Super Mario 3D World

Alles ist besser mit Katzen. Dies hat sich Nintendo scheinbar auch gedacht und das Firmenmaskottchen und seine Kollegen in bunte Katzenkostüme gesteckt. Doch Pelz und süsse Augen reichen nicht aus, um mein hartes Reviewer-Herz zu erobern.

Schon im ersten Level lässt Nintendo die Katze aus dem Sack. (Sprich)Wörtlich. Denn ohne Vorwarnung wird der Spieler von knuffigen Gumbas mit Katzenohren attackiert. Auch Mario selbst mutiert bald mittels eines neuen Power-Up zum Vierbeiner. Possierlich ist er anzusehen, der dicke Klempner, wie er auf allen Vieren und mit dem Schwanz senkrecht in die Höhe gestreckt herumstolziert. Als geübter Spieler mit einem funktionierenden Gehirn und intaktem Koordinationssinn wird man diesen verdammten Katzenanzug auch so schnell nicht wieder los. Denn die ersten Levels sind so einfach, dass man beinahe die Lust aufs Weiterspielen verliert. Denn auch die Story um Feen, welche von Bowser entführt und für seine Zwecke missbraucht werden, ist kein grosser Ansporn.

In der ersten Stunde scheint das Spiel alle kindischen Spielereien zeigen zu wollen, die man sich mit der Wii U nun erlauben kann. Denn das Anblasen des Wii U GamePads um eine Plattform zu heben ist nur so lange lustig, bis man sich der Dummheit dieser Aufgabe bewusst wird. Dies mag angesichts der Materie etwas seltsam klingen, wir sprechen hier immerhin von einem Videospiel. Jedoch wird mir der Sinn hinter dem angeblasenen GamePad wohl genauso verwehrt bleiben, wie die Notwendigkeit, eine Plattform mit Antippen auf dem Touchpad zu heben. Denn in meinen Augen ist alles, was mich die Knöpfe loslassen lässt um eine völlig arbiträre Aktion auszuführen, nichts anderes als schlechtes Gamedesign. Vermutlich sieht dies Nintendo ähnlich, denn im späteren Spielverlauf kommen diese zweifelhaften Spielmechaniken nicht mehr vor.

Zeitweise schafft es Nintendo jedoch durchaus, die Kreativität ihrer Designer zum Guten zu nutzen. Ein glänzendes Beispiel dafür sind die Mini-Puzzles mit Captain Toad. Der kleine Genosse kann weder springen noch rennen und seine Abenteuer finden in einem dreidimensionalen, drehbaren Level auf mehreren Ebenen statt. Das Konzept ist einfach: Der Spieler muss alle Sterne im Level einsammeln, ohne zu sterben. Eine willkommene Abwechslung zu den anderen Levels, wo statt Grips vorwiegend Reflexe gefragt sind. Auch mehrere andere Levels strotzen nur so vor guten Ideen. Besonders geblieben ist mir etwa ein spezielles Level, bei dem die Helden nur anhand von Schattenprojektionen gesteuert werden – neben der raffinierten Spielmechanik auch eine reine Augenweide.

Allgemein ist das Spiel von der Präsentation her schlichtweg wunderschön. Der Soundtrack ist brillant und wie für Mario-Spiele üblich gespickt mit Hommagen an die alten Tracks aus der reichen Geschichte der Serie. Das Slide Theme ist ebenso vorhanden wie Toad’s House oder das Athletic Theme, verpackt in einem wunderbaren neuen Remix. Die Steuerung ist präzise, die Power-Ups sind solide. Doch etwas anderes ist auch nicht zu erwarten von einer Serie, welche seit bald 30 Jahren stets verfeinert und verbessert wird. Unfair wäre es, die technische Perfektion nicht zu erwähnen. Aber selbst der kantigste Stein ist nach 30 Jahren im fliessenden Wasser abgerundet und wohlgeformt.

Ultimativ bleibt wohl nur dies zu sagen: Es ist ein Mario-Spiel. Ein Gutes noch dazu. Es versucht neue Ansätze zu finden, legt aber die Sicherheitsleine nie ab. Power-Ups wie die Superglocke (Miau) oder die Doppelkirsche (eine Kopie des Spielcharakters erscheint und wird gleichzeitig gesteuert) sind schön und gut, fügen sich aber nicht organisch mit dem Rest der Levels zusammen. Viele der Innovationen sind da, um innovativ zu sein und fühlen sich im Gesamtbild unpoliert und beinahe unpassend an. Die wahre Stärke des Titels liegt darin, die alte Formel in einer nahezu perfekten Form zu zeigen. Und hier liegt wohl das Problem der Serie. Das übliche Super-Mario-Platforming ist mittlerweile so gut, dass sich Innovation nur schwer damit verträgt.

Fazit

Super Mario 3D World macht beinahe alles richtig. Nach einem etwas langsamen Start entfaltet sich das Spiel spätestens ab Welt Nummer 3 zu einem Mario-Titel, bei dem man nur wenig zu kritisieren findet.  Die Levels sind sehr fantasievoll und abwechslungsreich und legen gegen den Schluss gehörig im Schwierigkeitsgrad zu. Einige der neuen Additionen zum Mario-Universum sind zwar durchaus gelungen, andere wiederum sind eher hinderlich als spassig und führen bei den erfahrenen Spielern unweigerlich zu Kopfschütteln. Ob alleine oder im Verbund mit bis zu drei anderen Spielern auf der Couch, Super Mario 3D World macht einen Heidenspass. Ein guter Titel, um die Jüngeren von der eigenen Faszination für den roten Klempner zu überzeugen.

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