Doku „Das Hausboot“: Ein Kreativprojekt, das ins Wanken geriet

Fynn Kliemann (li.) und Olli Schulz haben den Mut bei ihrem Hausboot-Projekt nicht aufgegeben.

Quelle: Netflix/Brian Jakubowski

Die Netflix-Doku „Das Hausboot“ zeigt die Verwandlung eines rostigen Kahns in einen Ort für Musik und Kreativität, die Olli Schulz und Fynn Kliemann möglich gemacht haben. Letzterer bezeichnet es als „schönstes und gleichzeitig schlimmstes Projekt“ seines Lebens.

YouTuber, Musiker und Webdesigner Fynn Kliemann (32, „Nie“) sowie Musiker, Entertainer und Podcaster Olli Schulz (47) haben sich 2018 Grosses vorgenommen: Das alte Hausboot von Gunter Gabriel (1942-2017) sollte zu einem schwimmenden Kreativstudio werden. Mit Tatendrang und viel Optimismus gingen die beiden an das Projekt – und wurden schnell von der Realität eingeholt. Ab 9. März können Netflix-Abonnenten die Höhen und Tiefen des Mammutprojekts in Form einer Doku sehen.

Die Kapitäne

Ein marodes Hausboot – genau das Richtige für Heimwerkallrounder Fynn Kliemann. Auf einem alten Bauernhof in Rüspel, besser bekannt als Kliemannsland, hat er sich eine Kreativwerkstätte eingerichtet. Von dort aus bastelt und schraubt der „Heimwerkerking“ für seine YouTube-Videos und produziert eigene Musik. Ganz nebenbei ist er auch noch Inhaber und Gesellschafter einiger Unternehmen. Musiker Olli Schulz wurde als Sidekick von Joko Winterscheidt (42) und Klaas Heufer-Umlauf (37) in deren TV-Show „Circus HalliGalli“ einem grösseren Publikum bekannt. Bis heute betreibt er den erfolgreichen Podcast „Fest & Flauschig“ mit Moderator Jan Böhmermann (40).

Die beiden Bootsväter legten regelmässig selbst Hand an. So hiess es wöchentlich: „Dienstag ist Bootstag“ (passend dazu erscheint die Doku auch an diesem Wochentag). Fynn Kliemann teilte dabei die neuesten Fortschritte oder Rückschläge in seinen Instagram-Stories. Dabei ist er sich von Anfang an auch der Bürde der Vergangenheit des Vorbesitzers bewusst, der mit finanziellen Problemen, Schulden, vier gescheiterten Ehen und Alkoholproblemen auf sich aufmerksam machte. „Viel mehr kann man die Historie doch nutzen, um zu reflektieren, Schatten zu beleuchten und daraus zu lernen. Ich bau eben lieber auf, als zu versenken“, erklärte er auf Instagram.

Das Boot

Ab 1997 war das restaurierte Hausboot das schwimmende Zuhause von Country-Sänger Gunter Gabriel, der für Lieder wie „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“ bekannt war. 2017 starb er im Alter von 75 Jahren nach einem Treppensturz. Gabriels Tochter veräusserte das Boot namens „Magdeburg“ anschliessend. Kliemann und Schulz erstanden das schwimmende Objekt, um es zu einem Ort für Kreative und Konzerte zu machen, einer neuen Hamburger Location für Musik. „Mast- und Schotbruch – das wird n wilder Ritt!“, kündigte Fynn Kliemann das Projekt im November 2018 an – und er sollte Recht behalten.

Erst bei der Sanierung hat sich herausgestellt, wie kaputt das Hausboot war, auf dem der verstorbene Sänger jahrelang im Harburger Binnenhafen lebte. Unter anderem die Sanierung mit einem Sandstrahler liess die Kosten schnell in die Höhe treiben. Das Boot sei „einfach ein Scheisshaufen“, erklärte Schulz einige Monate nach dem Kauf frustriert in einer Folge von „Fest & Flauschig“. Doch beide gaben die Idee des schwimmenden Kunstraumes nicht auf.

Die Doku

„Seit Tag 1 unserer holprigen Hausboot-Mission war die Kamera dabei. Zwei Jahre Bauzeit, von Tobsuchtsanfällen, über amokartiger Euphorie, bis zur Insolvenz und zurück. Das vielleicht schönste und gleichzeitig schlimmste Projekt unseres Lebens“, beschreibt Fynn Kliemann in einem Instagram-Post die Idee hinter der vierteiligen Doku. Sie zeigt den kompletten Umbau des Hausboots, von den ambitionierten Plänen der frischen Kapitäne, den Rückschlägen bis hin zu den ersten Tönen im neuen Studio und eine gemeinsame Jam-Session im schwimmenden Studio.

Zu Wort kommen neben den beiden Initiatoren auch Kliemanns Partnerin Franzi oder Weggefährten wie Schauspieler Bjarne Mädel (52) und Koch Tim Mälzer (50), wie der Trailer zeigt. Olli Schulz beschreibt die Bilder der Doku so: „Abgründiger als ‚Black Mirror‘ und schockierender als ‚The Social Dilemma‘. Man kann sagen was man will, aber besonders klug war das alles nicht.“

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