Karin Slaughter: «Der Plan ist, Will Trent 2019 zurückzubringen»

Nicht immer meinen es die Fans gut mit US-Bestsellerautorin Karin Slaughter. Aber eines interessiert die meisten: Wann kommt Neues von Will Trent? Die Antwort gibt es hier.

Thriller-Queen Karin Slaughter (46) landete mit „Die gute Tochter“ (HarperCollins) auch hierzulande wieder einen grossen Bestseller. Die erfolgreiche Anwältin Charlie übernimmt darin mit ihrem Vater die Verteidigung von Kelly. Die Schülerin wurde an ihrer High School mit einer Waffe in der Hand gefunden, neben sich zwei Leichen. Doch ist die etwas geistig beeinträchtigte Kelly wirklich zu einem kaltblütigen Mord fähig? Je tiefer Charlie in den Fall eintaucht, desto näher kommt sie auch der eigenen blutigen Vergangenheit… Im Interview erklärt die US-Bestsellerautorin, wie sich dieser Roman von ihren bisherigen Geschichten unterscheidet. Und was sie in Düsseldorf schon alles erleben musste.

Ihr jüngster Krimi unterscheidet sich von den vorherigen Geschichten. Wie würden Sie die Unterschiede beschreiben?

Karin Slaughter: Jedes einzelne Buch beginnt damit, dass ich mir sage: Mein wichtigstes Ziel ist, dass dieses neue Buch besser ist als das letzte. Mit „Die gute Tochter“ hatte ich die Gelegenheit, eine andere Art von Geschichte zu erzählen, eine Art, mit der ich nur in Novellen und Kurzgeschichten in Berührung gekommen bin. Daher war ich wirklich froh, die Möglichkeit zu haben, etwas anderes zu machen, aber trotzdem die Spannung zu liefern, die die Menschen von meiner Arbeit erwarten.

Wie haben die Fans auf dieses Buch reagiert?

Slaughter: Ich bin überwältigt von dem unglaublichen Zuspruch, den die Geschichte bekommen hat. Die Leute scheinen die Quinn-Familie wirklich zu lieben, besonders Charlie und Rusty – und so ging es mir auch, als ich die Geschichte geschrieben habe. Das ist das Beste, was passieren kann, wenn man so lange an einem Buch arbeitet: dass die Leser so reagieren, wie man es möchte. Natürlich interessiert es auch viele brennend, wann Will Trent wieder zurückkommen wird, und er wird es mit Sicherheit – in ein paar Jahren. Wenn ich eine Will- und Sara-Story schreibe, möchte ich sicherstellen, dass es die beste ist, die ich liefern kann und dafür muss ich die richtige Geschichte haben.

Haben Sie einen Termin im Auge?

Slaughter: Im Moment plane ich, Will Trent und Sara Linton 2019 zurückzubringen. Ich möchte sicherstellen, dass ich dieser Geschichte wirklich die Zeit gebe, die sie braucht, um sich zu entwickeln. Damit die Leser das Gefühl haben, dass sich das Warten gelohnt hat.

Sie haben seit 2001 jedes Jahr einen neuen Thriller produziert. Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

Slaughter: Bei den meisten Büchern habe ich keine Ahnung, woher die Inspiration kommt. Für gewöhnlich ist es ein „Was wäre wenn“-Moment. Das bringt mich dazu, weiterzumachen: die „Was, wenn…“-Fragen zu beantworten. Obwohl ich viel Zugang zu realen Fällen habe, nehme ich nie einen in seiner Gesamtheit und setze ihn dann in einem Buch um. Ich erinnere mich immer selbst daran, dass diese Verbrechen echten Menschen zustossen, und ich muss diese Tatsache berücksichtigen, nicht ausnutzen. Also wähle ich verschiedene Details aus verschiedenen Fällen aus und mische sie zusammen. Davon abgesehen gibt es nichts, was ein Romanautor hervorbringen könnte, was es im wirklichen Leben noch nicht gegeben hat – normalerweise weitaus schrecklicher.

