Experimentierfreudiger Auftakt in die neue „Tatort“-Saison

Mit dem „Tatort: Die Musik stirbt zuletzt“ aus der Schweiz beginnt die neue Saison. Top für Experimentierfreudige, nichts für Klassik-Krimi-Fans!

Mit dem „Tatort: Die Musik stirbt zuletzt“ (5. August, 20:15 Uhr, das Erste) aus der Schweiz beginnt die neue Sonntagskrimi-Saison 2018/2019. Worum geht es in dem Echtzeit-Krimi? Für wen lohnt sich das Einschalten? Hier gibt es die wichtigsten Antworten…

Worum geht’s im Krimi?

Die Welt der Schönen, Reichen und Berühmten versammelt sich im Kultur- und Kongresszentrum Luzern. Denn der schwerreiche Unternehmer und Mäzen Walter Loving (Hans Hollmann) veranstaltet ein Benefiz-Konzert mit dem argentinischen „Jewish Chamber Orchestra“. Präsentiert wird klassische Musik von Komponisten, die während des Zweiten Weltkrieges in Konzentrationslagern umgekommen sind. So soll den Opfern des Holocaust gedacht werden. Walter Loving selbst hat damals zahlreichen Juden zur Flucht verholfen und ihnen damit das Leben gerettet.

Doch ist der Patriarch wirklich der Gutmensch, den alle gerne in ihm sehen? Nicht nur sein „missratener“ Sohn Franky Loving (Andri Schenardi) hat mit seinem Vater noch eine Rechnung offen. Auch die berühmte jüdische Pianistin Miriam Goldstein (Teresa Harder) plant, während des Konzerts ein dunkles Geheimnis der Familie Loving zu lüften. Ein unbekannter Erpresser will das allerdings verhindern. Und nach einem Giftanschlag auf einen der Orchester-Musiker sind die Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) gefragt…

Lohnt sich das Einschalten?

Ja und nein. Klassik-„Tatort“-Fans, die ihren Abend nicht durch ein filmisches Experiment und einen etwas zu konstruierten Fall verderben wollen, sollten nicht einschalten. Stattdessen sollten sie sich gleich den 19. August vormerken, denn da startet die Sonntagskrimi-Saison – nach der Leichtathletik-Pause am 12. August – richtig. Gezeigt wird dann der „Polizeiruf: Das Gespenst der Freiheit“ mit Matthias Brandt (56, „Babylon Berlin“) als Kommissar Hanns von Meuffels – sehr gute und klassische Krimi-Kost.

Aber zurück zum 14. Schweiz-Krimi: Wer jedoch ein spannendes Experiment sehen möchte, sollte am Sonntag einschalten, denn Regisseur Dani Levy (60, „Alles auf Zucker!“) und sein Team haben einen wirklich ungewöhnlichen Film geschaffen. Die gesamte Handlung wird in Echtzeit erzählt. Kameramann Filip Zumbrunn (49, „Eleanor & Colette“) folgte den Protagonisten in einer einzigen Kameraeinstellung ohne Unterbrechungen und Schnitte.

Ähnlich einer Theateraufführung – an die der teils kammerspielartige Krimi phasenweise auch erinnert – wurde der Film nach langen und intensiven Proben an vier Abenden jeweils komplett durchgespielt. Eine Höchstleitung auch der Schauspieler. Besonders faszinierend sind dabei die unterschiedlichen Methoden, wie von einer Szene zur nächsten gewechselt wird. Verbindendes Element ist ein ums andere Mal der charismatische Schweizer Schauspieler Andri Schenardi (37), mit dem Levy auch schon den sehr sehenswerten Luzern-Krimi „Tatort: Schmutziger Donnerstag“ (2013) gedreht hat.

Wer will, kann einige der Sätze, die Franky Loving (Schenardi) bisweilen direkt an die Zuschauer richtet, als kleine Retourkutschen an die ewigen Schweiz-„Tatort“-Kritiker verstehen. Denn, dass diese Krimis keinesfalls so schlecht sind wie ihr Ruf, darf ruhig auch mal betont werden. Die letzten beiden Luzerner-„Tatorte“ werden 2019 ausgestrahlt.

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