„Daheim in den Bergen“: Catherine Bode spielt die moderne „Geierwally“

Heile Welt, schmalzige Geschichten, Dirndl… Dass Heimatfilm mehr kann und heutzutage auch anders ist, zeigt „Daheim in den Bergen“. Unter anderem erinnert der Zweiteiler an eine moderne Version der dramatischen Liebesgeschichte „Die Geierwally“. Gespielt wird die Figur diesmal von Catherine Bode.

Der Zweiteiler „Daheim in den Bergen“ (4.5./11.5., 20:15 Uhr, das Erste) vereint alle Elemente eines klassischen Heimatfilms. Es geht um so grosse Themen wie Liebe, Familie, Treue, Schuld, Vergebung, weitreichende Missverständnisse und den Umgang mit Menschen, die einen anderen als den gesellschaftlich angezeigten Lebensentwurf wählen. Erzählt werden die Geschichten und Dramen vor der malerischen Kulisse eines Bergbauernhofes in den Alpen – gedreht wurde im Allgäu.

Eine Figur dürfte vor allem Fans des vielzitierten Filmklassikers „Die Geierwally“ (1956) mit Schauspielerin Barbara Rütting (90, „Vegan & vollwertig.“) in der Titelrolle besonders auffallen. Catherine Bode (43, „Wir waren Könige“) spielt diese Marie Huber, eine moderne Version jener unabhängigen, eigensinnigen und schroffen Frau, die sich einem Patriachat nicht unterordnet.

Im Interview erklärt die gebürtige Mannheimerin unter anderem, was sie von dem „Geierwally“-Vergleich hält und wie sie über eines der ernsten Themen im Zweiteiler, späte Mutterschaft, denkt.

„Daheim in den Bergen“ ist ein Heimatfilm. Was macht das Genre heutzutage interessant?

Catherine Bode: Was die meisten heute noch mit dem Genre Heimatfilm verbinden, sind ja heile Welt, schmalzige Geschichten, Dirndl und am Ende wird alles gut. Das Genre hat nicht gerade einen guten Ruf. Und dennoch ist es bis heute sehr beliebt. Es muss also etwas Grundsätzliches geben, das Filmemacher immer wieder in die Berge zieht. Es sind eben diese Berge, die stark und mächtig wirken, die den klaren Rahmen bilden, die die Macht der Natur sehr gut veranschaulichen. Und es sind die menschlichen Dramen, oftmals Familiengeschichten, die sich dort abspielen. Geschichten über Menschen, die der Natur ausgeliefert sind, die auf Bergspitzen oder in dunklen Tälern wie abgeschnitten vom Rest der Welt um ihr Glück kämpfen. Natur und Familie sind universelle Themen, zeitlos und bewegend.

Der Film erinnert an eine moderne Version der „Geierwally“. Zumindest dürfte der Zweiteiler all jenen ziemlich gut gefallen, die auch „Die Geierwally“ (1956) mögen. Was halten Sie von dem Vergleich?

Bode: Das ist ein schöner Vergleich. Ich habe mir den Film tatsächlich in der Vorbereitung zu „Daheim in den Bergen“ angeschaut. Vorher war er mir, vielleicht aus dem Vorurteil gegenüber Heimatfilmen heraus, entgangen. Und ich muss sagen: Ich liebe diesen Film! Die Geschichte ist mir sehr nah gegangen, vor allem die Figur der Geierwally ist so faszinierend und ein Geschenk für jede Schauspielerin. Wally ist so stark und unbeugsam, dabei so schön und verletzlich. Das ist gerade für die 1950er Jahre richtig erstaunlich und ich konnte es manchmal fast nicht glauben, wie stark Wally bis zum Ende bleibt, bleiben darf.

Sie spielen die selbständige, eigensinnige, starke und etwas eigenbrötlerische Marie Huber. Worin sind Sie sich ähnlich?

