Wie viel Humor hat US-Präsident Donald Trump?

US-Präsident Donald Trump macht sich gerne über andere lustig. Ist das Humor? Die Welt ist sich da nicht ganz sicher, aber Selbstironie hat unter US-Präsidenten eine gewisse Tradition.

Der eine ist 72, der andere 76. Kein grosser Unterschied, sollte man meinen. Doch Donald Trump (72) findet, dass ihn auch altersmässig Welten trennen vom nur vier Jahre älteren Joe Biden (76). Das liegt daran, dass der Demokrat Biden – einst Vize-Präsident der USA unter Barack Obama (57) – ernsthaft gute Chancen hat, Herausforderer von Trump bei den nächsten amerikanischen Präsidentschaftswahlen zu werden.

Trump witzelt über Joe Biden

„Ich bin ein junger dynamischer Mann“, sagte der 72-jährige Trump jüngst über sich selbst und schob hinterher, bei Biden sei er sich da nicht so sicher. Und halb Amerika lachte sich schlapp.

Sofort schob Trump hinterher: „Ich würde nie sagen, dass jemand zu alt ist, aber sie lassen mich alle sehr jung aussehen – sowohl was das Alter und, ich finde, auch was die Energie betrifft.“ Und er schwärmte weiter über sich: „Ich fühle mich einfach wie ein junger Mann. Ich bin so jung. Ich kann nicht glauben, dass ich der Jüngste bin.“

Das wirft nicht nur im showbegeisterten Amerika die Frage auf, ob und wie viel Humor Donald Trump hat. Er selbst sieht sich als den besten und selbstredend lustigsten aller Präsidenten. Über die anderen könne er nicht mal lächeln, sondern nur lachen…

Der Feind hilft mit

Das Bild vom humorvollen Trump „liefert ausgerechnet einer seiner liberalen Lieblingsfeinde“, wie die „Bild“ schreibt: der MSNBC-Moderator Joe Scarborough (56). In seiner „Morning Joe“-Show sagte der TV-Mann: „Eines muss man Donald Trump lassen: Er kann auf einer Wahlkampfbühne, was ausser ihm keiner kann – trotz seiner hasserfüllten Rhetorik stellt er einen Draht zu seinem Publikum her.“

Joe Scarborough zeigte in seiner Sendung ein Foto von Trump und eines von Biden, auf dem er ziemlich gebrechlich aussah. Dazu feixte der Moderator: „Ja, liebe Demokraten, er sieht so aus, als wäre er 20 Jahre jünger als viele eurer Kandidaten.“ Sofort bedankte sich Trump via Twitter – und setzte noch einen oben drauf: „Danke, Joe. Und vergiss nicht, das Gehirn ist auch viel schärfer.“

Einige Auszüge aus seinen Kalauern

Es gelingt Trump fast immer, die Aufmerksamkeit seines Publikums zu erobern, sei es per Twitter oder per mündlicher Verlautbarung. Ob es das Publikum will – oder nicht. Hier eine kleine Auswahl von zündenden Trump-Pointen:

„Ich danke dem Establishment. Viele von diesen Leuten sind meine Freunde. Ich gratuliere euch, dass ihr so viel Geld aufgetrieben habt, um gegen mich Stimmung zu machen. Und sorry, dass es nichts nützt.“

„Wenn Ivanka nicht meine Tochter wäre, würde ich sie wahrscheinlich daten.“

„Es schneit und friert in New York. Wir brauchen globale Erwärmung!“

„covfefe“ und Prügeln hinter der Schule

In einem seiner mittlerweile gelöschten Tweets stand das Wort „covfefe“, das niemand kannte und über das Millionen rätselten. War es ein Vertipper? Trump wusste es wohl selbst nicht mehr und twitterte erneut: „Wer findet die Bedeutung von ‚covfefe‘ heraus? Viel Spass!“

Beim kleinen Wortgefecht mit Joe Biden kündigt Trump dem „schläfrigen Joe“ auf Twitter „fiese“ Vorwahlen bei den Demokraten an und zweifelt erst mal an dessen Intelligenz. Biden hatte ihn mal heftig attackiert: „Der Kerl, der schliesslich unser nationaler Anführer wurde, hat gesagt: ‚Ich kann einer Frau überall hinpacken, und sie mag es.‘ Wenn wir zusammen in der High School wären, würde ich ihn hinter der Turnhalle windelweich prügeln.“

Da konterte der US-Präsident: „Der verrückte Joe Biden versucht hier auf harten Macker zu machen. Dabei ist er sowohl mental, als auch körperlich schwach. Und trotzdem droht er mir nun schon zum zweiten Mal körperliche Gewalt an. Er kennt mich nicht, aber er würde schnell und hart zu Boden gehen und dabei nur noch heulen. Bedrohe keine Menschen, Joe!“

Selbstironie hat Tradition

Blitzt da so etwas wie Selbstironie auf? Die Amerikaner mögen solche verbalen Scharmützel und sie lieben an ihren Präsidenten den Humor, vor allen, wenn sie über sich selbst lachen können. In dieser Hinsicht war Barack Obama recht lustig, George W. Bush (72) manchmal auch, ebenso Bill Clinton (72). Und Ronald Reagan (1911-2004) machte sich selbst über das Attentat von 1981 lustig, bei dem er einen Lungenschuss erlitten hatte.

Bei Donald Trump hat man oft den Eindruck, dass einige Äusserungen nur selbstironisch gemeint sein können, denn ein derart grosses Ego würde ja kein Mensch in aller Öffentlichkeit präsentieren wollen:

„Meine Finger sind lang und schön, wie, wie gut dokumentiert wurde, auch andere Teile meines Körpers.“

„Das Schöne an mir ist, dass ich sehr reich bin.“

„Mein IQ ist einer der höchsten – und ihr alle wisst das! Bitte fühlt euch nicht dumm oder unsicher, es ist nicht eure Schuld.“

Doch Freunde und Wegbegleiter versichern glaubhaft: Dieser Mann lacht nie über sich selbst, sondern stets nur über andere. Selbst wenn er witzig über die eigene Person spricht, ist das völlig ernst gemeint. Etwa so: „Mein Twitter ist inzwischen so mächtig, dass ich meine Feinde die Wahrheit sprechen lassen kann.“

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