„Tatort: Im toten Winkel“: Lohnt sich der Krimi am Sonntag?

„Tatort: Im toten Winkel“ ist einer der letzten Krimis der Bremer Ermittler Lürsen und Stedefreund. Lohnt sich das Einschalten?

Wenn häusliche Pflege zum Albtraum wird. Davon erzählt der Krimi „Tatort: Im toten Winkel“ (11. März, 20:15 Uhr, das Erste). Für Regisseur Philip Koch (35, München-„Tatort: Hardcore“) ist der Film besonders wichtig, denn er behandelt „ein prekäres Thema, das aus der Mitte der Gesellschaft kommt, das echt ist und das eines der drängendsten sozialpolitischen Themen der nächsten 20 Jahre werden wird“. Worum es genau geht und ob sich das Einschalten lohnt, erfährst du hier.

Das ist die Story des Films

Als der Rentner Horst Claasen (Dieter Schaad) seine demenzkranke Frau tötet, sehen sich die Bremer Ermittler Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) mit einem gesellschaftlichen Tabuthema konfrontiert. Hat sich Horst Claasen die häusliche Pflege tatsächlich nicht leisten können? Die Ermittler tauchen in den anstrengenden Alltag von Pflegenden ein, die sich aufopferungsvoll um ihre Angehörigen kümmern. Doch dann gibt es eine weitere Leiche…

Lohnt sich das Einschalten?

Ja. Allein schon weil die Schauspieler Sabine Postel (63, „Nicht von schlechten Eltern“) und Oliver Mommsen (49, „Gegen den Wind“) Ende Februar 2017 bekanntgaben, dass sie nach über 20 Jahren Anfang 2019 aus der „Tatort“-Reihe aussteigen werden. Es ist also einer ihrer letzten Fälle.

Doch auch inhaltlich lohnt sich das Einschalten sehr. Denn auf eine der grossen Herausforderungen unserer Zeit, die dramatischen Zustände in der häuslichen Pflege, kann man nicht oft und nicht deutlich genug hinweisen. Von jetzt auf gleich können auch junge Menschen in eine solche Betreuungssituation geraten, wie der Film zeigt.

Dieser Krimi ist auch ein Drama, das macht schon der trostlose Einstieg klar. Und es wird nicht besser, wenn schreckliche Sätze wie dieser fallen und man denjenigen, der ihn sagt, nicht mal so richtig verurteilen kann: „Wann stirbst du endlich, Mama?“

Der „Tatort“ ist nicht experimentell, geht aber an die Nieren, gerade weil er so realistisch ist. Von der Einstufung durch den MDK bis hin zu osteuropäischen Pflegekräften und der Pflegemafia ist alles dabei.

Die Auflösung des zweiten Mordfalls ist allerdings eine kleine Enttäuschung, denn wer diesen begangen haben soll, ist eher unglaubwürdig. Wundern dürfte sich so mancher Zuschauer ausserdem darüber, warum Malte Sievert (Jörn Knebel) von der Kripo zur Hausdurchsuchung seinen Tee mitnimmt.

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