„Der göttliche Andere“: Er, sie und der Heilige Kleingeist

In der romantischen Komödie „Der göttliche Andere“ prallen Gegensätze aufeinander. Getroffen wird sich am Ende irgendwo in der Mitte – auch qualitativ.

Dreiecksbeziehungen sind ein gern verwendetes Mittel, um Liebe mit Komödie zu verbinden. So auch im deutsch-italienischen Film „Der göttliche Andere“ von Jan Schomburg (44), der ab 13. August in den deutschen Kinos zu sehen ist. Wie der Name schon sagt, bekommt es die männliche Hauptfigur darin mit einem schier übermächtigen Nebenbuhler zu tun – Gott höchstpersönlich. Der entpuppt sich im Kampf um das Herz einer jungen Dame als höchst einfallsreich – und wenig „nächstenlieb“.

Wer’s glaubt – darum geht es

„Zu schlau, um an irgendetwas zu glauben und zu feige für Suizid“ – auf diese „charmante“ Weise beschreibt sich der notorische Reporter Gregory (Callum Turner, 30) selbst. Dass ausgerechnet er nach Rom geschickt wurde, um über die anstehende Papstwahl zu berichten, erscheint daher nicht nur ihm wie ein schlechter Witz. Sein strenger Nichtglaube wird jedoch auf eine harte Probe gestellt, als er eine junge Frau namens Maria (Matilda de Angelis, 24) kennenlernt.

Die ist genau am anderen Ende des Säkularismus angesiedelt, soll heissen: Sie steht kurz davor, Ordensschwester zu werden und ist somit Gott versprochen. Als sich zwischen den beiden dennoch eine Romanze entwickelt, scheint eine höhere, eifersüchtige Macht etwas gegen ihre Liebe einzuwenden. So verlernt Gregory schon mal, wie man redet, wird vor einem Date kurzerhand entführt, und es wächst ihm auch noch ein Tumor – „und der sieht so aus wie das Abbild von Jesus auf dem Turiner Grabtuch.“

Göttlich oder Gotteslästerung?

Wer mit einem grossen Augenzwinkern an den Film herangeht, den erwartet eine charmante, kurzweilige Liebesgeschichte mit ungewöhnlicher Handlung. Dass die Liebes-Dreifaltigkeit ausgerechnet von einem eifersüchtigen Gott sabotiert wird, könnte gläubigen Zuschauern aber auch sauer aufstossen. Als Heiliger Kleingeist kommt der daher, verpasst der Hauptfigur augenscheinlich einen fetten Tumor und macht eher einen auf „Altes Testament“ denn auf lieben „Vater unser, der du bist im Himmel.“

Nun mag man argumentieren, dass sich Gregory den übersinnlichen Konkurrenten nur einbildet – seine personifizierte Bindungsangst, sozusagen. Jedoch inszeniert Schomburg das Liebes-Hickhack auf eine Weise, die wenig Zweifel an der Existenz (eines trotzigen) Gottes lässt. Etwa, wenn ein Bild des Herrn plötzlich zum Leben erwacht. Hier hätte Weniger mehr Raum für Interpretation gelassen.

Dass der Film rund eineinhalb Stunden zu unterhalten weiss, ist seinen schrulligen Figuren und den beiden Hauptdarstellern zu verdanken. Gemeinsam mit der gar göttlich schönen Kulisse Roms können auch sie jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Der göttliche Andere“ eben nur ganz nett, aber kein filmisches Geschenk des Himmels ist.

Fazit

Spass macht „Der göttliche Andere“, auch die Romantik kommt nicht zu knapp. Jedoch liefert der Streifen genug Kritikpunkte, um sich als Gläubiger und als Atheist über diverse Handlungsverläufe zu echauffieren. So verhindert der Film zwar, allzu sehr Partei für eine der beiden Überzeugungen zu ergreifen. Die Frage nach der Zielgruppe ist dadurch aber nicht einfacher zu beantworten.

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