Homeschooling-Tipps für Eltern in der Corona-Krise

Eltern, die ihre Kinder in Zeiten des Coronavirus beim Homeschooling unterstützen, müssen viele Hindernisse überwinden. Und dennoch kann der häusliche Unterrichtsersatz auch Vorteile bringen. Mit diesen Tipps lässt sich der Spagat für Eltern und Kinder meistern.

Wer Mitglied in einer Schuleltern-Chatgruppe ist, kennt das: Die Kommunikation steht kaum still, Fragen türmen sich über Fragen, denn viele Eltern wollen alles richtig machen und schüren so Extra-Druck. Dabei sei es auch beim Homeschooling gar nicht der Anspruch, dass Eltern Pädagogen ersetzen müssten, so Renate Schäfer-Pietig, Leiterin der Grundschule an der Stuntzstrasse in München. „Die unterrichtsfreie Zeit ist zwar keine Ferienzeit, aber wir erwarten keine Lernfortschritte, als wenn die Kinder drei Wochen lang in der Schule wären. Es geht weniger darum, neuen Stoff zu vermitteln, als vielmehr darum, Gelerntes zu wiederholen und zu festigen.“

Bei manchen Themen müsse man Abstriche machen, auch die Leistungsnachweise würden reduziert. „Wir schauen dann nach den Osterferien, was zu Hause wirklich gelernt wurde. Es gibt ja auch Eltern, die ihre Kinder zurzeit weniger unterstützen können. Das sollen nicht die Kinder ausbaden müssen.“

Tagesziel setzen und Pausen nicht vergessen!

Hilfreich sei es, den Tag schulisch zu strukturieren, so Schäfer-Pietig, mit täglichen Lernzielen, die man zum Beispiel mit Hilfe eines Wochenplans erledigt. „Dann zieht es sich nicht den ganzen Tag hin und hinterher kann man sich freuen und entspannen.“ Wichtig seien vor allem Pausen beim Lernen. „Man sollte den Stoff in Abschnitte unterteilen. Manche Kinder brauchen nach 30 Minuten eine Pause, andere erst nach 45. Aber alle Kinder brauchen zwischendurch Bewegung und frische Luft.“

Homeschooling ermöglicht individuelles Lerntempo

Gerade bei der individuellen Konzentrationsfähigkeit eines Kindes bringe das Homeschooling viele Vorteile: „Eltern kennen ihr Kind ja sehr gut und merken, wann es nichts mehr aufnehmen kann. Sie können das Lerntempo viel besser daran anpassen, als es ein Lehrer mit einer Klasse von 25 Kindern könnte.“ Das weiss auch Auke Boersma zu schätzen. Der Hochschuldozent wanderte aus Deutschland nach Österreich aus und gründete den Verein Homeschoolers.at um seine Kinder daheim zu unterrichten. Denn das ist in Deutschland ausser in Zeiten wie der Corona-Krise bisher verboten.

Zwischendurch mal Trampolin hüpfen

„DIE einzig gültige Homeschooling-Methode gibt es nicht, denn jede Familie hat eine andere Struktur und andere Bedürfnisse“, sagt Boersma. Mit dem Unterricht zu Hause aber könne er seinem Sohn den Stoff effektiver vermitteln. „Mein 13-jähriger Sohn hat eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. In einer normalen Schule würde er wahrscheinlich als ADHS-Schüler gelten. Zu Hause lasse ich ihn nach 30 Minuten mal Trampolin hüpfen oder belohne ihn damit, dass er mit dem Handy spielen darf, zur Entspannung.

Am Ende des Tages zählt ja nicht, wie lange er für den Stoff gebraucht, sondern wie viel er verstanden hat.“ Zuhause könne er auch „trockenen Schulstoff“ mit dem Leben verbinden: „Wenn mein Sohn etwas über Gewichte lernt, kann er das gleich beim Kochen anwenden“, so Boersma.

Schub für die digitale Mediennutzung an Schulen

Homeschooling ermöglicht nicht nur eine kreative Herangehensweise, es fördert auch den Umgang mit digitalen Medien, denn zurzeit kommt die Kommunikation zwischen Eltern und Schülern meist gar nicht anders aus.

Durch die Corona-Krise gebe es einen regelrechten Schub für digitale Medien, so Schäfer-Pietig. „Wenn man ins Wasser geschubst wird, muss man schwimmen: Schulen, die digitale Angebote bisher kaum genutzt haben, sind jetzt meist dazu gezwungen, je nach Schulart und Alter des Kindes“. Dadurch gebe es nicht nur Anweisungen von den Lehrern, sondern auch Feedback von den Schülern. „Bei dem Leseportal Antolin können die Kinder ihren Lehrern schreiben. Der Chat ist kein offener Kanal, sondern nur einer zwischen Lehrer und Schüler. Dadurch entsteht ein schöner Austausch.“

Neu-Justierung nach den Ferien

Und was passiert, wenn die Zeit des Heimunterrichts mehr als geplant verlängert werden muss? „Dann müssten wir die Digitalisierung noch mehr nutzen und auch neuen Lernstoff integrieren. Aber auch dann finden wir einen Weg.“

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