The Legend of Zelda: Das Bild eines Helden

Kaum ein Videospiel hat eine solch reiche Ahnengalerie wie die Titel aus der The-Legend-of-Zelda-Reihe. Ein Segen und ein Fluch. Denn jedes neue Spiel muss sich an ebendiesen Ahnen messen. Ein Test, den nicht alle Spiele bestehen.

Nintendo scheint sich wieder aud die Wurzeln besinnen zu wollen: Bereits das zweite Zelda-Spiel steht dieses Jahr in den Regalen. Im Falle von A Link Between Worlds, schlägt Nintendo überraschenderweise einen etwas anderen Weg mit seiner Ur-Serie ein. Unter der Oberfläche zumindest. Denn von aussen merkt man davon nichts. Auf dem Cover des Spiels prangt das Master-Schwert, und auch das Triforce ist natürlich vertreten. Selbst auf dem Titelbildschirm wird man von den altbekannten Melodien begrüsst und darf in alter Zelda-Manier seinen Helden benennen. Auch das Intro scheint nur zu bekannt. Doch schon bald zeigt sich: Hier ist einiges anders.

Erste auffallende Änderung: Der Kapitalismus ist in Hyrule eingekehrt. Items wie der Bumerang, das Feuerszepter oder die Bomben werden nun für eine Handvoll Rubine von einem geheimnisvollen Händler gemietet und später für horrende Preise gekauft. Die Sache mit dem Item-Abo hat jedoch einen Haken. Sobald unser Recke stirbt, gehen die Gegenstände zu ihrem rechtmässigen Besitzer zurück. Für den Helden heisst das: Raus aus dem Verlies, rein in den Shop und Brieftasche leeren. Eine wunderbare Änderung, wenn man bedenkt, dass man früher ohne Konsequenzen sterben durfte. Jetzt kostet ein Fehltritt nicht nur das Leben, sondern auch Rubine. Automatisch spielt man überlegter und etwas vorsichtiger. Auch nutzen nun alle Items und Fähigkeiten eine einzige Mana-Leiste. Pfeile, Deku-Nüsse oder Bomben sind damit Geschichte.

Auch die Ausrüstung ist nun besser versteckt als in den Spielen zuvor. Dreht man nicht jede Vase in den Verliesen um, bleiben wichtige Gegenstände wie bessere Rüstung oder Schilde auf der Strecke. Und das merkt man spätestens dann, wenn man an nur wenigen Schwertstössen oder Feuerbällen stirbt und seine Items beim Händler erneut mieten darf. Zelda-typisch sind auch die üblichen Geheimnisse wie Herzteile oder Rubine vorhanden. Auch sonst hat der Spieler genügend Abwechslung: Rubin-Rennen, Suchaufträge oder fordernde Monsterduelle – das Spiel gibt viel her. Und das nicht nur spieltechnisch.

Optisch beeindruckt A Link Between World mit seinem neuen 3D-Feature und den vielfältigen Umgebungen. Untermalt wird das Ganze von einem grandiosen Soundtrack, der mit einer ausgewogenen Mischung aus remixten altbekannten Melodien und neuen Stücken aufwartet. Auch das Leveldesign ist zu einem späteren Zeitpunkt abwechslungsreich. Zu Beginn muss man allerdings einiges an Geduld aufbringen, bis das Spiel endlich in Fahrt kommt. Mit der Erschliessung der dritten Dimension hat Nintendo einen grossen Platforming-Aspekt in seine Verliese eingebaut. Und genau da liegt der Hund begraben.

Besitzt man nur einen 2DS oder kann mit dem stereoskopischen 3D-Effekt des 3DS nichts anfangen, wird man im späteren Spielverlauf massive Probleme haben. Seien es Gegner, die von oben attackieren, Plattformen, auf denen man Punktlandungen ausführen soll, oder Schalter, die man mit Bomben aktivieren muss: Ohne 3D wird man unweigerlich Schwierigkeiten bekommen. Die meisten Mechaniken im Game bauen auf diesem Spiel zwischen mehreren Höhenebenen auf. Eine durchaus faszinierende, jedoch nicht unproblematische Entscheidung von Nintendo.

Faszinierend ist auch die Freiheit, die Nintendo dem Spieler überlässt. Beinahe Open-World, darf der Spieler die Reihenfolge der einzelnen Verliese im späteren Spielverlauf frei wählen.

Nicht neu ist hingegen die Idee von zwei parallelen Spielwelten. Neben der altbekannten Welt von Hyrule, eröffnet Nintendo zum ersten Mal die Tore nach Lorule. Wo in Hyrule freundliche Farben und eine angenehme Atmosphäre herrschen, ist im dunklen und zerklüfteten Lorule nicht gut Kirschen essen. Zwischen den beiden Welten wechselt unser Held mit Rissen in den Wänden: Eine weitere Mechanik, die im späteren Spielverlauf gerne in Rätsel eingebunden wird. Eine gute Idee, auch wenn die Benennung der beiden Welten in Hyrule und Lorule etwas subtiler hätte sein können.

Fazit

Der Old-School Zelda-Fan wird erschrecken: An diesem Spiel ist vieles anders. A Link Between Worlds gleicht einem kleinem Punker in einer aristokratischen Grossfamilie. Der rebellische Jüngling zeichnet sich durch 3D-Spielereien, einen frischen Soundtrack und ein neues Item-System aus. Doch unter all den nietenbesetzten Kleidern ist noch immer ein grünes Herz mit Zipfelmütze versteckt. Es sind ebendiese Neuerungen, die schlussendlich den Spielspass ausmachen. Es ist das Wissen, dass ein Tod innerhalb des Dungeons heisst, alle geliehenen Gegenstände sind nicht mehr vorhanden. Das Wissen, dass man die freie Wahl hat, welchen Tempel man besuchen will. Die 3D-Puzzles gehen zwar nach kurzer Zeit auf die Nerven, doch spätestens wenn man die anderen Spielmechaniken nutzen darf, verfliegt der Unmut wieder. Definitv eines der besseren Zelda-Spiele, welches sich seinen Platz auf dem goldbestickten Wandteppich neben A Link to the Past, Majoras Mask und Oracle of Seasons/Ages redlich verdient hat.

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