Robert Atzorn: Der Tod seines „Tatort“-Kollegen hat ihn sehr getroffen

Warum er den „Tatort“ nicht mehr verfolgt und wie er seinen Nachfolger bei „Nord Nord Mord“ findet, verrät Robert Atzorn im Interview.

Als Hauptkommissar Casstorff und Oberkommissar Holicek ermittelten Robert Atzorn (75) und Tilo Prückner (1940-2020) von 2001 bis 2008 gemeinsam im „Tatort“. Anfang Juli ist Prückner gestorben. Der Tod seines Freundes habe ihn „sehr getroffen“, sagt Atzorn im Interview mit spot on news. Zudem verrät der Schauspieler, der nun seine Autobiografie „Duschen und Zähneputzen – Was im Leben wirklich zählt“ (Eden Books) veröffentlicht, warum er sich den „Tatort“ nicht mehr ansieht und wie er seinen Nachfolger bei „Nord Nord Mord“ findet.

Ihre Autobiografie erscheint: Ist das der endgültige Abschluss Ihrer langen Karriere?

Robert Atzorn: Mit dem Buch habe ich tatsächlich einen Abschluss geschaffen, es ist wie ein Schlusspunkt. Es war sehr spannend für mich, noch einmal zu sehen, wie viele Genickschläge und Abstürze ich überstanden hatte. Dass ich zwischendrin nie aufgehört habe, finde ich gut. Und das lässt sich auch als Botschaft aus dem Buch mitnehmen: Man kann immer wieder aufstehen, wenn man an sich selbst glaubt und sich weiterentwickelt.

Vor etwa drei Jahren haben Sie sich von der Schauspielerei verabschiedet. Was haben Sie seitdem am meisten genossen?

Robert Atzorn: Die Fremdbestimmung ist weggefallen, die ich zuvor 50 Jahre lang hatte. Ich musste pausenlos Drehbücher lesen, Text lernen, man muss sich als Schauspieler zudem auf Arbeitsweisen von verschiedenen Regisseuren einstellen – es ist wirklich immer eine Fremdbestimmung da und es war wie eine Erlösung, als das plötzlich weg war, das konnte ich total geniessen.

Werden Sie immer noch auf der Strasse angesprochen?

Robert Atzorn: Das hat sich gelegt. Ich lebe in Bayern auf dem Land, in der Nähe des Chiemsees und da kennt mich einfach jeder. Deshalb kann ich einen ganz normalen Alltag leben, ich bin überhaupt nichts Besonderes. Nur wenn die Touristen reinschneien, wie jetzt gerade, da alle in Deutschland Urlaub machen, kann das schon noch passieren. Aber es hält sich sehr in Grenzen. Ich kann normalerweise ein ganz unbehelligtes Leben führen.

Verfolgen Sie weiter, was sich in der TV-Branche tut?

Robert Atzorn: Meine beiden Söhne arbeiten in der Branche. Deshalb habe ich noch engen Kontakt dazu und erfahre, was so los ist. Was mich aber zuletzt sehr getroffen hat, war der Tod von Tilo Prückner, mit dem ich befreundet war. Dass er nun nicht mehr da ist, finde ich sehr schade. Ich konnte mich mit ihm immer gut austauschen. Wir kannten voneinander unsere ganzen Lebenswege, Abstürze und Erfolge.

Erfolge feierten Sie unter anderem mit „Unser Lehrer Doktor Specht“. Würde so eine Serie in der heutigen Zeit noch funktionieren?

Robert Atzorn: Ich glaube schon. Jeder war in der Schule und hat dort Erlebnisse und Erfahrungen gemacht. Die Zuschauer fühlen sich mit dem Thema sehr verbunden. Als Familienserie wird so etwas immer funktionieren. Bei RTL läuft die Serie „Der Lehrer“ und ich denke, dass die auch gut ankommt.

Eine andere grosse Rolle von Ihnen war Hauptkommissar Jan Casstorff. „Der Kommissar im Tatort war für einen Schauspieler damals so eine Art Ritterschlag“, schreiben Sie im Buch.

Robert Atzorn: Es war wirklich etwas ganz Herausragendes. Da kam dieses Gefühl in mir hoch: Jetzt habe ich es geschafft! Der „Tatort“ hat einen besonderen Stellenwert, bis heute. Auch wenn es ihn seit Jahrzehnten jeden Sonntag gibt. Ich persönlich schaue mir das auch nicht mehr an, weil alle Geschichten erzählt sind. Ganz selten passiert etwas Neues.

Ihnen gab es im Fernsehen auch „allmählich zu viel Gewalt“, sagen Sie über Ihre „Tatort“-Zeit.

Robert Atzorn: Das empfinde ich immer noch so. Und es ist noch schlimmer geworden. Ich weiss nicht, warum alle Geschichten über menschliche Probleme durch Krimis erzählt werden müssen. Aber das boomt offenbar. Wenn ich mit den Führungskräften der Sender gesprochen habe, meinten diese, das gebe die besten Quoten. Ich finde es übertrieben und überstrapaziert. Ich freue mich immer, wenn Mehrteiler laufen wie „Ku’damm 56“ oder „Unsere Mütter, unsere Väter“.

Sie haben nach dem „Tatort“ noch einen Kommissar gespielt, in „Nord Nord Mord“. Haben Sie sich Ihren Nachfolger Peter Heinrich Brix in der Reihe angeschaut?

Robert Atzorn: Ja, ich habe es mir angeschaut, um zu sehen, wie er das macht. Und ich finde ihn toll. Auch meine ehemaligen Partner sind sehr zufrieden mit ihm und drehen das nach wie vor mit grosser Freude. Das läuft wie die Feuerwehr.

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