XXXTentacion: Der schmale Grat zwischen Gangster und Rapper

Die Rap-Szene trauert um den 20-jährigen XXXTentacion. Er wurde auf offener Strasse erschossen. Leider kein Einzelfall in der Hip-Hop-Szene in den letzten Jahrzehnten.

Es war wie eine Hinrichtung. Der amerikanische Star-Rapper XXXTentacion (bürgerlicher Name: Jahseh Dwayne Onfroy) kam gerade aus dem Laden eines Motorradhändlers und stieg in seinen superflachen Hybrid-Sportwagen vom Typ BMW i8 ein, als drei Schüsse fielen. Zwei Männer in dunklen Kapuzenshirts hatten auf den 20-Jährigen geschossen, dann rasten sie in einem dunklen SUV davon.

Als der Notarzt kam, sass Onfroy bereits tot am Steuer seines Autos. Die Polizei geht von einem Raubmord aus, offensichtlich hat einer der Täter eine Louis-Vuitton-Tasche gestohlen. Das Verbrechen in Deerfield Beach bei Miami (US-Staat Florida) ist nur eines von vielen an Rappern.

Gangsta-Rap als Lifestyle?

Das hat meist mit ihrer Herkunft oder ihrer Musikrichtung zu tun, was oft auf das Gleiche hinausläuft. Der Sprechgesang Gangsta-Rap, eine Form des Hip-Hops, entstand in den Ghettos amerikanischer Grossstädte.

In den Texten werden oft die kriminellen Lebensumstände der Umgebung wie Drogenhandel, Zuhälterei und Mord in drastischer Vulgärsprache beschrieben und teilweise verherrlicht. Der „Bad Nigga“ zum Outlaw, eine idealisierte Vorstellung des schwarzen Mannes, der die Wertvorstellungen der weissen Mehrheitsgesellschaft ignoriert und sich gegen alle Tabus und Gesetze des weissen Mannes auflehnt.

Zahlreiche Künstler dieses Genres haben nicht nur ihre musikalischen Wurzeln in diesen sozialen Brennpunkten. Sie leben für ihr Publikum diesen Gangsta-Rap – und nicht nur auf der Bühne, wo martialische Drohposen und finstere Mienen unterm Kapuzenpulli das wichtigste Showelement sind. Da werden Messer gezückt und Schläge ins Gesicht sowie Tritte gegen den Kopf angedeutet. Bisweilen wird aus diesem gewaltverherrlichenden Spiel blutige Realität.

Das bekannteste Opfer: Tupac Shakur

Tupac Shakur, der als einer der besten Rapper aller Zeiten galt – über 75 Millionen verkaufte Alben – starb in einem Krieg zwischen Westküsten- und Ostküsten-Rappern. Der 25-Jährige wurde am 7. September 1996 angeschossen. 13 Kugeln hatten ihn getroffen, als er durch Las Vegas fuhr. Sechs Tage später, am 13. September, erlag er seinen schweren Verletzungen.

Notorious B.I.G. starb mit 24 Jahren

Notorious B.I.G., so der Künstlername von Christopher Wallace, war ebenfalls eine der grossen Figuren der Rap-Szene. Biggie arbeitete mit Diddy (damals als Puff Daddy bekannt), Mary J. Blige und LL Cool J zusammen und brachte zu Lebzeiten nur ein Album heraus: „Ready to Die“ aus dem Jahr 1994, das als eines der einflussreichsten gilt. Biggie starb drei Jahre nach der Veröffentlichung und gerade mal sechs Monate nach Tupac. Auch er wurde in seinem Auto erschossen. Auf dem Nachhauseweg von der Afterparty der Soul Train Awards am 9. März 1997 wurde auf seinen Wagen geschossen, als dieser an einer roten Ampel in Los Angeles stand. Er wurde 24 Jahre alt.

Chaos bei Suge Knight

In Verdacht, mit der Ermordung von Notorious B.I.G. in Verbindung zu stehen, geriet der Rapper und Hip-Hop-Produzent Suge Knight (53). Doch man konnte ihm nichts nachweisen. Suge Knight, der in Compton (Kalifornien) als Marion Knight Jr. geboren wurde, gilt als Grossmogul der US-Rap-Szene. Fast sein ganzes Leben ist geprägt von Konflikten mit Gangs, Rappern und vor allem dem Gesetz. Etliche Jahre sass er im Knast – so auch zurzeit.

Als Jugendlicher war er Mitglied in einer Strassengang, er spielte Football und gründete 1991 zusammen mit Dr. Dre (53) die Plattenfirma Death Row Records. 1995 hinterlegte er für seinen Freund, die Rap-Legende Tupac Shakur, der wegen sexueller Belästigung verurteilt war, 1,4 Millionen Dollar Kaution und nahm ihn im Gegenzug für drei Alben unter Vertrag. Später behauptete Suge Knight, dass der Mordanschlag auf Tupac Shakur eigentlich ihm gegolten habe.

Mehrfach wurde auf Knight geschossen, beim letzten Mal, im Jahr 2014, in einem Club in Hollywood, trafen ihn sechs Kugeln. Er hat nur knapp überlebt.

Im Januar 2015 kam es bei Dreharbeiten zu einem Promo-Video für den Film „Straight Outta Compton“ (u.a. mit Ice Cube und Dr. Dre) zur Eskalation. Knight wurde von der Security nicht ans Set gelassen. Dann ging alles schnell. Suge Knight stieg in sein Auto, legte den Rückwärtsgang ein – und überfuhr zwei Männer. Einer starb, der andere überlebte mit schweren Verletzungen, der Fahrer beging Unfallflucht, stellte sich aber später der Polizei. Seitdem sitzt Knight hinter Gittern. Das Verfahren läuft noch, ihm drohen bis zu 30 Jahre Haft. Im September soll der Prozess weitergehen.

Eminem verlor einen guten Freund

Der Rapper Proof (1973-2006) galt als bester Freund von Eminem (45) und dessen Protégé. Er war Mitglied der Detroiter Rapper-Gruppe D12. Am 11. April 2006 wurde er in den frühen Morgenstunden auf der berühmt-berüchtigten Eight Mile Road erschossen. Proof, der mit bürgerlichem Namen Deshaun Holton hiess, wurde von einer Kugel in den Kopf getroffen, nachdem er zuvor in einer Bar in eine Schlägerei verwickelt war, angeblich wegen eines Billardspiels. Der Todesschütze behauptete, dass er in Notwehr gehandelt habe.

Grosse Trauer um XXXTentacion

Auch XXXTentacion, das jüngste Mordopfer unter den Rappern, hatte trotz seiner Jugend eine dunkle Vergangenheit. Er sass wegen diverser Vergehen hinter Gittern. Demnächst stand wieder ein Strafverfahren gegen ihn an, es ging um gefährliche Körperverletzung seiner schwangeren Ex-Freundin. Ausserdem soll er versucht haben, Zeugen einzuschüchtern.

Nun trauern seine Freunde und Kollegen im Netz um ihn. Rapper J. Cole (33) twitterte über XXXTentacion: „RIP X. Enormes Talent und unlimitiertes Potenzial und eine starke Sehnsucht, ein besserer Mensch zu werden.“

In einem Selfie-Video spielte das Mordopfer vor kurzem auf seine eigenen Gewaltausbrüche an und sagte den schaurigen Satz: „Wenn Schlechtes von Schlechtem kommt, sterbe ich einen tragischen Tod.“

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