Zehn Jahre Devolver Digital: Punkrock oder nicht?

Grosses Jubiläum für Devolver Digital: Kürzlich wurde der Videospiel-Publisher stolze zehn Jahre alt. Ein Blick zurück auf eine Dekade voller grossartiger Games.

Devolver Digital haftet dieses gewisse Image an… Der Games-Publisher aus dem texanischen Austin, der sich der Veröffentlichung von Indie-Spielen verschrieben hat, ist irgendwie ein bisschen wild, ein bisschen unvorhersehbar und zu ernst nimmt man sich dort sowieso nicht. Eine Prise DIY-Spirit dazu, noch ein bisschen Underdog-Sympathie drübersprenkeln und fertig ist eine kleine Firma mit derzeit gerade einmal 16 Mitarbeitern, die in Sachen Beliebtheit vielen grossen Konkurrenten immer mehr den Rang abläuft.

Kreatives Chaos

„Alles, was sie über uns sagen, ist die Wahrheit, ausser dass wir cool oder Punkrock sein sollen“, scherzt Mitgründer Graeme Struthers auf Nachfrage der Redaktion. Dabei sind sie genau das. Wären Videospielhersteller Körperteile, Devolver Digital wäre vermutlich ein ausgestreckter Mittelfinger.

Während andere Hersteller in ihren E3-Pressekonferenzen unverfängliche Witzchen machen und grossenteils familientaugliche Unterhaltung bieten, schert sich der Indie-Publisher kaum um Konventionen. Ihre „Pressekonferenz“ ist ein aufgezeichnetes Schauspiel aus kantigem Charme, schlechten Scherzen, unzähligen Popkultur-Referenzen und jeder Menge Bluteffekten, das in all seiner chaotischen Überdrehtheit gleichzeitig neue Spiele vorstellt und die Games-Branche teils bitterböse – aber trefflich – parodiert.

Von „Hotline Miami“ bis „My Friend Pedro“

Ende Juni wurde Devolver Digital nun zehn Jahre alt. Höchste Zeit also, um sich noch einmal an einige der besten, ideenreichsten und ganz einfach abgefahrensten Games des Publishers zu erinnern.

Der allererste Titel im Portfolio von Devolver Digital war „Serious Sam HD: The First Encounter“ (2009) – ein Remake des ersten Teils einer recht bekannten Shooter-Reihe. Breitere Aufmerksamkeit erlangte der Publisher dann Ende 2012 mit der Veröffentlichung von „Hotline Miami“. Im über-stylischen 80er Look metzeln sich Spieler durch Horden an russischen Mafiosi. Dank seiner Geschichte, einem äusserst gelungenen Soundtrack, einem fordernden Schwierigkeitsgrad und seiner kompromisslosen Gewaltdarstellung wurde der Titel schnell zu einer Art Kultspiel. Im März 2015 erschien dann der Nachfolger „Hotline Miami 2: Wrong Number“.

Auch mit „Shadow Warrior“ (2013), einem Reboot des Originals von 3D Realms aus dem Jahr 1997, und „Shadow Warrior 2“ (2016) sorgte Devolver Digital für Aufsehen. Als Badass-Ninja Söldner Lo Wang ballern und schnetzeln sich Spieler hier mit einem ganzen Arsenal an Waffen durch eine Armee von Dämonen. Kein Wunder, dass Struthers gerne Lo Wang wäre, wenn er in die Haut einer der Figuren eines von ihm veröffentlichten Spiels schlüpfen könnte.

Aber es geht nicht nur um Blut und Action bei Devolver Digital, das wäre auf Dauer auch langweilig. Mit „Reigns“ (2016) veröffentlichte man beispielsweise ein Strategiespiel, in dem Spieler möglichst lange als Monarch auf dem Thron sitzen müssen. Im Mittelpunkt des Spiels steht eine simple wie geniale Mechanik. Wie bei Tinder muss man nach links oder rechts swipen, um Ratschläge seiner Berater anzunehmen oder abzulehnen. Im Herbst 2018 erschien sogar „Reigns: Game of Thrones“, in dem Spieler unter anderem in die Rollen von Jon Schnee, Tyrion Lennister oder von anderen beliebten Seriencharakteren aus dem Fantasy-Epos schlüpfen konnten.

Als ziemlich fordernd, aber gleichzeitig auch geradezu süchtig machend stellten sich die Skateboardspiele „OlliOlli“ (2014) und „OlliOlli2: Welcome to Olliwood“ (2015) heraus und „Enter the Gungeon“ (2016) gilt als einer der besten Twin-Stick Shooter der vergangenen Jahre. Besonders atmosphärisch sind die beiden Adventures „Stories Untold“ (2017) und das gerade erst im Mai erschienene „Observation“ vom schottischen Studio No Code. Letzteres Game ist ein spielbarer Sci-Fi-Thriller, in dem Gamer die Rolle einer Künstlichen Intelligenz auf einer Raumstation übernehmen.

Nicht zuletzt sollten Titel wie das bunt-abgedrehte Point-and-Click-Abenteuer „Dropsy“ und das 80er-Jahre-Adventure „Crossing Souls“ erwähnt werden, oder das Visual Novel „Hatoful Boyfriend“, in dem man sich als einziges menschliches Mädchen an einer Schule voller Vögel für einen gefiederten Boyfriend entscheiden muss. Zuletzt machte Devolver Digital mit dem Ende Juni erschienenen „My Friend Pedro“ Schlagzeilen. Der namenlose Spieler wird darin von einer schwebenden, sprechenden Banane geweckt, bevor er sich durch ein Fest an Bullet-Time-Action ballert.

Wenn Devolver Digital seiner Linie treu bleibt, dann dürfen Spieler auch in den kommenden Jahren auf ein buntes Potpourri aus abgefahrenen Ideen hoffen. Denn nicht vergessen: Alles, was man so über Devolver Digital sagt, entspricht der Wahrheit!

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