Trotz Stress entspannt zur Ruhe zu kommen, fällt vielen schwer. Yoga kann in Phasen wie diesen eine effektive Stütze sein. Warum, erklärt Yogalehrerin Bettina Schuler im Interview.
„Yoga ist keine Trendsportart, sondern eine Lebenseinstellung“, weiss Bettina Schuler, Yogalehrerin und Autorin von „Think the Yoga Way – Mit Yoga sein Glück finden und nebenbei die Welt retten“. Gerade in unsicheren Zeiten voller Ängste und Sorgen könne Yoga helfen, „sich auf den Moment zu konzentrieren“ und Stress auszublenden. „Yoga ist kein Sport, bei dem nur der Körper bewegt wird, sondern auch eine geistige Arbeit“, erklärt die Expertin im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Praktiziere man Yoga über einen längeren Zeitraum, könne man sowohl psychisch als auch körperlich positive Effekte spüren. Die geistige Entspannung lasse sich „auch in den Alltag übernehmen“. „In stressigen Situationen atmet man automatisch langsamer und kontrollierter.“ Das Ziel beim Yoga sei es, aus seiner „Gedankenschleife“ herauszukommen.
Hilft Yoga bei Depressionen?
Aus Sicht der Expertin sei Yoga ein „unterstützendes Tool“ für Menschen mit Depression. „Sie können dadurch selbst etwas dagegen tun. Depressive Menschen fühlen sich häufig bestimmten Situationen ausgeliefert. Yoga kann ihnen helfen, selbst die Kontrolle zu übernehmen und mehr bei sich und ihrem Körper anzukommen“, sagt Schuler.
Neben dem psychischen Aspekt wirke sich Yoga auch positiv auf körperliche Beschwerden wie Verspannungen aus. „Allein das Geradestehen auf der Matte kann dem Rücken helfen. Yoga kann Muskeln im Rücken aufbauen, die Flexibilität fördern und Verspannungen vorbeugen“, erklärt Schuler. Zudem werde die Arm- und Bauchmuskulatur gestärkt.
Kinder mit einbeziehen
Yoga lasse sich zudem gut in den Alltag integrieren. „Wer lange und oft am Schreibtisch sitzt, kann beispielsweise zwischendurch Pausen von drei Minuten machen, sich einfach einmal gerade hinsetzen, die Hände hinter dem Rücken verschränken und den Brustkorb öffnen oder aufstehen und sich nach vorne beugen.“
Auch Kinder lassen sich in eine Yoga-Session integrieren. Gerade in Zeiten des Homeschoolings sei das eine gute Methode, um die Konzentration zu fördern. Nach einer Einheit von 20 Minuten am Morgen, seien „Geist und Körper direkt wach“. Insgesamt empfehle die Expertin anfangs zweimal pro Woche Yoga zu praktizieren. „In dem Punkt sollte man sich keinen Stress machen, denn Yoga darf nicht zu einem weiteren Punkt auf der To-Do-Liste werden. Hauptsache man fängt damit an. Und wenn es täglich nur zehn Minuten sind.“
Typische Anfängerfehler
Anfänger sollten ihre Erwartungen herunterschrauben. „Es geht darum, dass wir bei uns selbst ankommen und das geht nur, wenn wir diese hohen Erwartungen herausnehmen. Das ist anfangs oft das grösste Problem, dass die Menschen Yoga als Sport betrachten“, betont Schuler. „Atmen ist hier der Schlüssel.“
Ein typischer Fehler bei Einsteigern sei ausserdem das zu weite Dehnen. „Man darf sich nicht überschätzen“, warnt die Expertin. „Eine Gefahr, die gerade beim Online-Yoga besteht, wenn man keinen Lehrer an seiner Seite hat. Weshalb ich Anfängern immer empfehlen würde, in eine Stunde zu gehen. Wenn das nicht möglich ist, sollte man immer sehr darauf bedacht sein, auf seine Grenzen zu achten und sorgsam mit sich und seinem Körper umgehen.“
Bettina Schulers neues Buch „Think the Yoga Way – Mit Yoga sein Glück finden und nebenbei die Welt retten“ erscheint am 29. Juni im Allegria Verlag.