Jürgen von der Lippe: 70 und kein bisschen leise

Jürgen von der Lippe muss zu seinem 70. Geburtstag keine Party organisieren, das macht die ARD für ihn. Mit einer grossen Samstagabendshow verneigt sich das Erste vor dem Entertainer.

Nicht jedem deutschen Moderator wird eine solche Ehre zuteil: Die ARD widmet Jürgen von der Lippe („Beim Dehnen singe ich Balladen: Geschichten und Glossen“) zum 70. eine dreistündige Samstagabendshow. Am 9. Juni, einen Tag nach seinem runden Geburtstag, zeigt das Erste die Gala „Mensch Jürgen!“ um 20:15 Uhr, moderiert von Jörg Pilawa (52).

Der Sender gab zumindest ein paar Hinweise, was darin passieren wird: Aktionen aus seinen bekanntesten Shows wie „Geld oder Liebe“, Geschenke und Fotos aus dem Leben und der Karriere des Komikers. Auch eine Gästeliste ist bekannt: Annette Frier, Jürgen Vogel, Horst Lichter, Chris Tall, Ina Müller, Carolin Kebekus, Andreas Gabalier, Karl Dall, Marijke Amado, Michael Schanze, Johannes Oerding, Henry Maske, Marcel Nguyen, Jane Comerford und das WDR Funkhausorchester gratulieren dem Ehrengast.

Comedy mit einem gehörigen Schuss Nostalgie und sicherlich auch ein bisschen Bauchpinselei – wenn das einen vergleichbaren Erfolg hat wie Frank Elstners Show zum 75. im vergangenen Jahr, füllt die ARD ihren Samstagabend womöglich regelmässig mit Geburtstagstributen. Jürgen von der Lippe – mit bürgerlichem Namen Hans-Jürgen Dohrenkamp – hat in knapp 40 Jahren TV-Karriere der deutschen Fernsehlandschaft seinen eigenen, hawaiihemd-bunten Stempel aufgedrückt.

Ein Workaholic, der gerne polarisiert

1980 begann seine Fernsehkarriere, zu einem Zeitpunkt, an dem er sich als Komiker und Musiker längst einen Namen gemacht hatte. Im „WWF Club“ gab er den Hausmeister, bis er mit „So isses“ vier Jahre später seinen grossen Durchbruch hatte. Es folgten Kult-Sendungen wie „Donnerlippchen“ und Ende der 80er schliesslich der Dauerbrenner „Geld oder Liebe“.

Es folgte ein Potpourri an Talkshows („Wat is?“), Literatursendungen („Was liest du?“), Panel-Shows („Frage den Lippe“), Spielshows („Extreme Activity“), Gastauftritten und diversen Bühnenprogrammen sowie Alben. Festlegen liess er sich nie, und dass bei Weitem nicht jedes Format von Erfolg gekrönt war, scheint für den Entertainer weit weniger gravierend als Schwiegermutters Liebling zu sein. „Ich habe immer polarisiert, und ich habe immer gerne polarisiert“, sagte er dem „WDR“. Diejenigen, die einen mögen, sollten immer in der Überzahl sein, räumt er ein, „aber wenn alle sagen, ‚ganz nett‘, das ist der Tod“.

Sein Lohn für die Mühen: Ein Schrank voller Preise, vom Bambi über die Goldene Schallplatte bis hin zum Grimme-Preis. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Wenn es um seine Arbeit geht, spricht er selbst von „Suchtcharakter“. „Es ist das, wofür ich geboren bin, und ich habe überhaupt keine Lust, damit aufzuhören“, so Jürgen von der Lippe.

Eine grosse Liebe – mit kleiner Unterbrechung

So bunt seine Karriere, so unspektakulär sein Privatleben. Lediglich seine Blitz-Ehe mit Margarethe Schreinemakers (59, „Ich will das Leben küssen“) im Jahr 1986 weckte das Interesse der Klatschpresse. Doch dass sie zwei Jahre später scheiterte, hatte einen simplen Grund, der nicht zum Skandal taugt: Schreinemakers wollte Kinder, von der Lippe nicht. Schreinemakers ist heute Mutter von zwei Söhnen, von der Lippe blieb kinderlos und widmete sich voll und ganz seiner Karriere.

Er kam schliesslich wieder mit seiner ersten Ehefrau Anne Dohrenkamp zusammen, mit der er bis heute glücklich ist. Ihr Geheimnis? Getrennte Wohnungen, wie er in der Sendung „Beckmann“ einst verraten hat. Auf diese Weise müsse man sich immer wieder verabreden: „Das ist wie Fremdgehen, nur immer mit derselben.“

Und sein runder Geburtstag? „Er geht mir am Arsch vorbei. Ich halte Älterwerden für keine grosse Leistung, man braucht nur Geduld“, sagte er dem „WDR“. Dass ihm zu Ehren eine Show veranstaltet wird, finde er jedoch „bemerkenswert“. Dürfte ihm alles recht sein – solange er nicht in Rente gehen muss.

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