Haben Sie manchmal Probleme, neue Ideen zu entwickeln, wenn Sie ein Buch pro Jahr produzieren?

Slaughter: Ich denke, das Gehirn weiss, wann du bereit bist, zu schreiben. Das Schwierigste ist meiner Meinung nach, herauszufinden: bin ich am Zögern oder ist es eine Schreibblockade? Ich denke, oft ist es ein Aufschieben. Ich benutze einen Trick: Ich stelle den Timer für 30 Minuten auf den Herd, setze mich hin und fange an zu schreiben, auch wenn es Kapitel eins, Kapitel eins, Kapitel eins, immer und immer wieder Kapitel eins ist. Ich bringe mich zum Schreiben und ich sage immer, wenn du nach 30 Minuten aufhören willst zu schreiben, kannst du aufhören und das ist nie passiert. Jeder, jeder auf der Welt hat mindestens eine Idee für ein fantastisches Buch; ich glaube das wirklich. Sich hinsetzen, es zu schreiben, das ist der schwierige Teil. Das ist, was ich als den „Job“ am Schreiben betrachte, sich tatsächlich hinsetzen und herausfinden, wie ich diese Idee umsetze; wie erschaffe ich Figuren, um sie auszudrücken und wie fessele ich den Leser so, dass er immer wieder umblättern möchte?

Wie lange brauchen Sie, um ein Buch zu schreiben?

Slaughter: Es hängt davon ab, worum es in dem Buch geht und wie viel Recherche nötig ist. Ich würde sagen, dass der gesamte Prozess durchschnittlich zehn bis zwölf Monate dauert. Manchmal geht es schneller, manchmal langsamer. Ich möchte es nie so weit kommen lassen, dass ich eine Geschichte übereilt und unter Druck schreibe, und glücklicherweise sind meine Verleger sehr geduldig.

Welche Bücher haben Sie zum Krimi-Genre gebracht?

Slaughter: Flannery O’Connor ist eine meiner absoluten Lieblingsautoren und ich verehre jedes Wort, das sie geschrieben hat. Ihr Werke sind erschütternd, urkomisch und manchmal brutal. Als ich ihre Kurzgeschichte „Ein guter Mensch ist schwer zu finden“ gelesen habe, habe ich mir das erste Mal voller Bewunderung darüber Gedanken gemacht, was ein Autor mit seiner Kunst bewirken kann. Ich habe ihre Werke als kleines Mädchen in einer sehr kleinen Stadt im Süden gelesen, und es war aufregend zu sehen, dass eine Frau Geschichten erzählen konnte, die nicht dazu geeignet waren, sie in feiner Gesellschaft wiederzugeben.

Sie haben auf der ganzen Welt Fans. Was haben Sie mit denen schon erlebt?

Slaughter: Ich war letztes Jahr in Düsseldorf und diese netten Frauen haben mir Pralinen gebracht, die „Katzenzungen“ heissen. Die Schokolade sah wundervoll aus, aber sie hatten auf die Aussenseite der Schachtel geschrieben: „Wir werden dir nie vergeben, was du getan hast“ – in einem bestimmten Buch mit einer bestimmten Figur (keine Spoiler). Also ging ich zurück in mein Hotelzimmer, sah mir die Schokolade an und fragte mich… soll ich etwas essen, auf dem eine Drohung steht? Die Verpackung ist verschlossen, aber haben sie sie mit Dampf geöffnet und dann wieder zusammengeklebt? Am Ende bot ich meiner Publizistin welche an und wartete ein paar Minuten, um zu sehen, ob sie krank wurde, dann ass ich den Rest – so grosszügig bin ich.

Was ist Ihre grösste Leidenschaft?

Slaughter: Schreiben war schon immer meine Leidenschaft. Ich denke, viele Leute wünschen sich, ein Schriftsteller zu sein, aber wenn du wirklich ein Schriftsteller bist, hast nicht du das Schreiben gewählt, sondern das Schreiben dich. Selbst ein schlechter Tag mit Schreiben ist besser als ein schlechter Tag ohne zu schreiben.

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