Jochen Schropp: Wie war es, sich vor laufender Kamera auszuziehen?

Jochen Schropp legt für den guten Zweck in

Quelle: TVNOW

Für „Showtime of my Life – Stars gegen Krebs“ lässt Jochen Schropp im TV die Hüllen fallen. Im Interview spricht er über diese aussergewöhnliche Erfahrung.

In der neuen VOX-Show „Showtime of my Life – Stars gegen Krebs“ (1. und 2. Februar, um 20:15 Uhr oder via TVNOW) lassen acht prominente Frauen und Männer ihre Hüllen fallen, um auf die Krebsvorsorge aufmerksam zu machen. Moderator und Schauspieler Jochen Schropp (42) ist einer der Stars, die in der Männergruppe am Dienstag blank ziehen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht der 42-Jährige über diese besondere Erfahrung.

Was hat Sie dazu bewegt, an dieser Show teilzunehmen?

Jochen Schropp: Ich bin familiär mit Krebs vorbelastet. Mein Vater und mein Opa sind an Krebs gestorben. Als ich gehört habe, dass es darüber eine Sendung geben soll, wollte ich direkt mitmachen – dabei wusste ich noch gar nicht, dass wir uns ausziehen müssen. (lacht) Ich dachte, das ist eine reine Informationssendung. Aber so wird die wichtige Message mit Spass verbunden: Wenn wir uns vor einem Millionenpublikum ausziehen können, dann könnt ihr das beim Arzt auch. Im Endeffekt sieht man auch nichts. Es wird mit Gegenlicht gearbeitet, so dass das beste Stück nicht im Fernsehen zu sehen ist. Das hat man uns zumindest versprochen. Vor unseren geladenen Familienmitgliedern und Freunden, die dabei waren, waren wir allerdings splitterfasernackt.

Inwiefern hat Sie der Tod Ihres Vaters und Grossvaters für Ihr Leben geprägt?

Schropp: Ich versuche, ein glückliches, erfülltes Leben zu führen, weil es superschnell vorbei sein kann. Ich glaube, es gibt viele Menschen, die immer auf etwas warten: Wenn ich in Rente bin oder wenn ich etwas Bestimmtes erreicht habe, dann mach ich das. Ich möchte jeden Tag so leben, als könnte es der letzte sein. Krebs ist eine schwierige Krankheit. Du kannst ein gesundes Leben führen und dann erwischt sie dich doch. Es ist nicht so, dass ich durch den Tod meines Vaters denke: Ich werde nie mehr Fastfood essen oder nie wieder Alkohol trinken. Aber ich versuche, mein Leben bewusster zu leben.

Im Rahmen der Sendung fanden auch Vorsorgeuntersuchungen statt – in Ihrem Fall der Prostata und der Hoden. Mit welchen Gefühlen sind Sie an die Untersuchung herangegangen?

Schropp: Mit einem sehr freudigen Gefühl, weil ich in den vergangenen Jahren die Krebsvorsorge ein bisschen schleifen liess. Ich war bei zwei Urologen in Berlin und habe mich nie wirklich abgeholt gefühlt. Entweder hatte ich das Gefühl, man wird als junger Mensch belächelt oder man fühlt sich unwohl, wenn man in eine Praxis kommt und da sitzen nur alte und kranke Menschen. Bei den Untersuchungen in der Show war ich dann auch der Erste. Allerdings fand die Vorsorgeuntersuchung in unserer Tanzhalle statt. Dann stehen da Kameramänner, Tonmänner, Redakteure und ein Arzt aus der Uniklinik mit der Frage: „Wer hat Lust, sich als Erstes den Finger in den Po stecken zu lassen?“ Meine Kollegen haben das teils als nicht intim genug empfunden. Aber für mich war die Vorsorge Grund Nummer eins mitzumachen.

Wie ging es Ihnen nach der Untersuchung?

Schropp: Ich habe nicht bedacht, dass die Vorsorge auch ein nicht erfreuliches Ergebnis bringen kann. Der Arzt hat mir abseits der Kamera gesagt, dass ich Kalkablagerungen im Hoden habe. Das ist nichts Ungewöhnliches, aber es kann eine Vorstufe zum Hodenkrebs sein. Ich bin zwar in einem Alter, in dem ich wahrscheinlich nicht mehr anfällig dafür bin, aber er hat mir doch zu einer Blutuntersuchung geraten. Dementsprechend musste ich nochmal zwei Tage warten, bis ich bei ihm einen Termin im Krankenhaus bekam. Die Zeit bis dahin war belastend. Vor allem, weil wir nach dieser Untersuchung noch Tanztraining hatten. Da stand ich ziemlich neben mir.

Guido Maria Kretschmer und Joachim Llambi haben mich super unterstützt und mir Nachrichten geschrieben, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Bei der Blutuntersuchung gab es dann keine Anzeichen für Krebszellen oder einen Tumor. Trotzdem war das für mich ein Aufwachen und ein Denkzettel: Geh zur Vorsorge!

