Andrea Kiewel: „Ich habe geweint, gedacht, dass ich das nicht schaffe“

Andrea Kiewel hatte mit den Corona-Beschränkungen sehr zu kämpfen: Das fehlende Publikum machte ihr zu schaffen, auch zurück nach Israel und ihrer neuen Liebe konnte sie lange nicht reisen.

„Ich hatte meine Zuschauer und mein Zuhause verloren“: Andrea Kiewel (55), die zwischen ihrem Wohnort Tel Aviv und Deutschland pendelt, traf die Corona-Krise hart. In ihrem neuen Buch „Meist sonnig: Eine Liebeserklärung an das Leben“ (Eden Books) beschreibt sie unter anderem auch, wie es ihr mit der Pandemie erging: „Ich sass da und hatte das Gefühl, dass dieser Irrsinn niemals aufhört“, sagt sie im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Die „ZDF-Fernsehgarten“-Moderatorin spricht auch über ihre neue Liebe und ihre unterschiedlichen Leben in Deutschland und Israel.

Sie leben in Israel und arbeiten in Deutschland. Wie schwierig ist das in der Corona-Krise?

Andrea Kiewel: Durch die 14 Tage Quarantäne in Israel war es während der „Fernsehgarten“-Saison im Sommer unmöglich für mich, dorthin zu kommen. Erst Ende August hat es wieder geklappt und ich konnte aufhören zu weinen. In Israel gab es dann einen zweiten Lockdown. Die Stimmung hier ist wie überall… Aber ich lebe in einem Land, das am Meer liegt und wo die Temperaturen auch jetzt noch hoch sind. Da ist das Lebensgefühl ganz anders. Dafür ist das soziale Netz hier nicht so engmaschig wie in Deutschland. Staatliche Hilfen in der Krise gibt es kaum.

In Deutschland leben Sie ein wenig wie mit angezogener Handbremse, schreiben Sie in Ihrem Buch „Meist sonnig: Eine Liebeserklärung an das Leben“. Liegt das daran, dass Sie auf der Strasse erkannt werden?

Kiewel: Ja, hauptsächlich liegt es daran. Viele Menschen erkennen mich offenbar an der Stimme. Wenn ich mit meiner Mutter im Supermarkt beim Einkaufen bin, flüstere ich nur noch oder gestikuliere per Handzeichen. Manchmal würde ich mich gerne in Luft auflösen. Niemals ist dieses Erkanntwerden unangenehm. Es gibt aber keine Momente nur für mich. Niemals. Mir wird der Teppich ausgerollt und ich werde verwöhnt wie eine Prinzessin. Ich geniesse meine Sonderstellung natürlich auch. Manchmal sehne ich mich aber einfach danach, eine von vielen zu sein. Und das bin ich in Israel. Hier kann ich auch mal auf der Strasse jemanden anschreien. Das würde ich in Deutschland niemals tun.

Durch Corona hat sich für Sie nicht nur das Reisen, sondern auch das Fernsehgeschäft sehr verändert. Im „Fernsehgarten“ hat das grosse Publikum gefehlt. Wie viel schwieriger hat es das für Sie gemacht, die Show zu moderieren?

Kiewel: Hier in Tel Aviv übertreibt man gerne und darum würde ich sagen: Es war eine Katastrophe! Und zwar für mich persönlich. Nichts ist schlimmer für mich als Stille und Alleinsein. Wenn ich mich abends mit Freunden zum Essen verabrede, lasse ich in meiner Wohnung ein kleines Licht an, damit es nicht ganz dunkel ist, wenn ich zurückkomme. Und deswegen ist der „Fernsehgarten“ für mich so ein grosses Glück: Da bin ich nie allein, die Show ist Lebensfreude pur. Durch Corona war es plötzlich ganz still und ich habe mich allein gefühlt.

