„Gladbeck“: Die unrühmliche Rolle von Hans Meiser und Frank Plasberg

Vor 30 Jahren hielt ein Verbrechen Deutschland in Atem, dass bis heute die Leute in Angst und Schrecken versetzt: das Gladbecker Geiseldrama. Zwei bekannte deutsche Moderatoren bekleckerten sich damals als junge Reporter nicht gerade mit Ruhm: Hans Meiser und Frank Plasberg.

Mehr als fünf Millionen Zuschauer staunten im ersten Teil der Fernsehproduktion „Gladbeck“ am Mittwochabend im Ersten nicht schlecht, als plötzlich ein Schauspieler in der Rolle von Hans Meiser über den Bildschirm flatterte. Denn nicht nur in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Journalisten und Reporter verhielten sich während der unfassbaren Geiselnahme im Jahr 1988 vollkommen daneben, sondern auch zwei Namen, die bis heute untrennbar mit der TV-Landschaft verbunden sind: Eben jener Hans Meiser (71), aber auch der heute berühmte Polit-Talker Frank Plasberg (60).

Hans Meiser sprach mit Dieter Degowski

Meiser war damals beim jungen Privatsender RTLplus beschäftigt und tatsächlich einer der ersten, der die medialen Grenzüberschreitungen ins Rollen brachte. Er war es, der den Telefonhörer in die Hand nahm und direkt in der Deutschen Bank anrief, in der die Gangster in einer frühen Phase der Vorkommnisse zwei Geiseln in ihrer Gewalt hatten. In einem Interview mit dem „Spiegel“ sprach Meiser im Jahr 2016 ausführlich und durchaus selbstkritisch über die damaligen Vorgänge: „Es ist geschehen, ich kann es nicht rückgängig machen. Vielleicht war die Idee einfach blöd, ich weiss es nicht.“

Es sei eigentlich nur der Versuch gewesen, an Informationen zu kommen. Plötzlich habe er tatsächlich Dieter Degowski am Apparat gehabt: „Unser Gespräch war vielleicht 14 Sekunden lang, dann hat er aufgelegt.“ An seiner eigenen Stimme könne man hören, wie aufgeregt Meiser gewesen sei. Bis heute würden zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Einerseits wäre man ein schlechter Journalist, wenn man nicht auf die Idee des Anrufs kommen wäre, auf der anderen Seite sei man auch ein schlechter Journalist, wenn man das dann wirklich sendet – wie geschehen.

Frank Plasberg interviewte Hans-Jürgen Rösner

Eine ähnliche Rolle spielte auch Frank Plasberg, der damals als Radioreporter für den Südwestfunk in Köln unterwegs war und – wie viele seiner Kollegen auch – den Verbrechern in der Fussgängerzone Fragen stellte, während Degowski und Rösner wild mit ihren Waffen fuchtelnd ihre Geiseln bedrohten. „Das war eine Art journalistisches Drive-In“, sagte Plasberg erst vor wenigen Tagen dazu in der RBB-Talkshow „3nach9“. Er habe sich dort genauso angestellt, wie alle anderen auch: „Ich war einer von denen, das muss man mal so sagen.“

Als er an der Reihe gewesen sei, habe er Hans-Jürgen Rösner „drei oder vier Fragen“ gestellt, an deren Inhalt er sich nicht mehr wirklich erinnere. Er habe damals keine Skrupel empfunden, gibt der „Hart aber fair“-Moderator unumwunden zu. Dieser Tag gehöre zu seiner Biografie, aber es sei auch keine Entschuldigung, dass es alle gemacht haben. Das Glück für Plasberg: Das Interview wurde nie gesendet und auch nicht archiviert.

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