekte an?

Bartholomäi: Vor ein paar Jahren war das noch nicht selbstverständlich, dass deutsche Schauspieler vermehrt in internationalen Produktion auftreten. Das hat sich sehr zum Positiven verändert. Ich arbeite weiter an mir und meinem Englisch, um dem Anspruch gerecht zu werden. Momentan bin ich noch in einigen Casting-Runden. Mal sehen, was passiert.

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