Im September haben Sie bereits für die deutsche „Cosmopolitan“ nackt posiert. Gab es für Sie Unterschiede zwischen dem Ausziehen für das Shooting und für „Showtime of my Life – Stars gegen Krebs“?

Schropp: Als Schauspieler bin ich es gewohnt, mich für Szenen auszuziehen und habe kein Problem mit Nacktheit, bin aber auch kein Exhibitionist. Ich arbeite seit vielen Jahren mit der „Cosmopolitan“ zusammen und habe mich total geehrt gefühlt als die Anfrage kam. Nur muss man sagen: Das ist ein Foto, das vor drei Leuten entstanden ist und später retuschiert werden kann. Das ist anders, als wenn man sich vor mehreren Menschen und laufenden Kameras auszieht. Ich habe in der Show nicht im Griff, wie der Körper in der Bewegung aussieht. Aber darum geht es auch nicht. Am Tag der Aufführung haben wir alle ganz normal gegessen. Da hat keiner gehungert, damit er am Abend super aussieht. Es ging darum, zusammen Spass zu haben und endlich zeigen zu können, für was wir viel trainiert haben.

Waren die anderen Teilnehmer eine Stütze für Sie und umgekehrt?

Schropp: Auf jeden Fall, das war ein sehr wichtiger Prozess. Einerseits hat Basti (Bastian Bielendorfer) für mich die grösste Heldenreise gemacht, weil er mit seinem Körper überhaupt nicht im Reinen war. Er hat zu mir gesagt: „Du hast gut reden, du hast einen super Körper!“ Dabei habe ich auch Sachen an mir, die ich nicht gut finde. Bei mir wird das als Jammern auf hohem Niveau abgestempelt. Aber ich bin als Jugendlicher gemobbt worden, weil ich zu dünn und zu feminin war. Dennoch ist das etwas anderes wie bei Bastian, der sich nicht schön findet. Ich habe versucht, ihn zu unterstützen und habe gesagt: Du tust nicht nur etwas Gutes, weil du anderen Leuten Mut machst, sondern du wächst auch über dich hinaus. Andererseits waren die Jungs sehr für mich da, als ich die zwei Tage im Ungewissen war und auf meinen Bluttest gewartet habe.

Unter den Teilnehmern sind auch Menschen, die selbst bereits eine Krebsdiagnose erhalten haben. Konnten Sie aus diesen Begegnungen etwas für sich selbst mitnehmen?

Schropp: Ja, Uli (Ulrich Roth) war uns eine wahnsinnige Stütze. Der ehemalige Profihandballer ist gleichzeitig mit seinem Bruder mit Prostatakrebs diagnostiziert worden und beide haben es überlebt. Uli ist ein Lebemann. Er hat Spass am Leben und liebt es. Er ist einerseits ein grosses Vorbild, weil er die Krankheit besiegt hat. Andererseits auch, weil er so wahnsinnig positiv geblieben ist. Er ist jetzt in dem Alter, in dem mein Vater damals war, als er verstorben ist. Ich hatte das Gefühl, dass er genau der Papa ist, den ich jetzt leider nicht mehr habe. Er hat mich wahnsinnig an ihn erinnert. Das war toll.

Warum denken Sie, dass das Reden über Krebs häufig noch ein Tabuthema ist?

Schropp: Für mich ist es kein Tabuthema. Aber ich glaube, dass der Krebs selbst für jemanden in meinem Alter mit Anfang 40 noch so weit weg ist. Selbst, wenn man ihn in der Familie mal erlebt hat. Mein Vater ist mittlerweile vor 14 Jahren gestorben. Für mich ist das Thema daher nicht mehr so brandaktuell. Es wird einem erst dann wieder bewusst und man spricht darüber, wenn ein Kollege von mir oder die Eltern einer Freundin an Krebs erkranken. Da es aber eine Krankheit ist, die man nicht einschätzen kann, ist es wichtig, zur Vorsorge zu gehen. Da ist es ganz egal, ob man gerade selbst oder familiär betroffen ist oder war oder ob man sich noch total unverwundbar fühlt.

Welche Wirkung erhoffen Sie sich von der Sendung?

Schropp: Wenn wir nur eine Person dazu bringen, zur Vorsorge zu gehen, die im Zweifel die Diagnose Krebs bekommt und geheilt werden kann, weil sie rechtzeitig zum Arzt geht, ist das schon wahnsinnig viel wert. Das ist genau wie mit meinem Outing. Natürlich hatte ich Angst, was andere Leute darüber denken oder wie ich beruflich dastehe. Aber ich habe so viele Zuschriften von jungen Männern und Frauen bekommen, die Dinge gesagt haben wie: „Dein offener Brief hat mir so viel Kraft gegeben. Ich habe mich auch bei meinen Eltern geoutet. Ich stehe jetzt mehr zu mir.“ Das erinnert mich immer daran, warum ich es gemacht habe.

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