„Falsche Siebziger“: So ernst ist die Komödie mit Sebastian Bezzel

Das Erste zeigt morgen im Rahmen des Filmmittwochs einen der Überraschungserfolge vom diesjährigen Filmfest München. Die griechische Tragödie hinter der bayerischen Komödie „Falsche Siebziger“ mit Sebastian Bezzel erklärt Regisseur Matthias Kiefersauer im Interview.

Die bayerische Fernsehkrimikomödie „Falsche Siebziger“, die das Erste am morgigen Mittwoch (13.9.) um 20:15 Uhr ausstrahlt, feierte beim Filmfest München 2017 Premiere und begeisterte das Publikum.

In einem kleinen Weiler sterben fast gleichzeitig drei Senioren. Die Dorfbewohner – darunter Sebastian Bezzel (46, „Griessnockerlaffäre“) und Markus Krojer (23, „Wer früher stirbt, ist länger tot“) – beschliessen, sie aber offiziell am Leben zu erhalten, um mit der Rente der Verstorbenen besser über die Runden zu kommen. Damit der Trick nicht auffällt, müssen sie Doubles finden. Das Lügengebilde, das die kleine Gemeinschaft errichtet, wird immer grösser und damit wächst auch die Gefahr, aufzufliegen…

„Falsche Siebziger“ ist zwar eine Komödie, doch der Hintergrund ist durchaus ernst. Was Regisseur Matthias Kiefersauer (*1973, „Was machen Frauen morgens um halb vier?“) dazu inspirierte, erklärt er im Interview. Dabei verrät er auch, welche Szene er selbst niemals vergessen wird.

Herr Kiefersauer, Ihre neue Krimikomödie „Falsche Siebziger“ hat einen ernsten Hintergrund. Welchen?

Matthias Kiefersauer: Wir erzählen eine Geschichte aus einer Region, der es nicht so wahnsinnig gut geht. Der grösste Arbeitgeber musste von heute auf morgen schliessen und eigentlich sind alle mehr oder weniger arbeitslos, haben nichts zu tun und leben auch sonst nicht sonderlich gut dort. Und dann versucht man sich eben über Betrügereien zu retten. Das ist der ernste Hintergrund. Inspiriert worden sind wir unter anderem von Geschichten in der Zeitung, die vor einigen Jahren erschienen: Auch auf manchen griechischen Inseln lebte damals die Hälfte der verstorbenen Verwandten noch, weil man die Rente weiter beziehen wollte oder musste. Und davon ausgehend kann man auch in Bayern sehr schöne böse Geschichten erzählen.

Der Film wird am sogenannten Filmmittwoch im Ersten ausgestrahlt, obwohl er recht Bayerisch ist und auch viel Dialekt gesprochen wird. Ist das kein Thema mehr?

Kiefersauer: Das ist überhaupt kein Thema mehr. In unserem Film ist der Dialekt aber auch nicht extrem; vielmehr wird ein bisschen damit gespielt. Wer es nicht verstehen will, der versteht es natürlich nicht. Wir haben aber den Vorteil, dass das Bayerische so beliebt ist, dass es verstanden werden will.

Welche Szene war beim Drehen am aufwändigsten?

Kiefersauer: Es gibt eine Szene zu Beginn des Films, die im Prinzip alles ins Laufen bringt: ein Autounfall, bei dem zwei Menschen ums Leben kommen werden. Diese Szene ist wild und endet wirklich skurril. Für mich war es sehr spannend, mal mit Special und Visual Effects sowie einem Stunt-Team zu drehen. Es war das Aufwändigste, was ich bisher gedreht habe.

Sie sind in der Region aufgewachsen. Gibt es einen persönlichen Bezug zu den Drehorten?

Kiefersauer: Wir erzählen ja nicht ganz genau, wo dieser Film spielt, aber gedreht haben wir ihn 10 km entfernt von dem Ort, in dem ich gross wurde. Das war ein Weiler mit drei Bauernhöfen und einem Extrahaus. Einen solchen Weiler haben wir gebraucht und den gibt’s tatsächlich in der Nähe von Wolfratshausen. Und beim Drehen hat sich dann auch noch herausgestellt, dass ich zu jedem dieser drei Höfe einen persönlichen Bezug habe. Mit dem Sohn des einen Hauses habe ich in der Schule Musik gemacht. Ein anderer kannte meine Schwester und meinen Schwager ganz gut… Es ist schon schräg, wenn man jemanden aus der Schule kennt und dann plötzlich in dessen Bauernhof dreht. Da darf man sich dann natürlich auch nichts erlauben, weil man ja wiederkommen will.

Die Premiere beim Filmfest München war ein grosser Erfolg. Wie gross war die Erleichterung?

Kiefersauer: Wenn man Komödien macht, dann ist es immer ein bisschen so, als würde man für die 60er [TSV 1860 München, aktuell Regionalliga Bayern, Anm.d.R.] Fussball spielen: Das internationale Geschäft ist weit weg, man bekommt nie Preise und wird auch sonst eher milde belächelt. Wenn mir dann aber so ein Abend geschenkt wird wie diese Premiere beim Filmfest, dann muss ich schon sagen, dass ich sehr gern Stammspieler bei den 60ern bin (lacht).

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