„Der Goldene Handschuh“: Die wichtigen Unterschiede zum Buch

Mit „Der Goldene Handschuh“ sorgte Heinz Strunk für einen Überraschungshit in den Bücherregalen. Der Film will es ihm mit einigen Änderungen gleichtun.

Seit 21. Februar schockt Fatih Akins (45) Verfilmung „Der Goldene Handschuh“ die Kinogänger. Auf welchen heftigen, weil realen Horrortrip sich die Zuschauer einstellen müssen, darüber geben bereits die Trailer genügend Aufschluss – und erst recht die Bestseller-Buchvorlage von Heinz Strunk (56). Jedoch unterscheidet sich der Streifen in einigen Punkten, die Hauptfigur und Serienmörder Fritz Honka (Jonas Dassler, 23) sowie dessen Umfeld betreffen.

Honka das Monster

Die Art, wie dem Leser beziehungsweise dem Kino-Zuschauer das „Monster“ Honka vorgestellt wird, könnte nicht unterschiedlicher sein. Der Film beginnt mit dem Bild einer halbnackten, toten Frau. Honka versucht sie vergebens, in einen viel zu kleinen Müllsack zu stopfen, ehe er unsicher zur Säge greift und sie am Hals der Leiche ansetzt, die sich später als Elisabeth Gertraud Bräuer herausstellen sollte. Im Hintergrund läuft „Es geht eine Träne auf Reisen“ von Adamo.

Das Buch macht zwar ebenfalls mit der toten Bräuer auf, setzt den Fund ihrer zerteilten Leiche aber nicht unmittelbar mit Fritz Honka in Verbindung. Den bekommt der Leser als „kleinen, schiefen Mann mit eingedrücktem Gesicht und riesigen Händen“ vorgestellt, wie er seit zwölf Stunden und um drei Uhr morgens am Tresen seiner Stammkneipe sitzt, dem verruchten „Goldenen Handschuh“.

Die ersten Worte aus seinem Munde im Buch lauten: „Ich kannte ma eine, die hab ich geliebt. Irgendwann war sie weg, aber ich weiss, dass sie wiederkommt… die hat immer so gut gerochen, einmalig war das (…) Aber wenn die ein so sieht wie jetzt grade, so weit kann man ja nich wegsinken, dass einem das egal ist.“

Mehr Milieu, weniger Mord

Alleine an diesem Unterschied wird deutlich: Strunks Buch konzentriert sich wesentlich stärker noch auf die tragische Seite des Mörders Honka. Dessen Vater im KZ war. Der selbst im Jugend-KZ war. Der an Zementkrätze erkrankte. Der Film handelt diese Aspekte eher am Rande ab, während im Buch noch wesentlich stärker angedeutet wird: Mit ein paar kleinen Änderungen, etwas weniger Schicksalsschlägen im Leben des Fritz Honkas, wäre aus ihm wohl ein unbescholtener Bürger geworden.

Demensprechend wird im Film (natürlich auch aufgrund des Zeitmangels) weniger Augenmerk auf die im Buch so präsente Milieu-Studie geworfen. All die traurigen Gestalten, die Tag ein Tag aus im „Goldenen Handschuh“ langsam vor sich hingammeln, bekommen zugunsten der Hauptfigur und deren Gräueltaten weniger, aber immer noch ausreichend Raum.

Ein wichtiger Strang fehlt komplett

Im Buch wird der ungebildeten, armen Welt Honkas die nicht minder verkommene High-Society in Person von Karl von Lützow entgegengestellt. Der trinkt beinahe genau so viel wie Honka und zwingt Frauen zu demütigen und gefährlichen Sex-Praktiken, bei denen er ihnen jede Würde und mitunter auch beinahe das Leben nimmt.

Im Film kommt dieser Handlungsstrang überhaupt nicht vor, was eine wichtige Botschaft der Vorlage nimmt: Die da oben sind im Grunde genauso schlimm.

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