Kida Khodr Ramadan: Vom „Jungen von der Strasse“ zum Star

Wie aus dem „Jungen von der Strasse“ ein gefragter Schauspieler mit Kult-Status wurde, erklärt Kida Khodr Ramadan unter anderem im Interview zur Kinokomödie „Die Goldfische“.

Für seine Rolle als Ali „Toni“ Hamady in der Serie „4 Blocks“ (seit 2017) wurde Schauspieler Kida Khodr Ramadan (42, „Asphaltgorillas“) unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Nun ist er in der neuen Kinokomödie „Die Goldfische“ (Kinostart: 21. März) als Pfleger Eddie zu sehen, der in einer Behinderten-WG arbeitet, in der unter anderem Franzi (Luisa Wöllisch), ein selbstbewusstes Mädchen mit Down-Syndrom, lebt…

Im Interview erklärt Kida, was der Filmemacher Detlev Buck (56, „Wuff“) mit seinem Erfolg zu tun hat. Der im Libanon geborene Berliner verrät aber auch, wie die Zusammenarbeit mit Luisa Wöllisch (22) am „Goldfische“-Set war.

Ihre Serie „4 Blocks“ ist ein grosser Erfolg. Was hat sich für Sie dadurch geändert?

Kida Khodr Ramadan: Ich kann jetzt beim Späti anschreiben lassen (lacht)… Spass beiseite, es hat sich sehr viel verändert. Ich mache den Beruf ja seit 15 Jahren und habe hart dafür gekämpft, dass ich damit irgendwann mal eine Familie ernähren kann.

Was wäre denn mal eine Traumrolle?

Kida: Obwohl meine Spezialität schon die Comedy ist, werde ich ständig als Mega-Gangster besetzt. Ich würde aber auch ganz gerne mal einen deutschen Chefarzt in einer Serie wie der „Schwarzwaldklinik“ spielen.

Wann wussten Sie, dass Sie Schauspieler werden wollen?

Kida: Ich war schon in der Schule immer der Entertainer und wollte die Leute begeistern. All eyes on me! Und irgendwann habe ich den Film „Hass – La Haine“ von Mathieu Kassovitz gesehen – nach wie vor einer meiner Lieblingsfilme. Diese Jungs von der Strasse haben darin so wahnsinnig gut gespielt, dass ich mir gedacht habe: Ich bin einer von diesen Jungs, dit kann ick auch, gib mir diese Chance! Und Gott war mir gnädig, er hat mir diese Chance gegeben. Ich bedanke mich jeden Tag dafür, dass ich mit diesem Beruf, der mir sehr liegt, meinen Kühlschrank vollmachen und meine Familie ernähren kann.

Was haben Sie gemacht, als es noch nicht so gut lief?

Kida: Ich habe nebenbei Teller gewaschen. Auch als ich schon für die Lola nominiert war. An dem Abend, als ich den Preis nicht gewonnen hatte, bin ich zurück ins Restaurant gegangen. Als der Chef mich gefragt hat, wo ich herkomme, habe ich gesagt, dass mein Cousin geheiratet hat. Dann habe ich meinen Smoking ausgezogen und Teller gewaschen. Das würde ich auch wieder machen, wenn es nicht mehr läuft.

Bei „Asphaltgorillas“ (2018) von Detlev Buck waren Sie auch mit von der Partie. Im Interview hat er damals geschwärmt, wie wichtig Sie für den Film waren. Was verbindet Sie beide?

Kida: Detlev Buck ist einer meiner Vorbilder. Er ist mein Mentor. Er ist indirekt mein Entdecker. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich bin. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, mein Leben lang. Kennengelernt haben wir uns bei den Dreharbeiten zu „Knallhart“. Damals hat er mir die Chance gegeben. Und seitdem sind wir sehr gute Freunde. Er hat ein grosses Herz und würde nie negativ über einen Menschen denken. Für mich ist er eine der grössten Persönlichkeiten, die ich je in mein Leben hineingelassen habe.

Sie sind gerade wieder Papa geworden. Wie schwer ist es, jetzt nicht zuhause zu sein, sondern auf Promo-Tour für ihren neuen Film?

Kida: Das ist schon sehr hart, aber was sein muss, muss sein. Der Film ist es wert. Meine Frau hält mich auf dem Laufenden. Das Baby ist zwei Wochen alt und ich bin sehr stolz und sehr froh.

Ihr neuer Film heisst „Die Goldfische“. In der Kinokomödie geht es unter anderem um den Umgang mit Menschen mit Behinderung. Hatten Sie vor den Dreharbeiten Erfahrung damit?

Kida: Ja, klar, die ein oder andere Erfahrung habe ich gemacht und auch ich hatte immer Respekt davor, etwas Falsches zu sagen. Aber seit dem Film habe ich eine andere Einstellung dazu: Vielleicht sind ja wir nicht die Normalen, sondern die Menschen mit Behinderung?

Wie war die Zusammenarbeit mit Luisa Wöllisch, einer Schauspielerin mit Down-Syndrom?

Kida: Es war so schön zu sehen, dass Luisa ein mega-intelligentes Mädchen ist. Sie war immer bestens vorbereitet auf ihren Text und hat ihre Rolle super gespielt. Ich würde mir wünschen, dass sie auf normale Rollen besetzt würde und nicht immer nur auf Rollen mit Behinderung.

Wie wichtig ist es bei diesem Thema, politisch korrekt zu formulieren?

Kida: Ich glaube, man muss ehrlich sein mit der Sache. Wenn ein Mensch mit Behinderung mein Freund ist, mache ich mich nicht über seine Behinderung lustig. Das würde ich sowieso nicht machen. Ich würde ihn auf einer Ebene sehen. Und genau das möchte ich auch von ihm haben. Ob das dann politisch korrekt ist oder nicht, ist mir egal. Ich will keine Blockade haben, einem Menschen gegenüber, den ich mag oder liebe oder auch mal kritisieren will.

Im Film kann man über Menschen mit Behinderung lachen. Ist das in Ordnung?

Kida: Ich finde, dass es irgendwann gar nicht mehr auffällt, dass es Menschen mit Behinderung sind. Die Gruppe hat ein Ziel und funktioniert als Team. Das finde ich toll.

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