„Tatort: Borowski und die Angst der weissen Männer“: So ist der Krimi

Quelle: NDR/Christine Schroeder

Im „Tatort: Borowski und die Angst der weissen Männer“ müssen die Kommissare Klaus Borowski und Mila Sahin den Mord an einer jungen Frau aufklären. Lohnt sich das Einschalten bei dem Krimi über Incels und Pick-Up-Artists zum Internationalen Frauentag?

Im „Tatort: Borowski und die Angst der weissen Männer“ (7.3., 20:15 Uhr, das Erste) müssen die Kommissare Klaus Borowski (Axel Milberg, 64) und Mila Sahin (Almila Bagriacik, 30) den Mord an einer jungen Frau aufklären. Anlässlich des Internationalen Frauentages (8. März) thematisiert der Kiel-Krimi von Regisseurin und Grimme-Preisträgerin Nicole Weegmann (geb. 1966, „Ihr könnt Euch niemals sicher sein“), wie sich einsame Männer, die von Frauen zurückgewiesen worden sind, anschliessend im Netz radikalisieren und dies in reale Gewalt münden kann.

Darum geht’s im neuen Borowski-„Tatort“

Auf einer Brachfläche in der Nähe eines beliebten Kieler Clubs wird die misshandelte Leiche der jungen Meike (Johanna Dost, geb. 1987) aufgefunden. Die Videoüberwachung des Clubs liefert den Kommissaren ziemlich bald einen Verdächtigen: Mario (Joseph Bundschuh, 31). Der verschüchtert wirkende Aussenseiter schaut sich regelmässig im Internetforum des sogenannten Pick-Up-Artists und „Männerrechtlers“ Hank Massmann (Arnd Klawitter, 52) frauenverachtende Videos an. Da Lohse kein stichhaltiges Alibi vorweisen kann, nehmen Borowski und Sahin ihn vorübergehend fest.

Dann stösst Borowski auf Anzeichen, die die Tat in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen: In unmittelbarer Nähe des Tatortes meint er, eine in den weichen Boden getrampelte „14“ erkannt zu haben, ein Erkennungssymbol amerikanischer Neonazis. Als Sahin herausfindet, dass auf Hasslisten im Internet weitere Attacken auf Frauen in Kiel propagiert werden, ist auch sie alarmiert. Sie will die akut bedrohte Politikerin Birte Reimers (Jördis Triebel, 43) warnen und trifft auf ein Vergewaltigungsopfer. Unterdessen versucht sich Borowski als Undercoveragent im Umfeld von Massmann…

Lohnt sich das Einschalten?

Auf jeden Fall. Der Krimi erzählt von Incels, also Männern, die ihr „unfreiwilligen Zölibat“ („involuntary celibacy“, kurz Incel), angestachelt durch sogenannte Pick-up-Artists (Dt. Aufreiss-Künstler), in einen Hass auf Frauen ummünzen. Gleichzeitig instrumentalisiert die rechte Szene das zugrundeliegende Selbstmitleid der Männer, die Frauenfeindlichkeit und Gewaltfantasien für ihr destruktives Menschenbild.

„Der weisse Incel-Mann überträgt seine Wut von den Frauen auf bereits stigmatisierte Gruppen und richtet sie gegen Migranten, Juden, Muslime, Schwule oder Liberale“, erklärt Schauspieler Axel Milberg dazu dem Sender. „Die Attentäter von Halle, Hanau, Christchurch und Anders Breivik aus Norwegen. Das waren alle Incels“, heisst es im Film über ebenjene Männer, die sich von den Frauen abgelehnt fühlen und sich im Netz radikalisieren.

Schauspielerin Almila Bagriacik erhofft sich von dem Krimi, dass sich das Publikum mit dem Thema Incel auseinandersetzt. Diese Hoffnung dürfte nicht enttäuscht werden. Im Gespräch mit dem NDR betont die Berlinerin ausserdem: „Im Feminismus geht es nicht darum, den Mann auszugrenzen, sondern der Frau die Gleichberechtigung und Freiheit zu geben, die ihr gebührt.“ Die Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer sexuelle Orientierung, Religion oder Herkunft müsse ein Ende haben.

Dieser Borowski-„Tatort“ verspricht einen spannenden und erkenntnisreichen Krimiabend mit einem „nicht unsympathischen, mitleiderregenden Loser“ (Milberg), jeder Menge Kompetenzgerangel zwischen Staatsschutz und Cybercrime und einem echten Showdown…

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