Damit habe ich mir am Anfang wahnsinnig schwer getan. Ich habe geweint und gedacht, dass ich das nicht schaffe. Wie moderiert man eigentlich ohne Zuschauer? Wie erzeugt man unter diesen Umständen Lebensfreude? Ich habe gepöbelt – bis mir eine Kollegin gesagt hat: „Jetzt beruhige dich mal!“ Und ich habe mich beruhigt. Wir haben schliesslich unseren eigenen Galgenhumor entwickelt. Am Ende war auch ganz viel Demut mit im Spiel. Das ZDF hat uns erlaubt und auch zugetraut, zu senden. Ich hätte sonst in diesem Jahr überhaupt keine grosse Arbeit gehabt. Deswegen haben wir uns akribisch an alle Vorschriften gehalten, um nichts zu riskieren. Wie wir als Team zusammengestanden haben, das war schon toll.

Planen Sie schon für das kommende Jahr?

Kiewel: Johannes B. Kerner und ich feiern erst mal Silvester am Brandenburger Tor. Richtig live mit Bühne, tollen Künstlern, aber ohne Publikum. Ich verbringe Silvester also mit einem Mann, in den ich nicht verliebt bin (lacht). Aber natürlich freue ich mich darauf. Inzwischen sehe ich das auch ein bisschen als Challenge. Kann ich das? Und wenn ja, wie wird das aussehen? Privat den Jahreswechsel zu zelebrieren, mag ich überhaupt nicht. Insofern bin ich dankbar: Silvester zu arbeiten, liegt mir deutlich mehr als zu feiern. Im Januar gibt es dann hoffentlich neue Regeln, dann planen wir weiter. Im Moment fahren wir alle auf Sicht. Keiner weiss, was in einer Woche ist.

Dem Mann, in den Sie verliebt sind, haben Sie im Buch ein ganzes Kapitel gewidmet.

Kiewel: Ich habe diese Seiten von einem Profi sogar auf Hebräisch übersetzen lassen. Dann haben wir uns das Satz für Satz gegenseitig vorgelesen, ich auf Deutsch, er auf Hebräisch. Und ich musste weinen. Nicht weil ich so toll schreiben kann, sondern einfach, weil es mich bewegt, festzustellen, dass es etwas im Leben von uns Menschen gibt, was so stark ist wie die Liebe. Ich mache mir keine Pläne oder Gedanken darüber, ob das für immer ist und wo es hinführt. Dieses Buch ist einfach eine Bestandsaufnahme. Als hätte ich die Stopptaste gedrückt und beschreibe, wie es aktuell gerade ist.

Das liegt mir sehr am Herzen, weil ich so viel von meinen Gefühlen beschreibe, Freude und Angst. Und wie es mir mit der Pandemie erging: Ich sass da und hatte das Gefühl, dass dieser Irrsinn niemals aufhört. Ich hatte – zumindest zeitweise – meine Zuschauer und mein Zuhause verloren. Keiner konnte mir sagen, wann das vorbei ist. Am Ende waren es 130 Tage, an denen ich nicht zurück nach Israel konnte. Dieses Thema Fernbeziehung und Corona hat in der öffentlichen Wahrnehmung kaum stattgefunden. Zudem hatte ich das Gefühl der Machtlosigkeit. Ich bin aus der DDR – und nicht entscheiden zu können, dass ich mich morgen in ein Flugzeug setze und zu meinem Liebsten fliege, war für mich persönlich eine Katastrophe.

Machen Sie beruflich Pläne, wie sehen Sie Ihre Zukunft beim „Fernsehgarten“?

Kiewel: Ich habe meinen Vertrag gerade um zwei Jahre verlängert. Und an ein Ende denke ich nicht. Ich liebe die Show. Es sind jetzt bereits einige Wochen ohne Kamera und ich vermisse es schon jetzt sehr.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer bisherigen Karriere und Ihrem Image?

Kiewel: Mit meinem Image hadere ich nach wie vor. Gelegentlich spüre ich, dass die Leute denken, ich sei oberflächlich. Ich arbeite daran, mich davon freizumachen, damit das mein Wohlbefinden nicht tangiert, weil ich weiss, dass ich nicht so bin… Aber dass ich den „Fernsehgarten“ jetzt schon 20 Jahre mache, ist Wahnsinn. Dadurch dass es Saisonarbeit ist, heisst es, sich immer wieder neu verlieben, jedes Jahr ein erstes Date. Ich feiere diese Show. Ich feiere mich. Ich feiere uns so sehr! Es ist absurd, dass mir das passiert ist. Mir, einer kleinen Lehrerin in Hellersdorf…

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