Bode: Marie fühlte ich mich von Beginn an nah. Uns trennen zwar Welten: Ich lebe mit einer Grossfamilie in der Grossstadt, Marie lebt fast abgeschieden auf einer Alpe in der Natur. Und dennoch sind wir uns vom Wesen her sehr nah. Ich würde sowohl mich als auch Marie als sehr freiheitsliebende Frauen beschreiben, denen Familie zwar über alles geht, die aber ein selbstbestimmtes Leben führen wollen, und zwar ohne Kompromisse. Und das führt manchmal dazu, dass man hart bleiben muss, stark und kämpferisch wird und das sind nicht unbedingt Charaktereigenschaften, die man Frauen so ohne weiteres zugestehen möchte, selbst im Jahr 2018.

Warum zeigt Marie so wenig Gefühl? Was würden Sie ihr raten, wenn Sie eine gute Freundin wären?

Bode: Marie muss sehr stark sein, sie hat sehr früh Verantwortung für den Hof, die kleine Schwester und den trauernden Vater übernehmen müssen. Da bleibt nicht viel Zeit für Weichheit und Gefühle. Da haben wir zum Glück keine Gemeinsamkeit! Ich komme aus einer sehr lebendigen Familie, hatte eine schöne Kindheit in einer Art Villa Kunterbunt und habe viel Liebe und Zuneigung von meinen Eltern erfahren. Als Freundin würde ich Marie daher raten, ihren Groll, den sie gegen ihre alte Hassliebe Georg [gespielt von Thomas Unger] pflegt, mal lieber sein zu lassen. Dann könnte sie auch endlich sehen, dass sie eigentlich ganz wunderbar zusammenpassen.

Ohne zu viel verraten zu wollen, ist eines der anspruchsvollen Themen im zweiten Teil eine Schwangerschaft mit 45 Jahren. Was halten Sie denn davon?

Bode: Da ich selbst drei meiner vier Kinder erst um die 40 herum bekommen habe, habe ich an sich überhaupt kein Problem damit, wenn auch „ältere“ Frauen noch Kinder bekommen. Hauptsache Mutter und Kind machen das Ganze gesund mit, oder? Die Risiken sind natürlich sehr viel höher, aber alle meine Kinder sind nach wunderschönen Schwangerschaften gesund auf die Welt gekommen. Ein Wermutstropfen für meinen Mann und mich ist aber schon manchmal, dass wir alte Omis und Opis sind, wenn unsere Kinder so alt sind wie wir jetzt. Und dass wir nicht unbedingt viel von unseren Enkeln haben werden. Das ist schon schade, aber daran lässt sich ja nichts ändern.

Verstehen Sie, dass die betroffene Frau an Abtreibung denkt?

Bode: Im konkreten Fall geht es aber um eine Schwangerschaft nach einem One-Night-Stand. Und die Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung hat in dem Fall ja vor allem mit dem fehlenden Vater zu tun. Schaffe ich das alleine? Will ich das alleine? Das Problem kann also auch eine 20-Jährige haben. Generell muss jede Frau für sich entscheiden, ob sie abtreibt, entsprechend der Situation, in der sie sich befindet. Ich wünsche aber Frauen, die vor dieser Entscheidung stehen, dass sie sich Hilfe suchen, sich das sehr gut überlegen. Denn ich kenne auch viele Frauen, die die Entscheidung für eine Abtreibung später bereuen.

Aktuell ist „Daheim in den Bergen“ als Zweiteiler deklariert. Geht es weiter und wenn ja, wie? Was können Sie schon verraten?

Bode: So viel kann ich wohl verraten: „Daheim in den Bergen“ ist von Anfang an als Reihe angelegt, der sogenannte Zweiteiler sind die ersten zwei Folgen dieser Reihe. Die beiden Familien und der Grundkonflikt, auch das Konzept mit den Episodengeschichten werden eingeführt. Die Geschichte und die Hauptfiguren sind so angelegt, dass sie sich im besten Fall ewig weitererzählen lassen. Aber wie die Regeln im Fernsehen nun mal sind, wird der Erfolg der Ausstrahlung der ersten beiden Teile, ausschlaggebend sein dafür, ob noch dieses Jahr weitergedreht wird oder nicht. Also einschalten! Ich wäre bereit.

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